Alle Beiträge von Klaus Nissen

Richtungsstreit bei AfD

Kalbitz bewegt auch Wetterauer AfD

Von Klaus Nissen

„Der Kreisverband steht an der Seite von Andreas Kalbitz“. Diese Botschaft erschien am 16. Mai 2020 Woche auf der Facebookseite der Wetterauer AfD, garniert mit dem Konterfei des rechtsextremen Anführers der brandenburgischen AfD-Landtagsfraktion. Kurz zuvor hatte der Parteivorstand mit knapper Mehrheit die Parteizugehörigkeit von Kalbitz annulliert. Nun streitet die Partei auch in der Wetterau darüber, wie rechts sie sein will. Auf ihrer Facebookseite waren alle 130 Mitglieder des Kreisverbandes kurzerhand zu Sympathisanten der „Flügel“-Galionsfigur Kalbitz erklärt worden. Wer den Beitrag verfasste, ist unklar. Inhaltlich verantwortlich für die Seite ist der AfD-Kreissprecher und Landtagsabgeordnete Andreas Lichert. Doch es gab Widerspruch. Richtungsstreit bei AfD weiterlesen

Wegen Corona aufs Rad

Händler sollen Fahrräder reparieren

Von Klaus Nissen

Nach sieben Wochen haben auch die hartgesottensten Couchpotatos die Nasen voll vom Fernsehen, Online-Surfen oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spielen. Viele beginnen, ihre Dachböden, Keller und Garagenwinkel zu entrümpeln. Dabei entdecken sie verstaubte Fahrräder aus sportlicheren Zeiten. Die Folgen: An sonnigen Tagen strampeln viel mehr Familien und Paare als sonst über die Feldfluren. Die Fahrradhändler der Region erleben eine Sonderkonjunktur. Und haben nun Gelegenheit, aufgestauten Frust rauszulassen.

Wegen Corona aufs Rad

„Es ist Stress pur. Ein Sechzehn-Stunden-Arbeitstag reicht im Moment nicht“, stöhnt die Fahrrad- und Gartengeräte-Händlerin Sabine Lutz aus Wolferborn bei Büdingen im Wetteraukreis . Bei ihrem Familienbetrieb häufen sich die Anrufe und Besuche von Menschen, die ihre vernachlässigten Drahtesel ausflugtauglich machen wollen. Mal ist der Radmantel spröde geworden, mal der Bremszug gerissen. Oder die eingerostete Gangschaltung verstellt. Und die Reparatur „muss gleich und sofort sein“, umschreibt Sabine Lutz die Erwartungshaltung mancher Kunden. In der Wolferborner Fahrradwerkstatt tut man, was geht. Aber es reicht nicht aus.

Mit Fahrradreparaturen ist Günther Steuernagel bis Monatsende ausgelastet. Der Altenstädter wünscht sich, dass die in der Corona-Zwangspause aufs Rad gestiegenen Wetterauer auf Dauer der Pedale treu bleiben. Und bei der Ausrüstung auf Qualität achten. Foto: Nissen

Beim großen Fahrradgeschäft HWG der Familie Haas an der Lauterbacher Straße in Gedern ist ebenfalls richtig was los. Man habe schon einen Angestellten mehr als üblich in die Werkstatt beordert, berichtet Sigrun Haas. Doch der Ansturm sei nicht zu bewältigen – leider müsse man auch mal Reparaturbegehren ablehnen: „Das tut weh. Aber es nutzt ja nichts, wenn das Fahrrad vier Wochen oder länger in der Werkstatt steht.“ Manche Alt-Fahrräder sind auch nicht mehr zu reparieren, sagt Sigrun Haas. Wenn sie zum Beispiel Billig-Felgenbremsen aus minderwertigem Material haben, die heutzutage nicht mehr zugelassen sind. „Es gibt ja Vorschriften der Verkehrssichereit, für die wir haften müssen, sobald wir ein Fahrrad zur Reparatur in die Werkstatt schieben.“

Wer am Wochenende einfach mal wieder aufs Rad steigen will, weil nichts anderes mehr geht, kann bei HWG auch ein Trekkingrad leihen. Das sei garantiert gut in Schuss und mache den Gelegenheits-Radfahrern vielleicht auch wieder Lust aufs Pedalieren. „Die Leute strahlen einfach, wenn sie zurückkommen“, beobachtete Sigrun Haas. „Sogar die pubertierende Tochter. Man sieht, dass das Radfahren durch die Natur gut für die Seele ist.“

