Radwege

Radfahren in der Wetterau

Von Klaus Nissen

Deutschland ist Autoland. Doch das Fahrrad wird als Verkehrsmittel immer wichtiger. Wie steht es mit den Radwegen in der Wetterau? Das beleuchtet der Neue Landbote in einer Sommer-Serie. Zu Beginn ein Schlaglicht auf das schon ansehnliche Radwegenetz im Wetteraukreis.

Ziel: Radwege in jeden Ort

Nicht weniger als 1220 Kilometer wird das neu ausgeschilderte Radwegenetz in der Wetterau zum Jahresende 2023 umfassen. Die Routen führen an Straßen entlang, über Feldwege, durch die Wälder. Manche Strecken sind für Touristen gebaut – beispielsweise der Vulkanradweg, dem diese Serie einen separaten Beitrag widmet. Andere Radwege kennt kaum ein Tourist; sie verbinden zwei Orte miteinander und ermöglichen es Alltagsradlern, schnell von A nach B zu kommen.

Christan Sperling (links) leitet den Fachbereich Regionalentwicklung beim Wetteraukreis. In dessen Fachstelle Strukturförderung arbeitet der Radwegeplaner Peter Hünner (rechts) Beide sitzen hier vor der Karte der überörtlichen Radwege imWetteraukreis. Sie sind überzeugt: Das Radroutennetz ist ein wichtiger Teil der Infrastruktur im Kreis. Foto: Nissen

Eine große Karte mit allen jetzigen und künftigen Radwegen hütet Peter Hünner in seinem Büro an der Homburger Straße in Friedberg. Der 1960 geborene Münzenberger ist im Fachbereich für Regionalentwicklung des Kreises für den Ausbau des Radverkehrs verantwortlich. Er erkundete zwischen Kefenrod, dem Heilsberg und Ober-Mörlen alle Radwege selbst – ohne Elektromotor. Seit neun Jahren arbeitet Hünner am Ausbau des Radnetzes. Und seit Jahresbeginn steht ihm mit Sascha Lazic ein zweiter Verkehrsplaner zur Seite.

Radeln soll so alltäglich werden wie das Autofahren

Das Ziel der Arbeit ist klar, sagt Christian Sperling, der Chef von Hünner und Lazic: Das Radwegenetz soll so verdichtet werden, dass jeder Ortsteil eingebunden ist. Fahrräder sind die umweltfreundlichsten Verkehrsmittel überhaupt. Und sehr effektiv. Immer mehr Menschen im Kreis nutzen die Radwege auch im Alltag. Auf dem E-Rad sind zunehmend auch Leute über 60 auf zwei Rädern mobil. Radeln soll so alltäglich werden wie das Autofahren.

Deshalb fördert der Wetteraukreis auch das Stadtradeln – einen kommunalen Wettbewerb, bei dem die Teilnehmenden möglichst viele Kilometer innerhalb weniger Wochen auf dem Velo zurücklegen. Im Juni legten die Florstädter los. Das Landratsamt ruft für den 9. bis 29 September 2023 zum kreisweiten Stadtradeln auf.

PeterHünner (rechts) bereitet gerade die fünfte Wetterauer Fahrradkonferenz vor. Sie findet am 14. September in Rosbach statt. Foto: Nissen

Verkehrsplaner Hünner arbeitet in Friedberg seit neun Jahren an der Verbesserung und Vergrößerung des Wetterauer Radwegnetzes. Er hat vier „Fahrradkonferenzen“ organisiert, bei denen die Planer von Bund, Land und Kommunen die nächsten Aufgaben miteinander besprechen. Die nächste Fahrradkonferenz findet am 14. September in Rosbach statt.

Aktuell lässt Peter Hünner über 2400 Hauptwegweiser und mehr als 3300 Zwischenwegweiser an den 2764 Knotenpunkten des Wetterauer Radwegenetzes (ohne die Radfernwege und die Bad Vilbeler Gemarkung) austauschen oder neu errichten. Die neuen Schilder im einheitlichen Design weisen zusätzliche Netzlinien aus. Das kostet rund 860 000 Euro. 75 Prozent dieser Summe spendiert das Land Hessen. „Wir haben im Ostkreis angefangen“, berichtet Hünner. „Acht Kommunen sind schon abgearbeitet. Bis zum Herbst wollen wir fertig sein“. Jeder der 3140 Rohrpfosten, ob alt oder neu, erhält einen Aufkleber mit Standortkennnummer, einer Mailadresse und einem QR-Code. Per Smartphone oder E-Mail kann zukünftig jeder Mängel melden, falls ein Schild verdreht, verschmutzt oder beschädigt wurde.

