Wer den Zug wechselt, rennt vergeblich
Du kommst mit dem Zug aus Frankfurt und musst in Friedberg die Landesbahn nach Nidda erreichen. Doch die fährt los, während Du leicht verspätet auf Gleis 4 einläufst. Warum ist das so? Die Wetterauer Grünen hakten nach. Und nähren nun eine leise Hoffnung.
Bahn ohne Anschluss
Auslöser war ein Ereignis Anfang Oktober 2016. Ein leicht verspäteter Regionalexpress fuhr um 15.49 Uhr auf Gleis 4 im Friedberger Bahnhof ein – und auf die Minute pünktlich startete parallel der Anschlusszug auf Gleis 12 nach Nidda. Die Fahrgäste rannten noch durch die Unterführung – vergeblich. Da dies kein Einzelfall, sondern seit Schließung des Stellwerks in Friedberg im Herbst 2015 weithin zermürbender Alltag ist, machte die Grünen-Fraktion das Problem der verpassten Anschlüsse zum Thema im Kreistag. Der Wetteraukreis sollte Druck auf die Verantwortlichen ausüben, damit es zu klaren Regeln bei der Gewährung von Anschlussverbindungen kommt, auf die sich die Fahrgäste verlassen können.
In der Dezembersitzung wurde der Antrag mit den Stimmen von CDU und SPD abgelehnt. Sie erklärten den Kreis für nicht zuständig, wollten aber die Deutsche Bahn mit der Bitte um Stellungnahme anschreiben. Diese Stellungnahme liegt inzwischen vor.
Darin erklärt die Bahn, dass sie sich seit Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks im Herbst 2015 „“konsequenter an die Vorgaben des Regelwerks“ hält. Und weiter: „Die Entscheidung über Anschlussaufnahme und die Verantwortung des Triebfahrzeugführers, diesen Anschluss auch abzuwarten, liegt beim Eisenbahnverkehrsunternehmen.“ Für sich selbst erklärt sie: „Ein Signal ist rechtzeitig auf Fahrt zustellen. Wenn allerdings der Treibfahrzeugführer nicht über verspätete Anschlusszüge informiert ist, dann fährt er ab.“ Damit schiebt die Bahn nach Ansicht der Grünen die Verantwortung auf die Hessische Landesbahn (HLB), die die Triebwagen von Friedberg nach Nidda und Wölfersheim betreibt.
Keiner sieht sich verantwortlich
Dazu Michael Rückl, Sprecher der Kreistagsfraktion: „Wir stellen fest, dass sich niemand in der Verantwortung sieht. Der Kreis nicht, da er ‚keine direkten Einflussmöglichkeiten hat‘, die Bahn nicht, da sie sich nur ‚konsequent ans Regelwerk‘ hält. Und die HLB sicher auch nicht, deren ‚Triebwagenführer zwar informiert werden sollen‘, aber offenbar nicht durch die Bahn, obwohl diese die meisten Züge auf der Strecke zwischen Frankfurt und Gießen fährt und zudem Betreiberin von Streckennetz und Stellwerk ist.“
In der Stellungnahme der Bahn wird schließlich in Aussicht gestellt, dass sich Bahn, der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und die Verkehrsunternehmen DB Regio unde HLB zu einem „Runden Tisch“ zusammen setzen wollen, „um eine spürbare Verbesserung der Anschlusssituation zu erreichen“. Die Grüngen finden das gut. Rückl: „Der Eisenbahnbetrieb ist kein Selbstzweck, sondern hat sich zuallererst an den Bedürfnissen der Fahrgäste zu orientieren.“ Was am Runden Tisch besprochen wird, müsse danach auch öffentlich bekannt gemacht werden.
Die Grünen-Bundestagskandidaten Kathrin Anders fordert derweil, dass Anschlusszüge jedes mal bis zu fünf Minuten warten müssen, wenn der Zubringer aus Frankfurt Verspätung hat. Wer trotzdem in Friedberg strandet, solle sich sofort beschweren – zum Beispiel beim RMV über die Mailadresse kundendialog@rmv.de. „. Steter Druck hilft garantiert, um eine dauerhafte Verbesserung der Situation herbeizuführen“, meint Kathrin Anders.