Das Programm für 2016
In Friedberg hat eine Bürgerbewegung das seit 1980 geschlossene Alte Hallenbad zur Kulturstätte gemacht. Das Jugendstil-Gebäude wird nach und nach restauriert, und in der zweiten Saison gibt es hier Konzerte, Lesungen, sogar Opern. Der Landbote schaute sich vor Ort um – und staunte, dass hier tatsächlich von unten und selbstbestimmt Kultur organisiert wird. Ein Blick auf die Macher und das Programm der nächsten Monate.
Altes Hallenbad mit Kultur
Der Jugendstil-Komplex an der Haagstraße 29 in Friedberg ist vor mehr als hundert Jahren von Hans Meyer geplant worden. Er war führender Schwimmbadarchitekt seiner Zeit – auch die Bäder in Gießen, Eisenach, Aschersleben, Esslingen und weiteren Orten wurden in seinem Büro entworfen. Das Friedberger Hallenbad wurde nicht aus Steuermitteln finanziert, sondern beruhte schon damals auf der Initiative der Friedberger Bürger. Der Großteil der Mittel wurde gestiftet, ein weiterer Teil in Form von Aktien gezeichnet.
Zu Pfingsten 1909 konnten die ersten Badegäste ins Becken steigen. Generationen von Friedbergern lernten dort schwimmen. Das Aus kam 1980, als Friedberg und Bad Nauheim ein modernes Schwimmbad zwischen den beiden Städten an der Usa-Aue eröffneten. Das Alte Hallenbad blieb über 30 Jahre verschlossen und verfiel allmählich. Die Stadt Friedberg als Besitzerin konnte mit dem Gebäude nichts anfangen.
Aber die Friedberger. Sie bildeten einen Verein mit rund 1500 Mitgliedern und Geldgebern, der inzwischen eine gemeinnützigen GmbH gegründet hat. Vorsitzender ist Ulrich Lang – ein geachteter Friedberger. Der ehemalige Direktor der Gesamtschule Konradsdorf lässt mit seinen Vorstandskollegen langjährige Kontakte spielen, um immer wieder Geld zur Sanierung des Hallenbades aufzutreiben. Mittlerweile gibt es im Badesaal einen Veranstaltungsraum mit bis zu 350 Plätzen und Bühne. Im Kesselhaus finden kleinere Veranstaltungen statt. Momentan wird das Jugendstil-Foyer restauriert. Und irgendwann kann und soll eine passende Gastronomie in noch ungenutzten Räumen des Alten Hallenbades öffnen.
Für Bau und Restaurierung fließt immer mal wieder staatliches Geld – doch einen festen Etat hat das Alte Hallenbad nicht. Auch nicht für die Veranstaltungen. Das Geld muss aus dem Ticketverkauf hereinkommen, und von Sponsoren. Es ist ein mühsames Geschäft – erledigt von unbezahlten Enthusiasten der Veranstaltungs-AG.
Diese Leute treffen sich an einem Dienstag im Monat abends in einem Kellerraum des Alten Hallenbades. Sehr verschiedene Leute sitzen da um den Tisch: zum Beispiel ein Lehrer, ein Pianist, eine freiberufliche Sängerin, eine Theater-Leiterin, ein Jugendzentrums-Mitarbeiter im Freiwilligen Sozialen Jahr, eine ehemalige Studienseminar-Leiterin, ein Musical-Darsteller, ein Gastronom und ein Laden-Betreiber aus Friedberg. Sie organisieren Plakat-Aktionen, sammeln Geld bei Unternehmern ein und kümmern sich um Werbung . Das macht nicht immer Spaß. Doch jeder hat so die Chance, Leute auf die Kulturbühne zu holen, die man gut findet.
Das Programm für 2016
So kommt es, dass Nick Ramshaw am 30. April in Friedberg auf der Bühne steht. Mit Britpop, Gitarren-Sounds und einfühlsamer Stimme wird der Brite ab 19.30 Uhr dem Publikum im Kesselhaus sein neues Album „Songshine“ vorstellen. Der Eintritt kostet zwölf Euro. Karten gibt es im Ticketshop gegenüber der Friedberger Burg, beim „Ulenspiegel“ neben der Stadtkirche, in der Buchhandlung Bindernagel und auf der Facebookseite Theater Altes Hallenbad.