„Ich hätte heute schon drei Räder verkaufen können“

In Altenstadt klingelt das Telefon von Günther Steuernagel öfter als sonst. Es sind Leute, die einfache Fahrräder für Ausflüge suchen. „Ich hätte heute schon drei Räder verkaufen können“, sagt der Inhaber des 1949 von seinem Vater gegründeten Geschäfts gegenüber dem Rathaus. Doch Steuernagel muss abwinken – er verkauft nur noch E-Bikes einer niederländischen Firma, die solide, dauerhafte Qualität liefert. Solche Räder kosten aber mehr als 2000 Euro. Die sichern dem Händler das Überleben. Auf die Stammkunden allein könne er sich nicht mehr verlassen, so der Händler. Die seien nach und nach weggestorben. Und viele junge Menschen, die Stammkunden werden könnten, zögen nach fünf Jahren wieder aus Altenstadt fort. Das Überleben gelingt Günther Steuernagel trotzdem, weil er keine Angestellten hat und die Fixkosten niedrig hält. Reparaturen macht er auch – bis Ende Mai sind seine Arbeitstage ausgebucht. „Wenn einer bei mir einkauft, kann er jederzeit kommen und kriegt geholfen.“ Doch wenn jemand mit dem kaputten Billigrad vom Discounter oder vom Onlineversand auftaucht, winkt Günther Steuernagel ab. Er ist nicht der einzige Händler, den die Vorliebe vieler Kunden für billige und gut aussehende Räder ärgert. „Es gibt Leute, die sich von mir beraten lassen. Und dann kaufen sie das Fahrrad im Internet!“ Nachhaltigkeit und lange haltende Teile seien zu vielen Menschen nichts wert.

Fahrrad-Schrauber ordern jetzt edle Teile

Neun Kilometer von Günther Steuernagel entfernt arbeiten Petra und Dirk Körner ebenfalls im Fahrrad-Metier – aber ganz anders. Das an der Stockheimer Vordergasse lebende Paar hat keinen Publikumsverkehr und kein Ladengeschäft, es muss wegen der Corona-Folgen aber genau wie alle anderen Fahrradexperten schuften. „Wir haben jetzt eine Sieben-Tage-Woche. Es ist wie ein Tsunami“, sagt Dirk Körner. Das Paar begann vor zwölf Jahren, unter dem Firmennamen Radsport Erdmann Ersatzteile und selbst gefertigte Vorder- und Hinterräder über das Internet zu vertreiben. Keine Billigware, sondern haltbare Sättel, Speichen, Felgen, Pedalen, Parallelogramm-Satteldämpfer, Getriebenaben und Nabendynamos aus deutscher Produktion. Zu Beginn der Corona-bedingten Zwangspause herrschte noch Schockstarre bei den Menschen, sagt Dirk Körner. Doch vor vier Wochen holten sie weltweit ihre Räder aus den Winkeln und merkten, dass einiges an ihnen aufzuarbeiten war. Wer sich das selber zutraut und Qualität mag, bestellt die Teile beim Ehepaar in Stockheim. Es hat sie auf Lager und ist vorerst nicht von der Verlässlichkeit internationaler Lieferketten abhängig. Dass Radsport Erdmann zu den Profiteuren der Pandemie gehört, ist Dirk Körner regelrecht peinlich. Andererseits freut er sich über das wachsende Interesse am gepflegten Radfahren. Er hofft und glaubt, dass viele Menschen nach der Epidemie weiter in die Pedale treten. Das sei nachhaltig und gesund. Außerdem seien Fernreisen wohl für längere Zeit nicht angesagt.

Hier gibt es Tourentipps

Elfriede Pfannkuche sieht das genauso. Die frühere Bürgermeisterin von Hirzenhain wird nicht müde, die Attraktionen der näheren Umgebung zu preisen, die man gut und leicht mit dem Fahrrad erreichen kann. Momentan bietet sie Einzel-Schulungen für Leute an, die lange nicht geradelt sind und jetzt aufs E-Bike umsteigen wollen. Sobald es wieder erlaubt ist, will Pfannkuche auch die geführten Radtouren mit LeihEbikes wieder anleiten. Eine Übersicht steht auf der kreiseigenen Webseite tourismus.wetterau.de. Dort kann man auch digitale Radwegekarten herunterladen und Tourentipps bekommen.

