BEI HOCHWASSER

Messgerät hat Härtetest bestanden

Leicht könnte es mit einem Modellboot oder einer italienischen Schwimmhilfe verwechselt werden, wenn da nicht die gut sichtbare Technik in der Mitte wäre. Seinen ersten Härtetest hat das neue Messgerät vom Regierungspräsidium (RP) Gießen in der jüngsten Hochwasserlage im Januar 2023 bereits bestanden.

Für den Umweltbereich zuständig

Nun hat es Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich offiziell in Dienst gestellt, inklusive Namenwettbewerb und kleiner Taufzeremonie auf den Namen „Wellenreiter, berichtet die Pressestelle des RP in einer Reportage.

„Wir haben als große Behörde oberhalb der Landkreise und unterhalb der Landesregierung viele Aufgaben“, leitet RP Ullrich auf das Messgerät über. „Unter anderem sind wir im Umweltbereich für den Hochwasserschutz zuständig.“ Hier hat es kürzlich einen Generationenwechsel in der Technik gegeben. Offiziell heißt das schwimmende Messgerät „SonTek RS5“. Das klingt eher nach „Star Wars“ als Verwaltung. Schon der Vorgänger ist in „Lahnperle“ umbenannt worden. Die Aufgabe von beiden ist letztlich dieselbe: mittels Technik messen sie innerhalb Mittelhessens an 27 Standorten den Abfluss ausgewählter Gewässer.

Schall wird im Wasser reflektiert

Die technische Präzision macht aber den Unterschied, wie Sören Waldeck erläutert. „An der Unterseite des Messgerätes ist ein Wandler montiert, der Ultraschallsignale in das Wasser abgibt“, erläutert der technische Beamte im Bereich Hochwasserschutz. Der Schall wird von Partikeln im Wasser reflektiert und in seiner Frequenz verschoben. Diese Verschiebung nutzt das Messgerät, um die Geschwindigkeit des Partikels, der mit dem Wasser transportiert wird, auszuwerten.

Der „Wellenreiter“ könnte auch mit einem Modellboot oder einer italienischen Schwimmhilfe verwechselt werden, wenn da nicht die gut sichtbare Technik wäre.

Für diesen Vorgang nutzt das Messgerät das physikalische Prinzip des „Doppler-Effektes“, der nach seinem Entdecker, dem österreichischen Physiker Christian Doppler, benannt ist. „Schall breitet sich im Wasser mit einer Geschwindigkeit von 1340 Meter pro Sekunde und damit circa viermal schneller als in der Luft aus“, berichtet Sören Waldeck. Dadurch läuft der Messvorgang sehr schnell ab. Während einer entspannten Fahrt an der sicheren Leine über das Gewässer wird neben den Fließgeschwindigkeiten auch die Fläche des vom Wasser durchströmten Querschnitts ermittelt. „Aus diesen beiden Information errechnet eine Software dann den Abfluss im Gewässer.“

Wie Idee für den Namen entstand

„Wegen seiner einfachen Handhabung kann das Messgerät nicht nur an den landeseigenen Pegeln, sondern an nahezu allen Brückenbauwerken zur Abflussmessung eingesetzt werden“, sagt RP-Mitarbeiter Waldeck. Neben den Wasserständen sind auch Informationen über die Abflussmenge in den Gewässern in drei Fällen erforderlich: für wasserrechtliche Entscheidungen, aber auch für die Vorhersage von Hochwasserlagen und nicht zuletzt für die Steuerung der Talsperren.

Die Idee für einen Namenwettbewerb kam von Sören Waldeck selbst, der auf der RP-eigenen Facebookseite stattfand. Mit ihrem Vorschlag „Wellenreiter“ hat sich schließlich Margit Bosse gegen die drei anderen Finalisten „Aquasurfer“, „Hydro“ und „Wasserläufer“ in einer öffentlichen Abstimmung über Facebook durchgesetzt. Als Gewinnerin war sie ebenfalls bei der Bootstaufe anwesend und erhielt als Dank eines der limitierten RP-Wanderbücher. „Ab jetzt ist der Wellenreiter ganz offiziell für Mittelhessen in unserem Regierungsbezirk unterwegs“, sagt Regierungspräsident Ullrich, nachdem Abteilungsleiterin Karin Ohm-Winter den Schriftzug platziert hat.

Titelbild: Kleine Taufzeremonie an der Lahn mit den Beteiligten (v.l.): Andreas Hildebrand, Hartmut Köster, Ines Walter, Sören Waldeck, Margit Bosse (Gewinnerin Namenwettbewerb), Dr. Christoph Ullrich (Regierungspräsident) und Karin Ohm-Winter (Abteilungsleiterin „Umwelt“).Fotos: RP Gießen

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