Scrupellos, hinterhältig, gewalttätig
Im Butzbacher Kino wurde der Film „The Apprentice – Die Trump Story“ vorgestellt . Anschließend wurde darüber diskutiert. Der ehemalige und zukünftige US-Präsident Donald Trump kommt im Kinofilm nicht sonderlich gut weg. Gezeigt wird der junge Trump und sein Aufstieg als Immobilien-Mogul in den 19070er und 1980er Jahren als skrupellos, hinterhältig und zuweilen auch gewalttätig.Angreifen und Niederlagen leugnen
Das Butzbacher Filmtheater und die Butzbacher Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein hatten zu der Veranstaltung eingeladen. Stiftungsgeschäftsführer Lothar Jung diskutierte nach der Vorstellung mit dem US-Demokraten Dr. Kenton Barnes. Moderator war Kinobetreiber Michael Krause.
Trump hatte die Aufführung des Films in den USA zu verhindern versucht. Vergebens, der Film kam wie geplant in die Kinos. Laut „The Apprentice“ lässt sich eine langjährige Strategie bei Donald Trump erahnen, die ihm einst sein Mentor und enger Vertrauter Roy Cohn an die Hand gegeben haben soll: Angreifen, leugnen, nie eine Niederlage eingestehen.
Dies sah auch Dr. Kenton Barnes beim anschließenden Podiumsgespräch so. „Diesen Donald Trump kennen wir“. sagte er. Er verwies darauf, dass Trump bis heute seine Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen 2020 gegen Joe Biden nicht eingestanden habe.
„Mit der Zusage von Barnes war der Stiftung eine hochkarätige Besetzung für die Diskussion nach dem Film gelungen: Der US-Amerikaner, der seit mehr als 20 Jahren in Deutschland lebt, stammt aus Ohio und unterrichtet am Institut für Amerikanistik und Anglistik an der Technischen Universität Braunschweig. Zudem ist Barnes Vorsitzender der ‚Democrats Abroad‘ in Deutschland, praktisch die ‚Auslandsvertretung‘ der Demokraten, und in dieser Funktion Gast in Talk Shows wie Markus Lanz oder Sandra Maischberger“, freut sich die Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein in einer Pressemitteilung.
Gleichheit und Solidarität massiv entwertet
Im August dieses Jahres war Barnes auf dem Parteitag der Demokraten in Chicago, bei dem Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin nominiert wurde. „Die Stimmung war wie bei einem großen Konzert, sehr positiv“, berichtete der Demokrat beim Podiumsgespräch. Damals hätten viele geglaubt, dass Harris die Wahl gegen Trump im November gewinnen könne, auch die Wahlforscher hätten ja ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesagt. Dass letzten Endes doch Trump und nicht Harris gewonnen habe, sei eine herbe Niederlage für die Demokraten als auch für die Demokratie, so Barnes. Im Vergleich zur Wahl von 2020 seien rund 15 Millionen US-Bürgerinnen und US-Bürger nicht zur Wahl gegangen – Stimmen, die Harris nicht habe einsammeln können. Barnes äußerte die Hoffnung, dass bei der Nachwahl von Sitzen im Senat – einige Senatoren werden in die Regierung von Trump wechseln – demokratische Bewerber zum Zug kommen und sich damit auch der Einfluss für die Partei im Kongress wieder vergrößern könne.
Stiftungsgeschäftsführer Lothar Jung wies auf mehrere Widersprüche hin, die sich mit dem Ausgang der US-Präsidentenwahlen zeigen würden: So hätten die politischen Ideen und Verhältnisse in den USA immer einen starken Einfluss auf das Geschehen in Europa gehabt; die Väter der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 seien an der Abfassung der Menschenrechte 1789 in Paris mit dem Motto „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit beziehungsweise Solidarität“ direkt beteiligt gewesen. „Mit der Wahl von Trump zum neuen Präsidenten der USA werden Gleichheit und Solidarität massiv entwertet“, konstatierte Jung auf dem Podium: „Selbst einer Geld- und Macht-Elite entstammend, ist es ihm gelungen, mit seiner extremen Kritik an der Elite die Mehrheit der Massen hinter sich zu bringen. Hierin liegt einer der vielen Widersprüche im Zusammenhang mit der Wahl“.
Die beiden Teilnehmer auf dem Podium waren sich einig, dass es neben Personen und Parteien zwei weitere Verlierer der Wahl gebe: Die Wahrheit und die Demokratie, berichtet die Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein in ihrer Pressemitteilung. Mit dem Regierungsprogramm von Trump und der Besetzung von neuen Posten in der künftigen US-Regierung deute sich an, dass die demokratische Wahl undemokratische Folgen haben könne. „Wie schon mehrmals in der Geschichte tritt diese Paradoxie offen zutage und erfordert Wachsamkeit und Schutzmechanismen auf mehreren Ebenen, für die Verfassung bis hinunter zur kommunalen Ebene“, so Jung.
Titelbild: Nach der Vorstellung des Trump-Films „The Apprentice“ diskutierten beim anschließenden Podiumsgespräch Moderator Michael Krause mit Stiftungsgeschäftsführer Lothar Jung und Dr. Kenton Barnes, Vorsitzender der Democrats Abroad in Deutschland.