Läufer beleben Nidda-Aue
von Helmut Serowy
Der 32. Karbener Stadtlauf, den der Karbener Sportverein 1890 e.V. einmal mehr mustergültig organisierte, überzeugte wieder mit einem vielfältigen, kompakten Programm. Zentrum ist das Günter-Reutzel-Sportfeld, neben dem sich die Start- und Zielbereiche befinden.371 Teilnehmer
Die zeitlich versetzten Starts über die von den Halbmarathon-Läufern viermal und von den 10-Kilometer-Läufern zweimal zu durchlaufende Runde sorgen dafür, dass auf der langen Zielgeraden entlang des Stadions durchgängig hektische Betriebsamkeit herrscht. Zuschauer und Betreuer können die Rennverläufe hautnah verfolgen, die Läuferinnen und Läufer immer wieder anfeuern.
Coronabedingt verzichteten die rührigen Organisatoren mit ihrem großen Helferstab beim Wiedereinstieg im letzten Jahr auf die Jugend-, Schüler- und Bambini-Rennen. Dafür war ihre Freude um so größer, bei der 32. Auflage des Karbener Stadtlaufes wieder alle Wettbewerbe durchführen zu können. Auch das immer liebevoll gestaltete Rahmenprogramm auf dem weitläufigen Gelände vor dem Vereinshaus des KSV Klein-Karben mit reichhaltigen Angeboten zum Kalorien-Ausgleich und gut bestückter Tombola konnte in diesem Jahr wieder angeboten werden.
Kirsten Völp vom Organisationsteam freute sich, dass nach einem ruhigen Einstieg 2022 mit eingeschränkten Programm die Teilnehmerzahlen beim 32. Karbener Stadtlauf wieder deutlich anzogen – auch wenn mit 371 Finishern die Ergebnisse aus Vor-Corona-Zeiten mit weit über 500 Startern noch lange nicht erreicht sind.
Erfreulich war die verhältnismäßig angenehme Witterung ohne den Regen der letzten Tage. Und auch die Sonne – die bei früheren Veranstaltungen meist recht heftig in die Nidda-Auen strahlte – hielt sich zumindest anfangs zurück. Die Helferinnen und Helfer an den Verpflegungsstellen erlebten diesmal einen deutlich ruhigeren Vormittag als in früheren Zeiten und mussten Wasser und Iso schon wie saures Bier anpreisen.
Halbmarathon
Nach dem Start des Halbmarathon vor der Nidda-Brücke setzte sich Benjamin Ertler von der TSG Kleinostheim energisch an die Spitze des Feldes. Verfolger Raphael Grotti vom TV Schriesheim schloss allerdings auf der weitgehend flachen, amtlich vermessenen Strecke durch das herrliche, renaturierte Nidda-Tal und die Straßen von Karben schnell auf. Zur Streckenhälfte hatte er einen Vorsprung von vierzig Sekunden herausgelaufen. Im Ziel jubelte Raphael Grotti nach 1:17:20 Stunden über einen überlegenen Erfolg.
Benjamin Ertler verteidigte seinen zweiten Rang im Gesamteinlauf und den zweiten Platz in der M35 mit 1:19:42 Stunden. Er musste sich aber strecken, denn der wie ein Uhrwerk seine Runden drehende M40-Sieger Jan Schneider rückte ihm mit 1:19:53 Stunden immer dichter auf die Pelle. Auf dem achten Platz überzeugte der Ultra-Langstreckler Lothar Esser von Spiridon Frankfurt – unter anderem Deutscher M60-Meister über 100 Kilometer – mit seinem Erfolg in der M60 in ausgezeichneten 1:31:37 Stunden. Unter die Top-Ten schaffte es auch Norbert Nutsch. Bereits im letzten Jahr in der M55 erfolgreich, dominierte er seine Altersklasse mit 1:33:14 Stunden erneut, musste aber Thomas Olt vom SV Fun-Ball Dortelweil (1:33:53 Stunden) auf Distanz halten.
