Oberhessensteig

Neue Wege und Plätze für Büdingen

In der Serie über den zur Landesgartenschau entstehenden Oberhessensteig hat der Neue Landbote schon über das Projekt, seine Wegbereiter und den Vogelsberger Höhenclub (VHC), berichtet, der den Weitwanderweg betreut. Zum Schluss der Serie ein Blick auf Büdingen: Was kommt hier auf die Wander-Infrastruktur zu?

Die Stadt soll schöner werden

Büdingen soll schöner und reicher werden. Mit der Landesgartenschau ist dieses Ziel leichter zu erreichen, glaubt Arnika Haury von der Tourismus & Marketinggesellschaft der Stadt. Sie sammelt Vorschläge aus der Bürgerschaft und treibt die Projekte mit der Stadtverwaltung voran. Der auch durch Büdingen führende Oberhessensteig und die Umwandlung der Bruchwiese in einen Bürgerpark sind beschlossen. Andere Projekte stecken noch in der Abwägung.

Arnika Haury leitet die Büdinger Tourismus- und Marketinggesellschaft. Sie weiß genau, was die meisten Touristen in die Stadt lockt: die Altstadt und der Thiergarten. Der Oberhessensteig und weitere Wander- und Radwege sollen weitere Gäste bringen. Foto: Nissen

Nördlich von Michelau wird der Oberhessensteig die Büdinger Gemarkung erreichen. Durch den Wald und die Bergshohl steuert er die Altstadt an. Er biegt dann südwärts zum Thiergarten ab und zieht sich westwärts über den Herrnhaag an Eckartshausen vorbei nach Langendiebach.

Der Weitwanderweg soll auch den Anwohnern Vorteile bringen. Als Beispiel nennt Arnika Haury den Erlenborn bei Michelau. Diese von alten Erlen gesäumte Quelle wurde schon 1723 mit mächtigen Sandsteinen gefasst. Die Vogelschutzgruppe hat viel später eine Sitzbank dazugestellt. Die Michelauer können sich das von Brennesseln belagerte Areal direkt am Oberhessensteig als „Kaffee-Platz“ und Ziel sonntäglicher Spaziergänge vorstellen. Arnika Haury lässt nun prüfen, ob und wie der Erlenborn verschönert werden kann.

Leichter mit dem Fahrrad durch Büdingen

Das Wander- und Radwegenetz soll dichter werden, um die 16 verstreuten Stadtteile besser miteinander zu verbinden. Die Landesgartenschau im Sommer 2027 gibt laut Haury die Chance, schneller zu bauen. Wenn die Planungs- und Zuschuss-Anträge rechtzeitig kommen, genießen sie laut Haury beim Kreis und beim Land Priorität. Vom Stadtparlament schon beschlossen ist ein Radwegekonzept mit zahlreichen Neuerungen. Die Einbahnstraßen der Kernstadt sollen zum Beispiel per Rad auch in Gegenrichtung befahrbar werden. Es wird mehr Querungsmöglichkeiten geben, Tempolimits für Autos, mehr Platz für Radspuren.

Nachdem der neue Radweg von Eckartshausen nach Calbach fertig wurde, soll nun seine Verlängerung in Richtung Orleshausen entstehen. Die Stadtverwaltung stellte im Juni den Planungsantrag bei Hessen Mobil, berichtet Arnika Haury. Weil der Weg entlang der Landesstraße führt, soll Hessen die Planung und den Bau finanzieren. „Wir rechnen noch für 2024 mit dem Bescheid. Dann könnte der Radweg theoretisch bis 2027 fertig sein.“

Eine neue Radverbindung von Büches über Rohrbach nach Aulendiebach steht ebenfalls auf der Wunschliste. Das ist „eine Strecke mit ganz viel Potenzial“, glaubt Haury. Geplant wird er im Rahmen der Flurbereinigung. Aber niemand sollte darauf bauen, dass er rechtzeitig zur Landesgartenschau fertig wird.

Das größte Projekt: Neuer Radweg am Seemenbach

Das gilt auch für das wohl größte Projekt: Ein Radweg durchs Seemenbachtal soll Büdingen über Rinderbügen und Wolferborn mit Kefenrod verbinden. „Wir haben mehrere Förderanträge gestellt“, sagt Haury. Der Abschnitt von Wolferborn nach Kefenrod sei in der Dringlichkeitsbewertung. Das gelte auch für den Abschnitt zwischen Hammer und Hain in Büdingen.

Am Stadtrand von Büdingen sehen Radfahrer und Wanderer die rote Steilwand des alten Sandsteinbruchs. Foto: Nissen

Zwischen der Kernstadt und Rinderbügen gibt es schon einen Radweg, der aber bergauf und bergab durch den Wald führt und und sich die Fahrbahn mit den zum Baltsteinbruch pendelnden Schwerlastern teilen muss. „Wir wollen den Weg gerne durchs Tal führen“, sagt Arnika Haury.

