Wenn Eltern psychisch erkranken
von Jörg-Peter Schmidt
Für Kinder psychisch kranker Eltern gibt es eine kostenlose Hilfe in Gießen. Im großen Spielzimmer des Caritasverbandes in der Frankfurter Straße wird nach den Herbstferien 2021 für Sieben- bis 13-Jährige ermöglicht, unter entsprechender fachlicher und einfühlsamer Beratung über ihre Probleme zu sprechen, Fragen zur Situation der betroffenen Eltern zu stellen, aber auch mit anderen Kindern zu spielen, Kontakte mit Gleichaltrigen zu knüpfen, die in einer ähnlichen Lage sind.In den Räumen des Sozialpsychiatrischen Dienstes beim Kreisgesundheitsamt war bei einem Pressegespräch Gelegenheit, sich eingehend über diesen Kurs zu informieren, den es bereits zum 17. Mal gibt und der von der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle des Caritasverbandes organisiert wird. Für Auskünfte standen den Medien zur Verfügung: Marco Auernigg (Sachgebietsleiter Sozialpsychiatrischer Dienst und Betreuungsbehörde; Psychiatriekoordinator), Jana Wenzel (Caritasverbandes Gießen e.V., Koordinatorin des Angebots) und Hans-Peter Stock (Sozialdezernent im Landkreis Gießen). Wie sie berichteten, wird ab sofort durch den Kreis ein Fahrdienst ermöglicht. Weite Strecken oder ein unzureichendes ÖPNV-Angebot von Wohnungen der Familie aus war bisher in manchen Fällen eine große Hürde.
Kinder treffen sich nachmittags
Die Gruppe wird bis zu den Osterferien 2022 einmal wöchentlich zwischen 15 und 17 Uhr zusammenkommen. Unterstützt wird der Caritasverband bei der Wahrnehmung dieser Gruppenarbeit durch Spenden, vornehmlich durch den Lions Club.
Dickes Sorgenpaket
Während des Pressegesprächs wurde deutlich, welche Sorgen Mädchen und Jungen mit sich tragen, wenn die Mutter oder der Vater psychisch erkrankt ist. Nicht selten passiert es, dass die Kinder Schuldgefühle entwickeln: Geht es Mama so schlecht, weil meine Noten in der Schule nicht so gut sind? Auch gibt es bei psychisch Erkrankten oft ein Verhalten, dass für viele Mitmenschen nicht nachvollziehbar ist. So geraten die Kinder in einen Strudel von sich häufenden Problemen, aus dem sie nur mit Hilfe anderer Menschen herauskönnen.
Wie Gruppenarbeit verläuft
Hier setzt das Gruppenangebot an, das Jana Wenzel näher beleuchtete. Wichtig sei: Von Anfang an müsse es die Bereitschaft von der gesamten Familie geben, über die Erkrankung der oder des Betroffenen zu sprechen. Der Verlauf der 20 Treffen der Kinder mit ihren Beraterinnen oder Beratern sehe folgendermaßen aus: Erstes Kennenlernen, über Gefühle sprechen, Erläuterung, was eine psychische Erkrankung überhaupt ist, Gespräch, welche Probleme beim Leben mit einem erkranktem Familienmitglied entstehen.
Kleiner Kreis
Die Gruppe der Sieben- bis 13-Jährigen ist relativ klein, besteht aus bis zu acht Teilnehmern. Jana Wenzel, Marco Auernigg und Hans-Peter Stock unterstrichen übereinstimmend, wie wichtig es ist, dass es ein solches Gruppenangebot gibt, was eine wesentliche Entlastung für die ganze Familie bedeuten könne. Auf Wunsch sei auch Einzel- und Familienberatung und die Organisation weiterer Hilfen möglich.
Anmeldung und Spendenkonto
Für den Kurs kann man sich anmelden unter: Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle Gießen, Frankfurter Straße 44, Tel. 0641-7948119. Spendenkonto: Caritasverband Gießen e.V. Volksbank Mittelhessen, IBAN: DE08 5139 0000 0049 3749 68, BIC: VBMHDE5F, Kennwort: Kinderprojekt PSKB
Titelbild: Von links: Hans-Peter Stock, Jana Wenzel und Marco Auernigg.