Zu wenige Hausdächer liefern Strom
Die Energiewende steht immer noch am Anfang. Die Photovoltaik auf den Hausdächern im Wetteraukreis liefert immer noch nur einstellige Prozentzahlen der hier verbrauchten Energie. Der Grünen-Kreistagsabgeordnete Gerhard Salz aus Florstadt stellte eine Staitistik zusammen.Photovoltaik ist noch ausbaubar
Die eigenen Stromversorgung liefert im Wetteraukreis immer noch mäßige Ergebnisse. Die Grünen in einigen Wetterauer Kommunen besorgten sich über das Versorgungsunternehmen OVAG die Zahlen
des jeweiligen Stromverbrauchs und der Eigenerzeugung elektrischer Energie. Der Kreistagsabgeordnete Gerhard Salz erstellte daraus ein Ranking für diejenigen Kommunen, aus denen ihm Zahlen vorlagen.
Auch wenn noch viele tausend Hausdächer blank liegen, wächst die Zahl der Solaranlagen rasant. Anfang 2018 meldeten Immobilienbesitzer rund 80 neue Anlagen pro Monat, berichtet die OVAG. Im Februar 2021 stieg die Zahl der meldeten Photovoltaikanlagen auf 380. Seit Februar 2022 schließt das Versorgungsunternehmen jeden Monat um die 700 weitere Anlagen ans Netz. „Dieses Niveau wird wahrscheinlich weiter steigen“, sagte der für Planung und Projektierung zuständige OVAGH-Experte Sven Herrmann. Einerseits, weil der Strombezug vom eigenen Hausdach wegen er steigenden Strompreise immer attraktiv wird. Und andererseits, weil ab Januar 2023 die Anmelde-Bürokratie deutlich vereinfacht wird. Und die Erzeuger fortan weder Einkommen- noch Umsatzsteuern für ihren selbst gemachen Strom zahlen müssen.
Ortenberg versorgt sich zu fast einem Viertel selbst
Die folgende Eigenversorgungs-Statistik einiger Wetterauer Kommunen dürfte also etwas veraltet sein, denn die Zahlen betreffen allesamt das Abrechnungsjahr 2020. Nicht in der Aufstellung enthalten sind die Energiemengen, die in Photovoltaikanlagen erzeugt und vor Ort gleich verbraucht werden, da sie von der OVAG nicht gemessen werden. Würden diese mitgemessen, ergäbe sich laut Salz ein deutlich besseres prozentuales Ergebnis.
Im Jahr 2020 lag Ortenberg eindeutig vorn. Mit einem Eigenversorgungsgrad an Strom in Höhe von 23,6 Prozent ist die Stadt die einzige Kommune, die die 20 Prozent-Hürde schon überschritten hat. Im Wesentlichen ist dieses Ergebnis auf den Betrieb des OVAG-Wasserkraftwerks in Lißberg zurückzuführen. Hier wurden im Schnitt der letzten fünf Jahre 3.21 Millionen Kilowattstunden erzeugt. Ohne dieses Kraftwerk würde Ortenberg mit 9,6 Prozent hingegen den letzten Platz einnehmen.
An zweiter Stelle folgt Florstadt mit 18,2 Prozent. Hier haben die drei
Windenergieanlagen auf dem Bergrücken bei Stammheim den Hauptanteil von 2.799.611 Kilowattstundeen. kWh. Falls diese wegfallen, ohne repowert zu werden, bliebe nur noch ein Eigenversorgungsanteil von 10,8 Prozent übrig. Die drei schon älteren Anlagen stehen nicht mehr im neu definierten Vorranggebiet und müssten abgebaut werden, wenn sie nicht mehr funktionieren.
Der dritte Platz geht an Echzell mit einer Eigenversorgungsquote von 15,5 Prozent. dieser Strom kommt ausschließlich aus Photovoltaikanlagen. Es folgt Nidda mit einem Anteil von 13,6 Prozent, produziert aus Biomasse, Windenergie, dem Blockheizkraftwerk mit den Faulgasen der Kläranlage und Photovoltaik.
CO2-neutral sind wir alle noch lange nicht
Als einzige Stadt mit mehr als 25 000 Einwohner*innen erzielt Butzbach mit 13,2 Prozent den fünften Rang. Es folgen Limeshain mit 12,7 , Reichelsheim mit 12,4 und Ranstadt mit 10,8 Prozent Stromanteil, der
ausschließlich aus Photovoltaikanlagen stammt.
Nach Ansicht von Gerhard Salz besteht in allen 25 Kreiskommungen dringender Handlungsbedarf. Viele von Ihnen haben bereits Klimaschutzkonzepte verabschiedet. Darin stehen hehre
Ziele. Man möchte in einem definierten Zeitraum CO2-Neutral werden. Dazu bedürfe es aber größerer Anstrengungen. Im Strombereich sollten verstärkt kommunale Zuschüsse zu privaten PV-Anlagen gezahlt werden, findet Salz. Florstadt mache das bereits seit etwa 20 Jahren, Bad Nauheim und Wölfersheim jetzt auch.
Überall, wo Windvorrangflächen ausgewiesen sind, sollten einige Städte und Gemeinden ihren Widerstand aufgeben und dafür sorgen, dass
dort schnell Windräder entstehen. An Nidda und Nidder, vielleicht auch an Wetter und Usa sollten Wasserkraftanlagen geprüft werden. Häufig bestehe sogar noch die Infrastruktur eines Mühlbaches. Der sollte aber nur zur Stromproduktion genutzt werden, wenn keine Wasserlebewesen beeinträchtigt würden. Wenn in Kläranlagen ein Umbau ansteht, müsse der Bau von Faultürmen zur Produktion von Biogas ebenfalls geprüft werden.