Autorenclub Wetterau

Erlebnisse im Shutdown

Wetterauer Autoren beschreiben in einem Blog ihre Erfahrungen in der Cornakrise. Der „Shutdown Blog“ ist ein lesenswertes Tagebuch des Lebens mit dem Infektionsrisiko. Die Autoren erzählen, wie es ihnen ergeht und erging: Der einen fehlt ihr Friseur, der andere verspürt Symptome, während einer lieber nach vorne schaut, beklagt der andere begrenzte Freiheiten und wieder eine andere reist Corona zum Trotz munter durchs Land.

Wie es den Autoren ergeht

Der Blog wurde am 5. April 2020 gestartet. In einer Konferenz mit sieben Teilnehmern, die teils per Telefon zugeschaltet waren, beschloss der Club, das Corona-Tagebuch im Internet zu führen: „Wie ergeht es uns während des Shutdowns? Und wie fühlen wir uns dabei?“

Am 7. April berichtet Andreas Arnold: „Anfang März verlief mein Tag noch wie gewohnt: Ab acht war ich im Büro, um meiner Erwerbstätigkeit nachzugehen, gegen fünf trat ich den Heimweg an, und ab da durfte ich fünf Stunden lang versuchen, mit meiner entfesselten Kreativität Schritt zu halten. Dann kamen die ersten Beschränkungen der Corona-Krise und das Bangen begann: Werden die Buchmessen stattfinden, bei denen ich bereits Stände gebucht hatte, die Lesungen und Vorträge, für die ich engagiert war, …“ Sein Kollege Ernesto Filippelli schreibt am 23. April: „Als Italiener hat mich Corona schon sehr früh beschäftigt. Ich lebe in Bad Nauheim, meine Familie in der Gegend von Bergamo, Mailand und Turin. Anfang März hatte die Corona-Krise in Deutschland noch nicht mit voller Wucht zugeschlagen – aber in Italien. Damals hatte ich Angst, Angst vor der Zukunft, vor der Ungewissheit. Angst, ob ich krank würde. Ich hatte Angst und machte mir Sorgen um meine Familie, die in Italien lebt und genau dort, wo die meisten Todesfälle sind.“

Die Startseite des Shutdown Blogs des Autorenclubs Wetterau.

Susann Barczikowski gesteht am 19. März, dass sie munter reist: „Ich bin ein Reisewunder, sagen meine Freundinnen. Wann immer es geht, packe ich meinen Koffer und bin weg. So auch in diesen Zeiten. Die innerdeutschen Grenzen sind offen, das Wetter ist super und die Nordsee lockt. Klamotten für ein paar Tage Auszeit sind schnell gepackt und los geht‘s: Von Bad Nauheim durch Corona-Deutschland. Durch Seuchengebiete. Ich habe das Gefühl, ich breche zu einer Expedition auf, die unbekannte Gefahren birgt.“

Dann kam Corona…

Valentina Dietrich fühlt sich am 5. Juni an ein Brettspiel erinnert: „Mensch ärgere dich nicht. Dieser Satz, der sowohl der Titel eines Brettspielklassikers als auch ein Ratschlag (dann mit einem Komma hinter dem „Mensch“) ist, passt gut zur aktuellen Corona Lage. Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln, Homeoffice, unsichere Urlaubsplanungen, Kontaktverbot und Einschränkungen gefühlt soweit das Auge reicht. Und da soll man sich nicht ärgern oder verunsichern lassen?“

Sigrun Miller dichtet am 20. Juni: „Lass Corona dich nicht treiben,/es kommt näher, Tag und Nacht,/will mit Ängsten bei dir bleiben/und probiert schon seine Macht.“ Rita H. Greve schreibt am 25. Juni Verse über ihren Friseur: „Vor langer Zeit/kann man wohl sagen/ging ich noch zum Friseur./Dann kam Corona/alles dicht/und plötzlich ging nichts mehr.“

Martin Heß berichtet am 29. Juni, dass der Symptome verspürte: „Ich habe das nach meinem ersten – ja nun – Anfall weiter beobachtet. Man macht sich ja Sorgen und googelt und plant einen  Arztbesuch und all diese Dinge. (…) Ja, es ist noch mehrfach aufgetreten, werde ich sagen, mir scheint, es wird häufiger, Herr Doktor. Können Sie schon sagen, was das sein könnte? Brauche ich weitere Untersuchungen? Und er würde sich das Kinn reiben und mich über den Rand seiner randlosen Lesebrille ansehen oder besser anblicken, und er würde also in meine angsterfüllte Seele schauen und sagen, dass es nichts schlimmes sei, nur ein Virus, ein Corona-Virus, und das führe zum Lockdown und der wiederum habe mitunter ungewohnte Begleiterscheinungen bei Betroffenen, so genannte Emotionen. Das gehe vorbei. Ich solle viel trinken. Tja, und das würde ich dann auch tun.“

Über Übertreibungen

Stimmt die Bezeichnung Shutdown Blog jetzt überhaupt noch? Ein Blog-Leser beklagt am 5. Juli: „Das ist zwar interessant mit Euren Beiträgen, aber die Shutdown-Tageszählung erschließt sich mir jetzt nicht mehr. Haben wir denn noch einen ‚Shutdown‘? Nach meinem Wortverständnis nicht mehr.“ Petra Ihm-Fahle vom Autorenclub antwortet : „Stimmt einerseits, aber eine gewisse Überspitzung im Titel ist nie verkehrt. Es bestehen ja immer noch Einschränkungen.“ Ralph entgegnet: „Aber Überspitzungen haben wir im Leben doch schon genug zu lesen. Ich bin der Ansicht, dass Übertreibungen mehr schaden, als einen Nutzen bringen. Wenn ich mir die Medienlandschaft so anschaue, dann lese ich oft Titel, die eine halbe Katastrophe beinhalten. Der eigentliche Text relativiert dann die übertriebene Überschrift wieder. Ist das wirklich Journalismus oder eher Marketing?“ Petra Ihm-Fahle entgegnet: „Ich habe noch mal nachgedacht; der Blog sollte ja nicht nur den aktuellen Shutdown beschreiben, sondern auch die Auswirkungen. Deshalb meine ich, sei es richtig, den Titel zu behalten.Trotzdem Danke für die Anregung; werde es bei meinen Mitautor/Innen zur Diskussion stellen.“

Der Shutdown Blog heißt noch immer so und steht hier: autorenclub-wetterau.de

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