Kulturzentrum

Theater, Jugendstil und Bücher

Das Badehaus 3 soll als Kulturzentrum ausgebaut werden. Die Entwicklung eines inhaltlichen und finanziellen Konzepts soll dem vorangehen, anhand dessen die parlamentarischen Gremien endgültig entscheiden können. Mehrheitlich beschloss dies die Bad Nauheimer Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 28.02.2019. Den Ergänzungsantrag der FW/UWG, parallel einen Kulturbahnhof zu prüfen, lehnte das Hohe Haus mehrheitlich ab.

Das Badehaus 3 soll zum Kulturzentrum werden. (Bild: Petra Ihm-Fahle)
Das Badehaus 3 soll zum Kulturzentrum werden. (Bild: Petra Ihm-Fahle)

Synergieeffekte gelobt

„Für uns ist der Sprudelhof das kulturelle Zentrum der Stadt. Den Bahnhof halten wir für den falschen Ort“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Manfred Jordis. Der Christdemokrat wies auf die Synergieeffekte in einem Kulturzentrum hin: mit Stadtbücherei, städtischer Spielstätte, Jugendstilzentrum und Haus des Gastes. Den Bahnhof in Ordnung zu halten, sei nicht Aufgabe der Stadt, sondern des Eigentümers, betonte Jordis.

FW/UWG will Auswahl-Varianten

Markus Theis (FW/UWG) indes stellte einen Ergänzungsantrag. Demnach solle die Stadt parallel zum Ausbau des Badehauses 3 eine Alternative prüfen. Denn auch der Südflügel des Hauptbahnhofs könnte nach Ansicht der Freien Wähler eine Option für die städtische Spielstätte sein. Vorgesehen ist bislang, den Behälterraum zwischen den Badehäusern 3 und 4 abzureißen und an dessen Stelle einen Neubau für das Theater zu errichten. „Es geht uns darum, uns zwischen zwei Varianten entscheiden zu können“, sagte Theis. Dies solle auf der Grundlage von gleichwertig ermittelten Zahlen, Daten und Fakten geschehen.

Im Badehaus 2 ist momentan noch die städtische Spielstätte angesiedelt. Da diese Räumlichkeit allerdings an die neue Therme angebunden wird, braucht das Theater einen neuen Standort. Der FW/UWG schwebt dafür der Bahnhof vor.  (Bild: Petra Ihm-Fahle)
Im Badehaus 2 ist momentan noch die städtische Spielstätte angesiedelt. Da diese Räumlichkeit allerdings an die neue Therme angebunden wird, braucht das Theater einen neuen Standort. Der FW/UWG schwebt dafür der Bahnhof vor. (Bild: Petra Ihm-Fahle)

Theis: „Wie durch Aussagen des Bürgermeisters bestätigt, gibt es ein schriftliches Angebot.“ Demnach könne die Fläche im Bahnhof für eine jährliche Miete in fünfstelliger Höhe zur Verfügung stehen. „In grundsaniertem Zustand zu Beginn des nächsten Jahres“, fügte er an. Die FW/UWG halte vergleichsweise die Kosten von 2,4 Millionen Euro für einen Neubau zwischen den Badehäusern 3 und 4 für zu hoch. Das gelte auch, da diese Investitionssumme nur geschätzt sei. Wie Theis zu bedenken gab, brauche die Stadt das Geld an anderer Stelle dringender. Und zwar für das Projekt Thermen-Neubau und den Bau von Parkplätzen.

„Sprudelhof erlebbar machen“

Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) wies auf das Ziel des Gesamtkonzepts Sprudelhof hin: Die Jugendstilanlage zu beleben und als Zentrum der Stadt erlebbar zu machen. „Daher ist der Sprudelhof der richtige Platz für eine Spielstätte.“ Deshalb sei der Ort nicht unmittelbar vergleichbar mit dem Bahnhof. Was ein Kulturbahnhof kosten könne, stehe tatsächlich nicht endgültig fest, die Zahlen seien im Grunde aber vorhanden. Der Bahnhof sei in Privateigentum, die ehemalige Wartehalle stehe schon lange leer. Der Eigentümer habe ein Angebot gemacht, was nachvollziehbar sei, denn die Stadt sei ein attraktiver Mieter, meinte Kreß. Auch die Sprudelhof-Stiftung habe allerdings ein Interesse an der Kommune als Mieter.

