Fahrplan für einen Bürgerentscheid
Am Samstag, 25. August 2018 war Quellendankfeier im Bad Nauheimer Sprudelhof. Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) brachte dabei erneut seinen Vorschlag eines Bürgerentscheids ins Spiel: Dieser könne die Frage um die mögliche Wohnbebauung entlang der Ludwigstraße klären.
Intensiv und kritisch
Wie der Rathauschef im festlich beleuchteten Sprudelhof eingangs erklärte, seien die Quellen bis heute ein Fundament für die Stadt. „Prägendes Element ist seit mehr als hundert Jahren der Sprudelhof.“ Es sei daher nicht verwunderlich, meinte der Rathauschef, dass alles, was sich rund um die Anlage tue, von der Bürgerschaft intensiv und kritisch begleitet werde. Rege Diskussionen habe auch die Frage nach Sanierung oder Neubau der Therme ausgelöst. Mittlerweile sei aber klar, dass die Entscheidung für einen Neubau richtig gewesen sei.
Therme soll 2021 öffnen
Der Magistrat habe letzte Woche einstimmig Generalplanung und Betriebsführung für die neue Therme vergeben. „Wir wollen sie 2021 eröffnen“, unterstrich Kreß unter Applaus. Am Dienstag werde in einer Sitzung von Haupt- und Finanz- sowie Bauausschuss der Fahrplan für das gesamte Sprudelhof-Konzept vorgestellt (19.30 Uhr, Trinkkuranlage). Dies führe ihn zu dem Thema, fuhr Kreß fort, welches die Stadt in den kommenden Monaten und Jahren intensiv beschäftigen werde: die mögliche Bebauung der Ludwigstraße. Vor einem Jahr habe die Vorstellung des Hölzinger-Konzepts hinsichtlich der Thermen-Frage einen „gordischen Knoten“ zerschlagen, sagte Kreß.
Emotionale Diskussion
Die Denkmalbehörden hätten das Konzept sofort positiv aufgenommen. Seitdem habe sich eine streckenweise recht emotionale Diskussion über das Konzept entwickelt: vor allem über die darin skizzierte Bebauung.
Kreß rechnet damit, dass diese Debatte noch etwas heftiger wird. Eine Demokratie müsse das aber aushalten, unterstrich der Bürgermeister. Es sei sogar wünschenswert.
Erst Beschluss, dann Bürgerentscheid
Im Interesse einer möglichst intensiven Bürgerbeteiligung hat Kreß vor, eine neue Chance zu nutzen. Die Hessische Gemeindeordnung sieht sie seit 2016 vor: „Nämlich, dass die Verwaltung von sich aus einen Bürgerentscheid initiieren kann.“ Dazu schlage er einen Fahrplan vor: Am Dienstag habe der Magistrat gebilligt, die Finanzmittel für einen Investoren- und Architekten-Wettbewerb im städtischen Haushalt 2019/20 einzustellen. Kreß erwartet sich von dem Wettbewerb zum einen die Visualisierung der möglichen Bebauung. Zum anderen die konkrete Berechnung der Wirtschaftlichkeit des gesamten Projekts. Ende 2019 könne das Stadtparlament dann über das Ergebnis des Wettbewerbs abstimmen. Bei einem Ja wäre der nächste Schritt dann, den Bürgerentscheid in die Wege zu leiten. Das Parlament müsste dem zustimmen.
„Mit Riesenschritten“
Kuratoriums-Vorsitzender Dr. Martin J. Worms nannte den Sprudelhof anschließend ein „Kleinod des Jugendstils“. Dies bedeute aber auch Verantwortung und Verpflichtung: es zu bewahren, aber auch zukunftsfest zu machen.
Das Land habe bereits 55 Millionen Euro in die Sanierung investiert.„Und die Planung der nächsten Baumaßnahmen schreitet mit Riesenschritten voran“, sagte Worms. Für den Veranstaltungs-Bereich und die medizinische Nutzung im Badehaus 7 gebe es seit Juli eine Bau-Genehmigung. Im nächsten Jahr gehe es los. Auch die Planung für die Krankenpflege-Akademie im Badehaus 5 und die städtische Nutzung des Badehauses 2 träten jetzt in die entscheidenden Phasen. Und die Bohrung nach einem neuen Brunnen starte ebenfalls in 2019. In den nächsten Jahren werde der Sprudelhof zur Großbaustelle – das sei eine große Herausforderung für die Stiftung.
Quellendankfeier mit Musik
Wie immer wurde die Quellendankfeier von Kunstgenüssen begleitet: Zunächst spielte das Kur-Salonorchester, anschließend die Marvin-Dorfler-Big-Band. Es beeindruckte die Sängerin Irene El Sigai, auch, als sie mit dem Publikum das traditionelle „Großer Gott, wir loben dich“ sang. Am Ende bezauberte Borja Sand Artist die Zuschauer mit seinen Sandbildern.
Für alles gab es herzlichen Applaus von den Zuschauerplätzen, die sich nach und nach allerdings lichteten. Dies lag an der Kälte. Viele Besucher zogen es vor, in eines der Badehäuser zu gehen, um dort etwas zu essen und zu trinken.