Gerhard Will bittet um Rücksicht
Oft helfen unbürokratische Initiativen am besten: Mit einer einfachen, aber auffälligen Aktion hat jetzt der Ortslandwirt und Stadtrat Gerhard Will aus Staufenberg-Treis (Kreis Gießen) zur Rücksichtnahme auf den Feldwegen aufgerufen. Mit Mitarbeitern des städtischen Bauamts in Staufenberg sprühte der Landwirt gemeinsam mit Bürgermeister Peter Gefeller die Botschaft „Rücksicht macht Wege breit!“ auf die Feldwege.
Konflikte und Gefahr vermeiden
Die weißen Markierungen auf dem Boden sollen die Nutzer der Feldwege daran erinnern, dass ein partnerschaftlicher Umgang hilft, Konflikte und Gefahrensituationen zu vermeiden.
Auf dem Lumdatal-Radweg in Höhe der Treiser Sandgrube wurde mit der Markierungsaktion begonnen, die in dem Stadtteil Mainzlar auf dem Radweg vor dem Werkgelände von RHI-Didier und auf dem Radweg zwischen Daubringen und der Autobahnbrücke abgeschlossen werden soll, berichtet die Stadt Staufenberg . Mit Farbe besprüht hinterlässt die Schablone einen symbolisierten Radfahrer und Traktorfahrer nebeneinander mit dem Schriftzug „Rücksicht macht Wege breit“ auf dem Boden, was das Ziel der Aktion bereits deutlich macht. „Wir freuen uns über die Radfahrer und andere Erholungssuchende, wollen aber auch daran erinnern, dass die Wirtschaftswege vorrangig der Erschließung der Felder dienen“, unterstreicht Gerhard Will, der sich herzlich beim Kreisbauernverband bedankt, der die Schablone kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. „Auch bei einer Freizeitnutzung dürfen Wirtschaftswege nicht mit einer Fußgängerzone verwechselt werden“, so Bürgermeister Gefeller. Gefeller weiter: „Mitunter kann es bei Wirtschaftsfahrten zu Verschmutzungen und Schlaglöchern kommen, so dass nicht jeder Weg durch Fahrradfahrer oder Fußgänger immer gleich gut genutzt werden kann. Die meisten Landwirte streben ein konfliktfreies Miteinander in den Dörfern an und nehmen Rücksicht auf Erholungssuchende. Es wäre schön, wenn Ihnen dafür mit Freude über die Wege und rücksichtsvollem Entgegenkommen gedankt würde.“
„Ich schielte nach dem Pfad hinüber, den ich zwischen Wiesen und blühenden Hecken sich hinschlängeln sah. Zum Teufel mit den breiten Straßen, die geradewegs zum Ziel führen. Der Tag ist noch lang und schön….“ Als ich bei dieser Stelle im Buch ‚Meister Breugnon‘ von Romain Rolland angekommen war, trat der Asphaltweg des Fotos, auf dem die drei Herren stehen, vor mein inneres Auge. Schade, dass heute Feldwege so aussehen (müssen). Die Begradigung der Natur allerorten. Nun, Romain Rolland, einer der wenigen, die sich dem Kriegstaumel des Ersten Weltkriegs entzogen, kannte noch keine Erntemaschinen. Aber muss man denn die allgemeine Regulierungswut bis in den Wald ausdehnen? Braucht man solche Stempel, die , wenn auch freundlich, die Zahl der Vorschriften weiter erhöhen? Ob es nicht auch mit Zeichen, Zurufen getan wäre, wenn sich zwei Parteien auf dem Betonweg ins Gehege zu kommen drohen? By the way: Romain Rolland, der 1915 den Nobelpreis erhielt, ist ein zu Unrecht heute vergessener Schriftsteller.