Friedrich Ludwig Weidig

Erinnerung an den Freiheitskämpfer

Von Bruno Rieb

An ihren berühmtesten Bürger erinnerte die Stadt Butzbach am 23. Februar 2023, dem 186. Todestag von Friedrich Ludwig Weidig. Der Freiheitskämpfer ließ im Kerker in Darmstadt sein Leben.

Reallabor Demokratikum

Die Gedenkveranstaltung im Butzbacher Museum war der Auftakt des „Reallabor Demokratikum“, mit dem die Weidig-Stadt in diesem Jahr Demokratie erlebbar machen möchte. Mit szenischen Lesungen, Musik und Vorträgen wurde Leben und Werk das Butzbacher Pfarrers dargestellt, der durch den zusammen mit Georg Büchner verfassten „Hessischen Landboten“ und durch seinen Märtyrertod im Darmstädter Gefängnis berühmt wurde.

Die szenischen Lesungen aus dem Theaterstück „Wenn es Rosen sind, werden sie blühen“ nach dem Büchner-Roman von Kasimir Edschmid ließen die konfliktreiche Zusammenarbeit Weidigs mit Büchner aufleben. Höhepunkt des Abends war, als Christian Suhrs und Dimitri Eliseevs die Kontroverse um die Flugschrift „Der hessische Landbote“ zwischen Weidig und Büchner spielte. Pfarrer Weidig entschärfte die radikale Vorlage Büchners und gab ihr einen christlichen Rahmen. Andererseits sorgte er dafür, dass die Flugschrift gedruckt wurde. Ohne Büchner hätte es den „Hessischen Landboten“ nicht gegeben. Der erzielte aber nicht die gewünschte Wirkung und war fatal für die Verfasser: Weidig starb im Kerker, Büchner konnte immerhin fliehen, starb aber wenig später im Exil. Die Rache der Obrigkeit an Weidig währte lange: bis 1848 durfte seiner nicht öffentlich gedacht werden und Blumenschmuck wurde von seinem Grab in Darmstadt entfernt

Im Schatten Büchners

Weidig-Expertin Dagmar Stork erzählte die Lebensgeschichte des Butzbacher Freiheitskämpfers und trug auch einige Gedichte von ihm vor. Ein großer Poet war der Butzbacher Pfarrer nicht. Da steht er deutlich im Schatten Büchners, der mit seinen Werken wie „Lenz“, Woyzek“ oder „Dantons Tod“ Literaturgeschichte geschrieben hat. Weidig gab seine eigene Flugschrift heraus, die er „Leuchter und Beleuchter für Hessen oder der Hessen Notwehr“ nannte. Die liest sich im Vergleich zum „Hessischen Landboten“ wie eine amtliche Bekanntmachung. Witz verriet Weidig immerhin als er als Herausgeber des Beleuchters einen „Freimund Hesse“ nannte.

Büchner hatte sich ziemlich abwertend über seinen zeitweiligen Wohnort Gießen geäußert. Büchners Bruder Wilhelm habe das einige Jahre später über Butzbach getan, sagte Peter Brunner, Leiter des Büchner-Hauses in Goddelau. Brunner vermutet aber, dass er „schlichtweg die Unwahrheit gesagt hat“.

Das Duo EigenArt aus Nidderau untermalte die Lebensgeschichte Weidigs mit Freiheitsliedern. Bei „Die Gedanken sind frei“ sang das Publikum lauthals mit.

Titelbild: Das Duo EigenArt untermalte die Weidig-Gedenkfeier mit Freiheitsliedern.

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