Nester auf Strommasten verhindern
Die Oberhessische Versorgungsbetriebe AG (Ovag) sucht nach besseren Möglichkeiten, Störche am Bau von Nestern auf Strommasten zu hindern.Störche umgehen Stangen auf Mastspitze
Die Weißstroch-Population wächst. Nichstmöglichkeiten werden knapp. Schon seit einigen Jahren nutzen diese Vögel Strommasten. Die Ovag versucht das durch Stangen an der Mastspitze zu verhindern. Das gelingt nicht immer.
Der Ortsverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (Bund) Münzenberg hat diese Form der Vergrämung der Störche kritisiert. Ein Betonstrommast direkt an der Durchgangsstraße des Münzenberger Stadtteils Ober-Hörgern ist dabei in den Fokus gerückt. Vor zwei Jahren sollten vier senkrechte Stangen an der Mastspitze ein Nest verhindern. Das habe nicht funktioniert, weil die Störche diese Stangen umflogen und dabei aber eine Verletzungsgefahr eingingen. Ende 2024 entfernte die Ovag das alte Nest und errichtete eine neue Abwehr mit vielen zusätzlich senkrechten Stangen im Zentimeterabstand rund um das potentielle Nest. Der Stromversorger rechnete dabei nicht meht der Schlauheit der Vögel: „Diese flogen vor dem Nestbau über diesen ‚Stangenkorb‘ und warfen Kleinäste einfach so lange ab, bis der Korb gefüllt war, und bauten darauf ihr neues Nest“, berichtet der Bund-Ortsverband. Das Gefahrenpotential blieb weiter hoch. Das sei sehr deutlich beim Ausflug der noch etwas unerfahrenen Jungstörche zu sehen.
Kein Aufbau für Nester auf den Masten
Diethardt Stamm vom Vorstand des Bund-Ortsverbandes hatte in Polen hunderte von Strommasten – oft aus Holz – gesehen, die mit einer einfachen etwa zwei Meter hohen dreigliedrigen Metallaufrüstung und einer darauf angebrachten Nestgrundlage ausgerüstet sind. „Das wurde immer von den Störchen angenommen. Damit wird eine Populationsunterstützung in Verbindung mit einer Gefahrenabwehr erreicht“, berichtet Stamm.
Diese Möglichkeit lehnt die Ovag ab und verweist auf statische Probleme und andere Zulassungsbestimmungen in Deutschland. Es kam zu einem Ortstermin von Bund-Ortsverband, Ovag und Unterer Naturschutzbehörde am Strommast in Ober-Hörgern. „Von allen anerkannt wurde die Möglichkeit, in der Nähe von Strommasten, die seit mehreren Jahren wiederholt mit Storchenhorsten bebaut werden, zusätzlich einen Holzmast als Ausweichstandort zu errichten“, berichtet der Bund-Ortsverband. In Ober-Hörgern soll ein Nachbargrundstück gesucht werden, dessen Eigentümer dem Aufbau eines Ersatzhorstes zustimmt.

Keine Einheitslösung
Laut Bund waren sich die Teilnehmer des Ortstermins auch einig, dass es keine Einheitslösung zur Vergrämung und Nestbauverhinderung in Anbetracht der verschiedenen Mastprofile und unterschiedlichen Leitungsspannungen gibt. Zudem könnte eine größer werdende Population wieder zu neuen Problemen führen. Die Ovag wolle nun weiter nach verbesserten Konstruktionen suchen und experimentieren, welche Vergrämungs-Aufbauten erfolgreich wirken, um die Weißstörche von den 0,4 Kilovolt- und 20 Kilovolt-Betonmasten fernzuhalten.
Stefan Bauer von der Ovag schlägt vor, die Bevölkerung mit einer Veranstaltung im Herbst einzubinden. Dabei sollen auch Anregungen gesammelt werden, wie man mit den Münzenberger Störchen in der Zukunft als Beispiel für weitere Plätze in der Wetterau umgeht. Anna Eva Heinrich von der Unteren Naturschutzbehörde regte eine Veranstaltung dazu im Friedberger Kreishaus an.
Titelbild: In Ober-Hörgern haben Störche trotz abweisenden Stangen ihr Nest auf einem Strommast gebaut.