Massenhaft Kurzarbeit

Jeder dritte bis vierte Betrieb betroffen

Von Klaus Nissen

Die Corona-Epidemie zwingt viele Betriebe zur teilweisen oder völligen Schließung. Nun gibt es mehr Arbeitslose – aber noch viel mehr Kurzarbeiter. Die Lage sei „angespannt, aber nicht dramatisch“, meinte Björn Krienke am 30. April 2020 Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Er ist Geschäftsführer für den operativen Bereich der Arbeitsagentur in Gießen. Vor allem das Gastgewerbe ist nach Ansicht der Gewerkschaft NGG in seiner Existenz bedroht. Massenhaft Kurzarbeit weiterlesen

Bevor Castro kam

Von Klaus Nissen

Ein Jahr vor der Eroberung Cubas durch die Rebellen der Castro-Brüder erschien 1958 ein unterhaltsamer Spionageroman von Graham Greene. Er heißt „Unser Mann in Havanna“ und ist immer noch auf dem Buchmarkt zu haben. Bevor Castro kam weiterlesen

Rettet das Pastis

Corona gefährdet Musiklokal

„Vorübergehend geschlossen“ heißt es bei den Öffnungszeiten des Musiklokals Pastis an der Haagstraße 41 in Friedberg. Je länger die Epidemie noch dauert, desto größer wird die Gefahr, dass Nounou sein Bistro auf Dauer schließen muss. Deshalb gibt es nun eine Rettungsaktion Rettet das Pastis weiterlesen

Windkraftanlagen, Teil 2

Was tun mit alten Windmasten?

Von Klaus Nissen

Zwanzig Jahre lang gibt es einen festen Strompreis für jede Kilowattstunde eines Windrades oder einer Photovoltaikanlage. So will es das im Jahr 2020 beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Für die ältesten Rotoren endet diese Zeit in acht Monaten. Was dann? Was passiert mit den Masten? Sind die Betreiber in den letzten 20 Jahren zu Millionären geworden? Diethardt Stamm von der Betzenröder Windenergie GbRmbH gibt Rechenschaft – und erläutert seine Pläne. Windkraftanlagen, Teil 2 weiterlesen

Windkraftanlagen, Teil 1

Wo sie noch wachsen dürfen

Von Klaus Nissen

Etwa 1100 Windkraftanlagen produzieren in Hessen Strom. In der Wetterau drehen sich momentan 36 Rotoren. Ihr Zuwachs ist ins Stocken geraten, denn die meisten Bauprojekte werden von Bürgerinitiativen heftig bekämpft. Der Neue Landbote beleuchtet in einer zweiteiligen Serie den Ausbaustatus der vor Ort oft umstrittenen erneuerbaren Energieerzeugung. Hier kommt eine Bestandsaufnahme für den Wetteraukreis. Im folgenden Teil wird an einem Beispiel gezeigt, was mit 20 Jahre alten Windmasten geschehen kann, die aus der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) herausfallen. Windkraftanlagen, Teil 1 weiterlesen

Schulbeginn

Kein Mundschutz, aber strenge Regeln

Am Montag, 27. April 2020 kommt wieder Leben in den Schulen – die Kinder und Jugendlichen der Abschlussklassen dürfen hinein. Ihr Alltag wird sich aber stark verändern. Am deutlichsten zeigen das die neuen und ziemlich strengen Hausregeln der Gesamtschule in Gedern. Schulbeginn weiterlesen

Neues Erdgas

Andere Quellen, mehr Methan

Am Mittwoch nach Ostern 2020 legte ein Techniker der Oberhessengas den Hebel um. Seitdem strömt Erdgas mit höherem Brennwert zu den Kunden nach Wölfersheim, Nidda, Schotten, Hirzenhain, Gedern, Atzenhain, Lich, Hungen, Laubach und Grünberg. Dazu müssen Techniker zweimal in jedes Haus. Das gibt manchmal richtigen Ärger. Neues Erdgas weiterlesen

Dürre in Deutschland

Es muss endlich wieder regnen

Nur etwa vier Prozent der üblichen Regenmenge gab es seit Mitte März 2020 in Deutschland. Wir sind auf dem Wege zu einer erneuten Dürre in Deutschland. Am Ostermontag fielen nachmittags für fünf Minuten einige Tropfen. Landwirt Andreas Müller aus Nidda-Harb sagt: „Die reichten noch nicht mal aus, den Staub zu binden.“ Auf seinen Feldern hat der Boden eine rissige, steinharte Kruste. In acht bis zehn Zentimetern Tiefe sei die Erde noch etwas feuchter. Trotzdem müsse es dringend regnen. Nicht nur Andreas Müller fürchtet einen Dürre-Sommer wie 2018 und 2019. Die Trockenheit macht den Bauern schon jetzt Probleme. Dürre in Deutschland weiterlesen