So ein Aufkleber mit QR-Code prangt künftig auf jedem Fahrradwegweiser. Damit kann man leicht Alarm schlagen, wenn ein Schild beschädigt ist. Foto: Nissen

Die Planung eines ganz neuen Radweges ist eine komplexe, meist viele Jahre dauernde Prozedur. Am Beispiel der Strecke zwischen Ranstadt und Selters entlang der B275 wird im Laufe der Serie geschildet, welche Schritte dazu notwendig sind. In einem Überblick werden die aktuellen und zukünftigen Ausbau-Strecken genannt – inklusive des Radschnellweges von Butzbach nach Frankfurt und der „Kurzen Hessen“. Letzteres ist eine Direktverbindung im Westen des Kreises, die seit 2016 mit den Anliegerkommunen von Bad Vilbel bis Butzbach entwickelt wurde.

Wie viele Menschen sind schon jetzt auf den Radwegen unterwegs? Das können alle seit wenigen Wochen selber nachverfolgen. Denn die von hessischen Verkehrsplanern und Kommunen gebildete Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität hat dem Wetteraukreis eine ganze Menge Zählstellen spendiert: Induktionschlaufen, die jeden Radler registrieren. Die Ergebnisse sind im Netz und im Laufe der Serie zu sehen.

Eine Bestandsaufnahme – und eine Abenteuer-Radtour

Weitere Beiträge der Sommerserie befassen sich mit einer abenteuerlichen Radtour von Gedern nach Büdingen und mit dem Wetter-Radweg – einer Route, die nicht einmal Peter Hünner bisher kannte. Die Fahrradlehrerin Elfriede Pfannkuche aus Hirzenhain sagt im Interview, was nach ihrer Erfahrung beim Radeln in der Wettrau wichtig ist. Und zum Ende der Sommerferien geht es um die Chancen und Risiken des Schüler-Radverkehrs: Wie bringt man die Kinder aufs Rad? Und kann man ihnen zumuten, jeden Tag zwischen den vielen Autos zur Schule zu radeln?

Wo geht es weiter? Ein Radler-Paar orientiert sich am Vulkanradweg in Selters mit der Handy-App. Foto: Nissen

Der Vulkan-Radweg zieht seit mehr als 20 Jahren Ausflügler aus Frankfurt und anderen großen Städten an. Aber führt er auch zu besseren Umsätzen bei der Gastronomie entlang der Strecke? Das wird in den nächsten Wochen ebenso thematisiert wie die Erfahrungen mit dem Buszubringer zum Vulkanradweg: den sechs Linien des „Vulkan-Express“.

Hinweise auf Radtouren

Eigene Erlebnisse sind einprägsamer als der beste Artikel. Parallel zur Sommerserie kann man selber auf den Sattel steigen und die Radwege in der Wetterau testen.

Tips dazu gibt die 36seitige Broschüre „Rad.Erlebnis Wetterau“ Sie ist kostenlos in den Rathäusern, und auf der Webseite tourismus.wetterau.de zu haben. Eine Übersichtskarte zeigt, wo die interessantesten Routen liegen. Sieben regionale und sieben überregionale Radausflüge werden empfohlen, auf den Spuren der Kelten oder Römer zum Beispiel, um die Wetterauer Seenplatteherum oder auf den neu ausgewiesenen Bettenradweg .

Alle Touren werden kurz beschrieben, es gibt Höhenprofile und zu sieben Touren auch Detailkarten. Bahnhöfe für die An- und Abreise werden genannt, Sehenswürdigkeiten an der Route aufgelistet und angrenzende Radwege sind angeführt.

Die aktuelle Radkarte für den ganzen Wetteraukreis im Maßstab 1:50 000 ist für sechs Euro in den Buchhandlungen, den Filialen der Sparkasse und den Tourismusbüros zu kaufen.

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