Der Sprudelhof soll erlebbar werden. (Bild: Petra Ihm-Fahle)
Der Sprudelhof soll erlebbar werden. (Bild: Petra Ihm-Fahle)
Neues am 26. März

Ob sich das Kulturzentrum mit allen Komponenten im Badehaus 3 wirklich umsetzen lasse, wisse er nicht genau. Die Machbarkeitsplanung solle dies klären. Kreß prognostizierte, dass die denkmalpflegerischen Auflagen hinsichtlich des Kulturzentrums so hoch wie im Badehaus 2 seien. Wie er ankündigte, werde die Verwaltung bei der gemeinsamen Sitzung von städtischem Bau- sowie Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag, 26. März folgende Infos vorstellen: „Dass die Sauna ins Badehaus 2 passt, dass die Therme angebunden wird. Und wir werden Ihnen auch einen Hotel-Investor präsentieren.“

„Kulturzentrum Chance geben“
Im Badehaus 3 hat unter anderem die Sprudelhof-Stiftung ihr Büro. (Bild: Petra Ihm-Fahle)
Im Badehaus 3 hat unter anderem die Sprudelhof-Stiftung ihr Büro. (Bild: Petra Ihm-Fahle)

Dass Thermen- und Hotelbetreiber nah gelegene Parkplätze bräuchten, sei unbestritten. Kreß: „Therme, Sauna, Hotel, Parkplatz: Das ist die Priorität im Gesamtkonzept.“ Die Prioritäten hätten sich dadurch verändert, dass das Parlament mehrheitlich auf die Wohnbebauung entlang der Ludwigstraße verzichtet habe. Dies bedeute einen Verzicht auf Einnahmen, dies sei Demokratie. Er warne aber davor, das Gesamtkonzept nun Stück für Stück weiter auseinander zu nehmen. „Wenn wir Therme, Sauna, Hotel und Parkplatz bauen, müssen wir rechnen. Ob ein Kulturzentrum finanziell darstellbar ist, ebenfalls.“
Er appellierte, der Prüfung auf Machbarkeit eine Chance zu geben.

Jugendstil-Erbe erhalten

„Auch für uns ist der Sprudelhof eine Stätte der Gesundheit und Kultur“, unterstrich Sozialdemokrat Axel Bertrand. Die SPD wolle einen belebten Sprudelhof, den die Menschen besuchen. Es liege auf der Hand, dort verschiedene kulturelle Initiativen zusammenzubringen. Bertrand bezeichnete es als wichtig, die Magistratsvorlage umzusetzen: „Um zu wissen, was auf uns zukommt und das einzigartige Jugendstilerbe zu erhalten.

Laut Dr. Martin Düvel (Grüne) erlaube das Denkmalamt, für die Bauarbeiten am Standort des Behälterraums eine Wand durchzubrechen. Denn dieses Gebäude ist von außen nicht erreichbar. Die FW/UWG hatte deshalb erklärt, dass dort alles mit dem Kran bewerkstelligt werden müsse. Düvel erinnerte zum einen daran, dass die Stadt an der Sprudelhof-Stiftung beteiligt sei. Durch die Synergieeffekte ließen sich zum anderen Kosten sparen, etwa für Personal. Das sei nicht der Fall, wenn das Theater in den Bahnhof ziehe.

Das Badehaus 3 von hinten. Hier soll ein Kulturzentrum entstehen. (Bild: Petra Ihm-Fahle)
Das Badehaus 3 von hinten. Hier soll ein Kulturzentrum entstehen. (Bild: Petra Ihm-Fahle)
Kritik an Freien Wählern

Benjamin Pizarro (FDP) kritisierte die Freien Wähler scharf: „Was hat die FW/UWG bloß getrieben. solch eine Scheindebatte in der Stadt loszutreten?“, fragte er.

Fokke Fokken (CDU) bemängelte die Vorgehensweise ebenfalls entschieden: Die FW/UWG habe den Kulturdezernenten Peter Krank (parteilos) unterstützt, als jener für den Posten des Ersten Stadtrats kandidiert hatte. „Und nun stellen Sie ihm gleich ein Bein“, meinte der Christdemokrat. Er denke zudem, sagte Fokken, dass die Stadt für einen Kulturbahnhof mehr Geld in die Hand nehmen müsste als momentan vielleicht gedacht.

Gegen die Stimmen der FW/UWG stimmte das Parlament für das Kulturzentrum im Badehaus 3 – ohne alternative Prüfung eines Kulturbahnhofs.

Theater in Bad Nauheim

https://www.bad-nauheim.de/kultur-freizeit/theater

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