Viel Arbeit, bis der Radweg baureif ist

Doch dazu müsse noch viel untersucht werden. Ein ganzes Jahr brauchen Biologen, die Tier- und Pflanzenwelt auf der Trasse zu kartieren. Eine Molch-Kolonie oder eine seltene Orchidee könnte das ganze Projekt stoppen. Und im Seemenbachtal liegt ein Erlensumpf, der umfahren werden müsste. „Wir sprechen mit dem Wasserverband, ob es eine Möglichkeit gibt. Es sind viele Gespräche nötig. Es ist nicht einfach.“

Leichter dürften andere Landesgartenschau-Projekte zu verwirklichen sein, die nichts mit Wegebau zu tun haben. In der LGS-Projektgruppe haben Büdinger mehr als 30 Sehenswürdigkeiten aufgelistet, die mit wenig Aufwand Besucher locken können. Etwa die Kneipp-Anlage an der Leohütte, der Köllsche Garten, der Sandsteinbruch am Hain und der Thiergarten, der laut Arnika Haury nach der Altstadt schon jetzt die meisten Besucher anzieht. Im Herbst werde man Planungsaufträge vergeben.

Der Erlenborn spendet am Oberhessensteig auch an Hochsommertagen kühles, klares Wasser. Hier kann im Zuge der Landesgartenschau auch ein schöner, schattiger Treffpunkt für die Menschen im benachbarten Michelau entstehen. Foto: Nissen

Wozu all diese Mühen? Viele zahlende Gäste sollen Büdingen zu neuer Blüte verhelfen. Die Stadt hat mit der unverwechselbaren Altstadt noch die Nähe zu den UNESCO-Welterbestätten Glauberg und Limes als Pfund. In der Corona-Zeit nahm Haury schon viele Frankfurter und Friedberger auf Erkundungstour durch Büdingen wahr. Wenn Fremde kommen, geben sie hier auch Geld aus. An die Büdinger appelliert sie: „Ihr lebt in einer wunderschönen Region. Seid stolz darauf und behaltet das nicht für Euch!“

Touristen in Büdingen

Genau 311 Gästebetten bieten die sieben Hotels, Pensionen und die Jugendherberge in Büdingen für Touristen und Geschäftsreisende. Sie meldeten dem Statistischen Landesamt im Mai 3374 Übernachtungen. Das sind 6,4 Prozent weniger als im Mai 2023. Durchschnittlich blieben die Gäste zwei Nächte in Büdingen.

Der Rückgang bei den Übernachtungen ist nicht Büdingen-spezifisch. In den meisten anderen hessischen Kommunen gab es ebenbfalls Rückgänge – ein Zeichen, dass die allgemeine Konjunktur stagniert oder in die Rezession rutscht.

Der Gasthof Kaiser am Ortsrand von Büdingen-Michelau bietet schon seit gut 30 Jahren keine Speisen und Fremdenzimmer mehr an. Trotzdem prangt das Schild „Zur guten Hoffnung“ immer noch groß an der Fassade. Zu recht – denn die Macher der Landesgartenschau organisieren die Großveranstaltung im Sommer 2027 auch dafür, dass auf Dauer mehr Gäste in die Region zwischen Echzell, Schotten und Limeshain kommen. Foto: Nissen

An sieben Tagen der Woche arbeitet Arnika Haury mit ihrem Team von der Büdinger Tourismus- und Marketinggesellschaft, damit es wieder aufwärts geht. Die Tourismus-Info ist im Sommer auch an Wochenenden geöffnet. Die Chefin ist mit 37 Jahren noch jung – aber erfahren. Nach der Schulzeit in Büdingen studierte sie Kulturwirtschaft in Passau, arbeitete zwei Jahre in Argentinien und Brasilien. Vor acht Jahren übernahm sie die Verantwortung für die weltweite Vermarktung der Stadt Büdingen. Auf www.buedingen.info unterhält Arnika Haury beispielsweise ein digitales Flyer-Regal, lädt zu Stadtführungen ein und beschreibt elf interessante Wanderwege. Es fehlen nur noch die gpx-Dateien, damit Radfahrer und Wanderer die Routen in ihre Navigations-Apps laden können.

Parallel dazu kümmert sich Arnika Haury als Landesgartenschau-Beauftragte um alle Büdinger Projekte. Da geht es auch um die Entscheidung, welche Ideen zur ersten interkommunalen Schau von April bis Oktober 2027 umgesetzt werden. Und um die Planung und Förderanträge für neue Wander- und Radrouten in der Büdinger Gemarkung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert