Photovoltaik

Sonnendächer in Bad Nauheim

Christdemokrat Albert Möbs aus Bad Nauheim bezieht seinen Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage. Auch die städtische Politik will mit den erneuerbaren Energien vorankommen. Das Stadtparlament diskutierte jetzt die Idee, Parkplätze mit Photovoltaikanlagen zu überdachen.

Photovoltaik: Parkplatzflächen überdachen

Auf dem Dach ihres Hauses im Bad Nauheimer Stadtteil Nieder-Mörlen haben der CDU-Stadtverordnete Albert Möbs und seine Frau Marleen Photovoltaikplatten montiert. Anlass eines Vorab-Besuchs dieser Zeitung ist ein Antrag der Koalition aus CDU, Grünen und SPD, der abends im Stadtparlament auf der Tagesordnung stand. Idee war, zu eruieren, ob Firmen bereit sind, auf ihren großen Parkplatz- und Abstellflächen Überdachungen mit Photovoltaik (PV) zu errichten. Auch die Stadt soll ihre Parkplatzflächen daraufhin untersuchen. Obwohl nicht alle Stadtverordneten überzeugt von der Vorgehensweise waren, stimmten sie geschlossen bei einer Enthaltung zu. Magistrat und Stadtwerke sollen das Terrain nun sondieren.

Photovoltaik: Albert Möbs aus Bad Nauheim ist überzeugt von den Erneuerbaren Energien. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Photovoltaik: Albert Möbs aus Bad Nauheim ist überzeugt von den Erneuerbaren Energien. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

Photovoltaik: Ökologisch bewusst sein


Die Eheleute Möbs befassen sich intensiv mit den Erneuerbaren Energien, weil sie ökologisch bewusst leben wollen und Spaß an der Technik haben. „Bevor ich im Sommer eine Waschmaschine laufen lasse, schaue ich erst einmal, ob wir gerade energieautark sind“, erzählt Marleen Möbs.

Photovoltaik: Kein Ackerland zerstören


Ihr Mann Albert, der auch Ortsbeiratsmitglied in Nieder-Mörlen ist, beschreibt die Vorgeschichte des Antrags. „Im März haben die Stadtwerke ein Projekt im Ortsbeirat vorgestellt, wonach sie die Ackerfläche eines Privatmanns mit PV bebauen wollten.“ Möbs und einige andere Ortsbeiratsmitglieder hätten Bedenken gehabt. „Es kann nicht sein, wertvolles Ackerland zuzubauen“, findet der Christdemokrat.

Gespräche mit Kiesgrube aufnehmen?

Die Koalition aus CDU, Grünen und SPD sei schnell der Meinung gewesen, andere Flächen finden. Freie Wähler (FW) und FDP lieferten dem Stadtparlament ebenfalls Vorschläge. Im Juni sprachen sich die Freien Wähler dafür aus, geeignete Flächen in Bad Nauheim für PV zu finden. Im September beantragte die Koalition, Gespräche mit den Eigentümern der Kiesgrube bei Steinfurth aufzunehmen. Ziel war, zu prüfen, ob dort PV möglich sei. Beide Anträge beschloss das Hohe Haus einstimmig.

Transformationsplan gefordert

Sven Klausnitzer (FDP) forderte im Juli einen Transformationsplan für eine energieautarke Stadt. Seinen Antrag stellte der städtische Bauausschuss im September zurück, um ihn noch einmal zu überarbeiten. „Die Anträge der großen Koalition waren da schon in Vorbereitung“, schildert Möbs. Seine Frau und er fahren E-Auto, nutzen es auch für weitere Strecken. „Mitunter liegen die Schnellladesäulen unterwegs auf Parkplätzen, die so mit PV überdacht sind, wie sich die Koalition das für Bad Nauheim vorstellt“, sagt er.

Einige Fraktionen sind skeptisch

Die Debatte im Hohen Haus war zunächst von Skepsis geprägt. Während Manfred Jordis (CDU) auf Frankreich hinwies, wo kein großer Parkplatz mehr ohne PV-Überdachungen gebaut werden dürfe, sprach Markus Philipp (FW) von einem hohen Aufwand. „Über die Sinnhaftigkeit müssen wir nicht diskutieren, aber der Antrag beinhaltet viel Geld und Arbeit.“ Erfolglos beantragte er Überweisung in den Ausschuss, auch wenn ihm Peter Heidt (FDP) rechtgab: „Es ist richtig, der Antrag ist nicht ausgereift.“ Sein Fraktionskollege Klausnitzer fügte hinzu: „Tatsächlich begrüßen wir jede PV-Anlage.“ Er wies allerdings auf das bereits bestehende 100-Dächer-Programm und die Solaroffensive hin. „Wir haben einen Antrag nach dem anderen, aber wir kommen nicht voran“, wandte er ein.

Photovoltaik: Albert Möbs aus Bad Nauheim und seine Frau Marleen sind überzeugt von den Erneuerbaren Energien. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Photovoltaik: Albert Möbs aus Bad Nauheim und seine Frau Marleen sind überzeugt von den Erneuerbaren Energien. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Kreß: Antrag eine Chance geben

Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) plädierte indes dafür, dem Antrag eine Chance zu geben. Er entnehme dem Papier nicht, dass Stadt und Stadtwerke das Vorhaben finanzieren sollen. Zu prüfen und proaktiv auf Gewerbetreibende zuzugehen, was Stadt und Stadtwerke sowieso schon täten, halte er für eine gute Idee. „Es werden nicht alle ‚Hurra‘ schreien“, konstatierte er. Es sei sehr komplex, aber sicher ein Erfolg, wenn es an der einen oder anderen Stelle funktioniere.

Naturschutzbehörde weist auf Uhu hin

Wie Kreß mitteilte, hat sich die Obere Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Südhessen) telefonisch gemeldet und einer PV-Anlage in der Kiesgrube widersprochen. Als Grund nannte die Behörde laut Kreß das Vorkommen von Uhu und Amphibien. Nach der Sitzung steigt Albert Möbs aufs Fahrrad, um heimzukommen. Verwendete Energieform? Muskelschmalz.

Therme und Photovoltaik


Bei besagter Stadtparlamentssitzung erwähnte FDP-Mann Sven Klausnitzer die fehlende Photovoltaik (PV) auf dem Dach der geplanten neuen Therme. Laut Bürgermeister Klaus Kreß schließt der Bebauungsplan PV auf dem Thermendach aus. „Den Bebauungsplan hat das Stadtparlament auch so beschlossen.“ Der Denkmalschutz sehe keine PV dort vor, die gesetzlichen Grundlagen sind „trotz der Zeitenwende“ noch die gleichen. Nach Ansicht von Kreß muss sich diesbezüglich erst etwas bei den gesetzlichen Grundlagen tun. Er ging auf die jüngste Kuratoriumssitzung der Stiftung Sprudelhof ein. Der Druck im Energiebereich führt seinen Worten zufolge dazu, einige Themen anders zu priorisieren und zu behandeln. Das wohltemperierte Solewasser soll demnach für die Beheizung Therme, des Sprudelhof und gegebenenfalls auch des Quartiers Verwendung finden. Anfang des Jahres wolle das Kuratorium über den Fortgang berichten. ihm

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