Wo sie noch wachsen dürfen
Von Klaus Nissen
Etwa 1100 Windkraftanlagen produzieren in Hessen Strom. In der Wetterau drehen sich momentan 36 Rotoren. Ihr Zuwachs ist ins Stocken geraten, denn die meisten Bauprojekte werden von Bürgerinitiativen heftig bekämpft. Der Neue Landbote beleuchtet in einer zweiteiligen Serie den Ausbaustatus der vor Ort oft umstrittenen erneuerbaren Energieerzeugung. Hier kommt eine Bestandsaufnahme für den Wetteraukreis. Im folgenden Teil wird an einem Beispiel gezeigt, was mit 20 Jahre alten Windmasten geschehen kann, die aus der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) herausfallen.Wetterauer Windräder
Die Regierungspräsidien und Planungsversammlungen haben Jahre gebraucht, um in den regionalen Flächennutzungsplänen Grundstücke für zukünftige Windkraftnutzung auszuweisen. Für Südhessen und den Wetteraukreis wurde erst am 30. März 2020 der „Sachliche Teilplan Erneuerbare Energien“ rechtswirksam. Er listet 121 Windvorranggebiete mit etwas mehr als 10 000 Hektar auf.
Im Wetteraukreis sind nach den jahrelangen Diskussionen nur wenige Orte übrig geblieben, auf denen Windmasten gebaut werden dürfen. Eine recht große Fläche erstreckt sich im Wald östlich von Büdingen zwischen dem Knissenküppel und dem Großen Reffenkopf auf etwa 320 Metern Seehöhe. Zwischen Kefenrod und Wenings können in der Nachbarschaft der acht dort schon angesiedelten Windmasten weitere entstehen. Drei Flächen sind im Wald beidseits der B275 zwischen Lißberg und Hirzenhain in die Karte eingezeichnet, die auf der Homepage des RP Darmstadt abrufbar ist.
Ein weiteres mögliches Windkraftareal liegt östlich von Hirzenhain auf halbem Wege nach Wenings. Jeweils eine kleine Fläche für Windkraftanlagen ist nördlich von Dauernheim, von Borsdorf und Ulfa ausgewiesen.
Ergänzt wird die Karte durch mehrere „Weißflächen“, für die noch ausdiskutiert werden muss, ob sie windkrafttauglich sind. Sie liegen zum Beispiel im Wald zwischen Ober-Mockstadt und Rodenbach und zwischen Himbach und Ronneburg. Weitere „Weißflächen“ gibt es entlang der A45 nördlich von Dauernheim, zwischen Bad Salzhausen und Ober-Widdersheim und am Ruhlskopf zwischen Ranstadt und Wallernhausen.
Im Westen der Wetterau sind weniger Windkraftstandorte ausgewiesen – wohl wegen der dichteren Besiedlung und des Taunus-Windschattens. Zwischen Bruchenbrücken und Ober-Wöllstadt sollen die drei dort schon stehenden Masten in den nächsten Jahren zwei jeweils mehr als 200 Meter aufragende Nachbarn bekommen. Ihre Leistung wird mit 5,4 und 4,5 Megawatt eine ganze Klasse stärker sein als die bisher gebauten Anlagen.
Das technisch wohl ergiebigste Windkraftgebiet liegt hoch am Winterstein auf der Grenze zwischen Rosbach und Wehrheim. Dort bietet die Vorrangfläche Platz für etwa 15 Rotoren – allerdings sind dort bislang alle Diskussionen über Windanlagen mit kommunaler Beteiligung ergebnislos geblieben.