Tatendurstig nahm bei den Frauen Tamara Stoiko vom IronClub Odesa die 21,1-km-Distanz in Angriff. Vom Start weg orientierte sie sich an der Spitzengruppe der Männer und erreichte schließlich als Gesamt-Zehnte das Ziel vor dem Günter-Reutzel-Sportgelände. Eingehüllt in die Ukraine-Fahne bejubelte sie ihren Sieg und den gleichzeitigen W35-Erfolg nach 1:32:11 Stunden. Sie knüpfte damit nahtlos an ihren überlegenen 10-km-Sieg im letzten Jahr an.
Nicole Lang etablierte sich auf dem zweiten Rang und gewann mit 1:38:49 Stunden auch die W40. Als „Geburtstagskind“ erfreute sie nach dem Zieleinlauf zudem ein prächtiges Blumengebinde. Die ruhig gestartete Leah Wagner (Fitness First) rückte mit einem erstaunlich gleichmäßigen Rennen von Runde zu Runde stärker in den Fokus. Die Hauptklassen-Siegerin schaffte schließlich mit 1:41:58 Stunden als Dritte noch den Sprung auf das Siegerpodest. 25 Sekunden zurück gewann Marlene Weimer in 1:42:23 Stunden die W30.
10 Kilometer
Über 10 Kilometer gab Sebastian Bienert von der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain vom Start weg die Richtung vor und setzte sich mit 33:21 min klar an die Spitze des Feldes. Aus dem Verfolger-Duo setzte sich auf der zweiten Runde Johannes Sören Gärtner vom TSV Krofdorf-Gleiberg ab. Mit Bestzeit von 34:16 min erkämpfte er sich den zweiten Rang vor Simon Mussie vom Team Naunheim (35:19 min).
Nach 33:21 min machte Sebastian Bienert Gesamtsieg und M30-Erfolg endgültig klar. Johannes Sören Gärtner zog sein Tempo weiter durch und erkämpfte sich mit neuer Bestzeit von 34:16 min den zweiten Rang und Gold in der Hauptklasse. Zugleich distanzierte er seinen Begleiter Simon Mussie, der als Zweiter der Hauptklasse nach 35:19 min zu Bronze im Männer-Klassement lief. Der vielfach deutsche und hessische Seniorenmeister Markus Riefer vom SSC Hanau-Rodenbach – der zuletzt den M55-Titel bei den hessischen Halbmarathon-Meisterschaften einfuhr – gewann in Karben als Sechster die M55 in 37:54 min. Erneut erfolgreich war in der M70 Alfred Traute von BELC Frankfurt (50:13 min). Kurt Felde von der LGV Marathon Gießen glänzte in der M80 mit herausragenden 58:37 min.
Der Frauen-Konkurrenz lief über 10 Kilometer Arasu Bechtoldt davon. Mit 44:14 min erarbeitete sie sich über eine Minute Vorsprung gegenüber ihren beiden Verfolgerinnen. Hier hatte Anne Wagner vom TV Echzell anfangs die Nase vorne. Im Finish schob sich allerding noch Anne Lindner von der Eintracht Frankfurt Triathlon (45:31 min) an ihr vorbei auf den zweiten Rang. Anne Wagner sicherte sich mit dem dritten Platz in 45:39 min zugleich den Sieg in der W45.
5,3 Kilometer
Der Vorjahres-Zweite über die 5,3-km-Runde, Jonas Melendo Padron (Transbrothers), knüpfte bei der 32. Auflage des Karbener Stadtlaufes an diese Leistung an. Nur fünf Sekunden langsamer als vor Jahresfrist ließ er sich nach 19:31 min auf der Zielgeraden als Gesamt-Sieger feiern. Hauptklassen-Sieger Torben Ehrt von der Eintracht Frankfurt jagte nach 19:52 min als Gesamt-Zweiter über die Ziellinie. Als Gesamt-Dritter holte sich Michael Waraus vom LT Rheinhessen-Pfalz mit 20:02 min den Erfolg in der M55.
