Tag des Wassers

Frankfurt muss Trinkwasser sparen

Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) und die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ prangern anlässlich des heutigen (22.3.2021) internationalen Tages des Wassers die enorme Trinkwasserverschwendung in Frankfurt (Main) an. Die Main-Metropole importiert große Mengen Trinkwasser aus Ober- und Mittelhessen und bedroht dadurch den Wasserhaushalt in diesen Regionen. Angesichts des Klimawandels und katastrophal schwindender Grundwasservorräte, müssen die Grundwasserentnahmen reduziert werden. Es seien Taten nötig „und keine weiteren leeren Versprechungen zum Tag des Wassers 2021“, so SGV und AG Burgwald.

Die Politik in Frankfurt und beim Land Hessen habe Vorschläge, in ihren Neubauten Betriebswassersysteme zu installieren, seit Jahren ignoriert, beklagen SGV und AG Burgwald. Betriebswassersysteme können vermeiden, dass kostbares Grundwasser aus dem Vogelsberg durch Frankfurter Klos rauscht. Indem die Entscheidungsträger nichts unternehmen, leisten sie „einer immensen Trinkwasserverschwendung auf viele Jahrzehnte hinaus Vorschub“, erklären AG Burgwald und SGV.

Enorme Trinkwasserverschwendung

Die beiden Umweltverbände rechnen vor, wie viel Trinkwasser alleine durch Bauprojekte in den vergangenen vier Jahren in Frankfurt für die nächsten 50 bis 80 Jahre oder sogar noch länger verschwendet wird, weil die heute gebauten Installationen für die gesamte Nutzungsdauer der Gebäude deren Wasserverbrauch bestimmen. Und nicht nur den: auch der Energieverbrauch für Grundwasser, das aus 150 Metern Tiefe über bis zu 120 km nach Frankfurt gepumpt und chemisch aufbereitet werden muss, ließe sich stark reduzieren.

Als Beispiele für die Wasserverschwendung in Frankfurt führen SGV und AG Burgwald vier Projekte an:

Westville Gallus, Frankfurt: hier sollen 1.300 Wohnungen für 3.000 Menschen entstehen, zzgl. 3 Kitas, Gastronomie u.ä. Allein für die WC-Spülungen könnten hier ca. 23.000 Kubikmeter oder 23 Mio. Liter pro Jahr eingespart werden.

Schönhof, Frankfurt-Bockenheim: Hier sollen 2.000 Menschen ein Zuhause finden. Zudem sollen hier 5 Kitas und eine Schule mit Sportanlagen entstehen. Allein für die WC dürften hier ca. 18.000 Kubikmeter an Trinkwasser verschwendet werden. Der Clou: vor dem Bau muss hier erst das hoch anstehende Grundwasser weggepumpt und saniert werden.

Römerhof, Frankfurt: Auch hier sollen künftig 2.000 Personen wohnen. Der Verbrauch für die WC, die auch hier mit Nicht-Trinkwasser betrieben werden könnten: Ebenfalls rund 18.000 Kubikmeter/Jahr.

Nassauische Heimstätte, Land Hessen, Wirtschaftsministerium: Sie ist der größte Bauträger in Hessen und mit staatlich gefördertem Wohnraum an vielen Siedlungsprojekten im Ballungsraum beteiligt (Westville, Römerhof, Goethequartier Offenbach etc.). Pro 5.000 Wohnungen ist bei der Nassauischen mit einem WC-Verbrauch von 110.000 Kubikmetern / Jahr zu rechnen.

Bei der Kalkulation der Trinkwasserverschwendung komme bei allen Neubauprojekten der Bedarf für Bewässerungszwecke und zum Teil auch für die Waschmaschine hinzu.

Im Vogelsberg trocknen Bäche aus.

Riesige Einsparpotentiale

SGV und AG Burgwald die Einsparpotentiale von Frankfurter Großprojekten wie der DFB-Fußball-Akademie, dem Neubau des Rebstockbades, den neuen städtischen Bühnen, dem Schulzentrum Sachsenhausen und anderen mehr analysieren, für die bislang kein zweites Leitungssystem im Gespräch sei. Für all diese Projekte müsse die Stadt oder die Bauträger eigentlich Wasserkonzepte erstellt haben – diese Arbeit werde ihnen nunmehr von den Umweltverbänden etwas erleichtert. Vielleicht werde das den diesbezüglichen Ehrgeiz einer künftig neu aufgestellten Stadtregierung etwas beflügeln.

Wassermangel im Vogelsberg. (Foto: Corinna Willführ)

„Gleiches gilt für das Land Hessen. Es ist allerhöchste Zeit, dass sich der Wirtschaftsminister endlich um das Trinkwassersparen seiner Nassauischen Heimstätte kümmert. Bisher wurden alle derartigen Vorstöße der Verbände dort entweder völlig ignoriert oder mit unbewiesenen Behauptungen abgewimmelt. Obwohl sich die Landesregierung im Koalitionsvertrag schriftlich verpflichtet hat, wo immer möglich Trinkwasser durch Betriebswasser zu ersetzen Und obwohl die Umweltministerin die Betriebswassernutzung auch im ‚Leitbild Integriertes Wassermanagement‘ festgeschrieben hat,“, beklagen AG Burgwald und SGV. Gerade das Land müsse sich „endlich und sofort an seine eigenen Leitlinien halten“. Denn lege man den Kalkulationen für den Ballungsraum die Pläne der Landesregierung zugrunde, im ‚Frankfurter Bogen‘ 500.000 Menschen samt neuer Infrastruktur neu anzusiedeln, belaufe sich allein für deren WC-Spülung das langfristige Einsparpotential rechnerisch auf rund 4 Millionen Kubikmeter pro Jahr. „Das ist mehr als die Gesamtmenge, die pro Jahr im Grundwasserwerk der Ovag bei Schotten gefördert wird. Rechnet man den Bedarf für Bewässerung von privatem und öffentlichen Grün, von neuem Gewerbe sowie beim Wohnen von Waschmaschinen hinzu, dürfte das Gesamtpotential, Trinkwasser aus den Fernleitungen durch ortsnahes Betriebswasser zu ersetzen, bei bis zu 10.000.000.000 Liter pro Jahr liegen. Für 50 bis 100 Jahre“, stellen SGV und AG Burgwald fest.

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