Strecken, Preise und Umweltschutz
Die SPD fordert eine Neukonzeption des Stadtbus Bad Nauheim. Ende Januar hatten die parlamentarischen Gremien dieses Thema bereits angeschnitten, da die Konzession in zwei Jahren neu ausgeschrieben wird. Wie die Sozialdemokraten in einer Presseerklärung mitteilen, stehe der Stadtbus immer wieder im Fokus von Diskussionen. Allerdings fehle die ganzheitliche Betrachtung.

„Rundfahrten ohne Fahrgast“
Laut SPD drehte sich die politische Diskussion in der Vergangenheit vermehrt um Auslastung, Fahrplan und Haltestellen. Das Bild von „Rundfahrten ohne Fahrgast“ prägte demnach die Redebeiträge. Neuerdings rücke ein neuer Aspekt immer deutlicher in den Vordergrund: „In den jüngsten Debatten im Parlament und in den Ausschüssen widmete sich die Politik zunehmend der Preisgestaltung.“ Bedauerlicherweise, fahren die SPD-Sprecher fort, pickten die Politiker hierbei immer nur einzelne Facetten heraus.

„Populäre Vorschläge“
„Mit populären Vorschlägen wie Job-, Bürger- oder Ein-Euro-Ticket versuchte die eine oder andere Fraktion, sich in der öffentlichen Wahrnehmung zu etablieren.“ Rückblick: Das Ein-Euro-Ticket war ein Vorschlag der Grünen-Fraktion gewesen. Haupt- und Finanzausschuss sowie Stadtparlament hatten den Vorschlag aus Kostengründen Ende Januar allerdings mehrheitlich abgelehnt. Mit knapper Mehrheit befürwortete das Parlament hingegen, Verhandlungen mit dem RMV wegen eines Job- oder Bürgertickets aufzunehmen. Dies geht auf einen Antrag der FW/UWG zurück.
Bad-Nauheim-Modell für Stadtbus Bad Nauheim?
Tillmann Weber (FDP) hatte im Haupt- und Finanzausschuss seinerzeit ein Gutachten für ein Gesamtkonzept angeregt, Erster Stadtrat Peter Krank (parteilos) dies begrüßt. Krank hatte dabei auch die Notwendigkeit eines passgenauen Fahrplanes angemahnt, Stadtwerke-Chef Peter Drausnigg ein zu entwickelndes „Bad Nauheim-Modell“ für den Nahverkehr ins Gespräch gebracht. Ähnlich sieht dies offenbar die SPD, die jetzt zum Handeln auffordert. Denn da die ganzheitliche Betrachtung fehle, drohe das Stadtbuskonzept mittelfristig zu leiden. „Bedenkt man, dass in nicht allzu weiter Ferne der Stadtbus neu ausgeschrieben werden muss, ist es aus Sicht unserer Fraktion dringend nötig, bereits im Vorfeld die Eckpunkte einer Neukonzeption zu formulieren und zu vereinbaren.“

„Kein guter Anreiz“
Ein neues Stadtbuskonzept biete eine geeignete Gelegenheit, das aktuelle Liniennetz zu überprüfen und die Streckenführung gegebenenfalls anzupassen. Gleiches gelte für Fahrpläne und Taktungen. Wie die SPD betont, müsse die Stadt zudem die Preise überdenken. Als Beispiel führen die Sozialdemokraten ein Paar auf, das von einem Stadtteil in die Kernstadt und wieder nach Hause fahren möchte. Für beide zusammen betrage der Fahrpreis zur Zeit 8,40 Euro. „Kein guter Anreiz, um vom Auto auf den Bus umzusteigen“, findet Fraktionsvorsitzender Axel Bertrand. Der Stadtbus könne deswegen kaum dazu beitragen, den innerstädtischen Verkehr und die Parkplatzsituation zu entspannen. Eine genaue Beurteilung der Vor- und Nachteile auch der RMV-Fahrpreise sei deshalb erforderlich, sagt Bertrand weiter.

Elektrobus guter Ansatz
Weiterer wichtiger Baustein seien Umweltaspekte. „Nachhaltige Mobilität wird in Anbetracht der Luft- und Klima-Belastungen durch Fahrverkehr immer wichtiger“, ist sich die Fraktion einig. Man dürfe nicht vergessen, dass für den Heilbad-Status auch die Luftqualität der Innenstadt regelmäßig durch den Deutschen Heilbäderverband und das Regierungspräsidium überprüft werde. Bei einer Ausschreibung verdiene dieser Aspekt deswegen besonderes Gewicht. Das Bestreben der Stadtwerke, ein Pilotprojekt für ein Elektro-Stadtbus zu starten, begrüßt die SPD als guten Ansatz.
Eckpunkte für Stadtbus Bad Nauheim
Dass sich die Stadtwerke als „zuverlässige Tochter der Stadt“ dem Stadtbus weiterhin widmen sollen, steht für die SPD demnach außer Frage. Wichtig sei allerdings, dass sich die Politik über die Eckpunkte rechtzeitig einig wird.

Es erscheine folgerichtig, dies im Parlament zu tun, bevor das neue Stadtbus-Konzept in Auftrag gegeben wird.