Die Frauen-Konkurrenz hatte die amtierende Hessenmeisterin im Cross- und 10-km-Straßenlauf – Eva Sulzer vom LSC Bad Nauheim – sicher im Griff. Mit 22:50 min war sie wie im letzten Jahr nicht zu schlagen. Erneut auf dem zweiten Rang landete auch Laura Christ vom Team Laura/Raffael, die sich um eine Minute auf 23:47 min steigerte. Die Gewinnerin der Bronze-Medaille – Lisa Reimund (Running Reimunds) – verteidigte mit 24:59 min ihren U14-Erfolg von 2022.
Jugend, Schüler und Bambini
Nach dreijähriger Pause blieben die Starterfelder in den Wettbewerben der Jugendlichen, Schüler und Bambini beim Karbener Stadtlauf bedauerlicherweise noch erheblich hinter der Beteiligung vor Corona zurück. Dem Eifer der jungen Läuferinnen und Läufer und ihrer Fans tat dies natürlich keinen Abbruch.
Die 3,1-km-Runde durch das Niddatal dominierte bei den Jugendlichen der U12-Sieger Linus Dreßler von Funball Dortelweil in zügigen 14:09 min vor dem Lokalmatadoren Collin Repp (TSV Klein-Karben), der sich nach 15:14 min feiern ließ. Bronze sicherte sich der ebenfall der M12 angehörende David Heckele vom TV Bad Vilbel (16:03 min). Schnellste Jugendliche war als Gesamt-Dritte Lynn Eickhoff (U12) in 15:54 min.
Über zwei Runden führte das 1,5-km-Rennen der Schüldr um das Gelände des Günter-Reutzel-Sportgeländes. Die Finisher durften daher zweimal die lange Zielgerade herunterlaufen und sich vom begeisterten Publikum anfeuern lassen. U10-Sieger Till Wiesner von der TG Groß-Karben führte das weit auseinander gezogene Feld in 6:02 min an. Ihm an den Fersen hing der Schnellsten der U12 – Felix Talbiersky mit 6:03 min. Bronze im Gesamteinlauf und Silber in der U10 erkämpfte sich Levi Grimmelbein von der LG Wettenberg in 6:07 min. Die Plätze vier und fünf im Gesamt-Klassement schafften die U14-Siegerin Kira Stoiko in 6:31 min und die U12-Siegerin Anna Jakob vom TV Rendel (6:49 min). Weit vorne landete als Dritte der Mädels Alexandra Mik von der TG Groß-Karben, die mit 7:07 min in der U12 den zweiten Rang erreichte.
Viele Bambini hielten sich die Ohren zu, bevor der Startschuss für ihr 300-m-Rennen erfolgte, waren dann aber sofort hellwach und stürmten eifrig über den schmalen Radweg hinter dem Sportgelände in Richtung der endlosen Zielgeraden – verfolgt von einer Riesenschar ebenso aufgeregter und begeisterter Eltern und Begleitern.
Im engen Zieleinlauf setzte sich Jonathan Niederlintner mit 1:06 min gegen Caspian Gorita (1:07 min) durch. Bronze sicherte sich Valentin Dürr in 1:11 min. Bei den Mädchen lief Luise Häuser vom Ski- und Wanderclub Windecken mit 1:16 min einen größeren Vorsprung vor Lena Hammer vom Karbener Sportverein (1:22 min) und Hailie Fiala vom KSV Klein-Karben (1:22 min) heraus.
Titelbild: Fröhliche Verfolger-Truppe des Halbmarathon in der Nidda-Aue – mit (vorne links) der Frauen-Zweiten Nicole Lang und (rechts daneben, 1458) der Fünften, Anna Zora Schmitt