Der Kreisentscheid im Poetry Slam wird am 7. Mai im Alten Hallenbad stattfinden. Der Dichterwettstreit beginnt wie alle Veranstaltungen im Alten Hallenbad um 19.30 Uhr. Zuhören kostet acht Euro. Mehr darüber hier.
Die fünf Mitglieder von „The Art of Fusion“ bringen am 13. Mai das Hang mit ins Alte Hallenbad: ein Instrument mit warmen Klängen, Obertönen und raumfüllender Vibration. Dazu höhrt man E-Bass, E-Gitarre, Schlagzeug und Percussions. Eintritt: 15 Euro.
Das HELDEN-Theater inszeziert die schrille Fantasy-Geschichte „Gevatter Tod“ von Terry Pratchett am 21. Mai im Alten Hallenbad. Eine zweite Aufführung ist für den 22. Mai ab 15.30 Uhr vorgesehen. Zuschauen kostet zehn Euro.
Das hr2-RadioLiveTheater mit dem Sherlock Holmes-Krimi „Der Hund von Baskerville“ gastiert am 29. Mai in Friedberg. Kassiert werden 18 Euro von den Krimifans und Hörspielkassettenkindern.
Andreas Kümmert, der ebenso bärtige wie stimmgewaltige Sänger, wurde 2015 bundesweit bekannt. Denn er sollte als deutscher Kandidat 2015 zum Eurovision – Songcontest reisen. Kümmert verweigerte sich aber live und vor Millionen Zuschauern. Erst vor wenigen Wochen teilte der 28-Jährige mit, warum. In Friedberg singt Andreas Kümmert am 27. Mai Blues, Rock und Soul. Der Eintritt kostet 18,50 Euro.
Ulan & Bator alias Sebastian Rüber und Frank Smilgies zelebrieren am 3. Juni eine Mischung aus Theater, Comedy, Impro, Dada und, A-capella. Die beiden Herren mit den markanten Strückmützen verlangen 15 Euro Eintritt.
Einen Pop-Cabaret-Abend speziell für das Alte Hallenbad bereiten der Pianist Bastian Korff und Florian Ludewig für den 4. Juni vor. Von Connie Froboess bis Elvis ist für jeden etwas dabei, heißt es in der Ankündigung. Dabei ist man für 16 Euro.
Der Gott des Gemetzels erscheint am 11. Juni auf der Bühne. Das Theaterstück von Yasmina Reza zeigt die Aussprache zweier Elternpaare in einer schicken Wohnung der oberen Mittelschicht. Die beiden elfjährigen Sprösslinge hatten sich geprügelt. Nun gehen die Eltern aufeinander los. Lachen und sich wundern kann man für 15 Euro.
Ulla Meinecke und ihre Band sind am 24. Juni im Alten Hallenbad. Alte und neue Songs werden zu hören sein. Der Eintritt kostet 20 Euro.
Das Trio d‘ Archi aus Mainz spielt am 26. Juni Beethovens Streichtrio op. 3 Nr. 1, die Abade für Streichtrio von George Enescu und Turinas Klavierquartett o. 67. Der Pianist Karl Andreas Mehling, der auch zu den Kultur-Organisatoren des Alten Hallenbades gehört, macht an diesem Abend das Trio zum Quartett. Zuhören kostet zwölf Euro.
Moritz Stoepel kommt am 8. Juli. Er wird Texte von Hermann Hesse sprechen, umfahmt von Musik an Cello, Klavier, Gitarre und Klarinette. Eintritt: 15 Euro.
Tanzbare Musik spielt die Gruppe Makia am 15. Juli. Die siebenköpfige Band bildete sich 2014 in Friedberg und wurde mit ihrem Reggae, Funk, Soul, Rock und Hip-Hop schnell im Rhein-Main-Gebiet bekannt. Zuhören und tanzen kosten zehn Euro.
Bevor das Herbstprogramm beginnt, wollen die Leute vom Alten Hallenbad ein Sommerfest feiern. Es soll am 28. August auch auf dem großen Hof vor dem ehemaligen Badegebäude stattfinden. Wer Ideen und Beiträge dazu hat, kann sich unter kontakt@theater-altes-hallenbad.de melden.
Mehr über das ganze Projekt steht auf der Webseite
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