Der Geheimtipp
von Jörg-Peter Schmidt
Es sind quasi nur wenige Stunden, dann wird die Zeit von Angela Merkel als Bundeskanzlerin endgültig Geschichte sein. In diesen Tagen erfährt man in den Medien von allerlei Anekdoten über die couragierte Frau, die sich gegenüber Männerhierarchien durchgesetzt hat. Unbedingt zu erwähnen ist eine Begebenheit, die sich 2003 in Gießen abspielte.Beispielsweise die „Gießener Allgemeine“ hat berichtet, welch nicht alltäglichen Besuch damals die in der Steinstraße ansässige Weinstube hatte, in der man den edlen Tropfen nicht nur kaufen kann. Man kann dort auch gemütlich sitzen und sein Schöppchen in aller Ruhe schlürfen. Die Weinstube ist klein, aber oho.
Blick zurück ins Jahr 2003
Zurück zum Jahr 2003, als Angela Merkel CDU-Vorsitzende war. Sie hatte einen Wahlkampfauftritt in den Hessenhallen in Gießen und ihr Team suchte offensichtlich ein Lokal, wo man den Abend ruhig ausklingen lassen kann.
Geheimtipp zugeflüstert
Irgendjemand muss dem Wahlkampfteam den Geheimtipp „Weinstube“ zugeflüstert haben – wohl mit der Bemerkung: Da ist eher weniger los. Was nicht ganz stimmt: Mal ist die Gästezahl überschaubar, mal geht bei Tanz und cooler Musik dort die Post ab. Wie gesagt: klein, aber oho.

Mit diesem Besuch hatte man nicht gerechnet
An diesem Abend war es dort eher ruhig, als zur Verblüffung des Weinstuben-Chefs Walter Carl Angela Merkel samt ihrem Team hereinspaziert kam. Der Rest ist schnell erzählt: Laut Augenzeugenberichten haben sich die Politikerin und Co. richtig wohl gefühlt, was auch aus dem Eintrag im Gästebuch zu entnehmen ist. Bleibt nur die Frage: Wo kam der Geheimtipp her, denn die Weinstube, so urig sie auch ist , gehört nicht zu den bekanntesten Institutionen in Gießen?
„Du hast den Farbfilm vergessen“
Wer weiß: Jetzt, wo sie in wenigen Stunden vollends im Ruhestand ist, könnte die Ex-Kanzlerin ja wieder mal in der Weinstube vorbeischauen. Musikwünsche „vom Band“ können dort spontan erfüllt werden. Sicherlich auch Nina Hagens einstigen Gassenhauer „Du hast den Farbfilm vergessen“ – den Song, der beim „Zapfenstreich“ auf der Wunschliste der scheidenden Kanzlerin stand und der so ganz harmlos nicht ist – wohl voller Anspielungen auf den grauen DDR-Alltag. In der Weinstube ist man jedenfalls für die nächste Visite von Angela Merkel gerüstet.
Titelbild: Viele Menschen werden sie vermissen: Angela Merkel, die als Bundeskanzlerin jetzt Geschichte ist. Das Foto stammt aus dem Jahr 2008. (Quelle: Wikipedia, Aleph)