Sprudelhof

Zoff um den Tango-Kurs

Seit über zwei Jahren ist Mark John Leder Mieter im Badehaus 5 des Sprudelhofs in Bad Nauheim. Dort veranstaltet der 51-Jährige aus Weilrod wöchentlich einen Abend „Tango Argentino“.  Die Musik aus den 1940er Jahren kommt aus dem Röhrenradio, dazu wird gediegen „geschwoft“. Jetzt soll Leder aus dem Badehaus raus. Darüber ist er wütend. „Ich gehe nicht!“, sagt er. Er erhebt Vorwürfe gegen die Stiftung Sprudelhof, die deren Geschäftsführer Frank Thielmann allerdings strikt zurückweist.

Mark John Leder ist sauer. Die Stiftung Sprudelhof will seinen Tango-Kurs beenden. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Mark John Leder ist sauer. Die Stiftung Sprudelhof will seinen Tango-Kurs beenden. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

„Ständige Unsicherheit“

„Seit jeher werde ich mit einem monatlich neu aufgesetzten Vertrag gegängelt“, schildert Leder dieser Zeitung. Das stelle ihn jeden Monat vor Unsicherheit. Signalisiert werde ihm, „unproblematisch zum reibungslosen Ablauf des Rein und Raus im Badehaus 5 beitragen zu müssen“. Ansonsten drohe unentwegt die Nichtverlängerung seines Mietvertrages durch die Stiftung Sprudelhof. „Dies natürlich völlig unabhängig davon, in welchem Zustand ich das Badehaus vorfinde“, ärgert sich der Familienvater. Oft sei der Boden nicht gereinigt, wenn er kommt – während er stets saubermache. Künftig teile er sich mit dem Bridge Club, der dieselben Räume nutzt, die Kosten für eine Putzfrau.

Planungssicherheit gefordert

Nun habe ihm die Stiftung „in völliger Willkür und ohne Angabe von Gründen“ per E-Mail Folgendes erklärt: „Hiermit möchten wir Ihnen mitteilen, dass wir das Tango-Tanzen im Badehaus 5 zum 31. Januar 2019 beenden.“ Leder soll seinen Schlüssel abgeben, was er nicht tun will. Bevor die E-Mail kam, habe er im Büro der Stiftung auf einem längerfristigen Vertrag gepocht, der ihm Planungssicherheit gebe. Laut Leder hatte ihm Geschäftsführer Frank Thielmann im November einen Sechs-Monats-Vertrag zugesichert gehabt. Doch im Büro habe die Sekretärin zu Leder gesagt: „Nein, das geht natürlich nicht. Dann können wir das Badehaus nicht mehr so vermieten wie wir wollen!“ Sie habe zugesagt, sich tags darauf zu melden. Stattdessen sei die E-Mail gekommen.

"Ich gehe nicht", betont Tango-Lehrer Mark John Leder. (Bild: Petra Ihm-Fahle)
„Ich gehe nicht“, betont Tango-Lehrer Mark John Leder. (Bild: Petra Ihm-Fahle)

Aus diesem Grund sehe er sich „gezwungen“, die Arbeit der Verwaltung des Sprudelhofs „vehement und öffentlich zu kritisieren und die Missstände transparent zu machen“.

Leder: „Auf Sorgfalt wird nicht geachtet“

Thielmann und seine Mitarbeiterin agierten nach Ansicht von Leder, als handele es sich um ein „Kämmerchen in ihrem Privathaus, dass an einen Studenten untervermietet wird“. Nicht nur ansatzweise werde dabei auf Sorgfalt im Hinblick auf die Nutzung der wertvollen Jugendstil-Räumlichkeiten und deren Interieur geachtet. Für welche „Großveranstaltung auch immer, ob für Massengeburtstage oder als Stauraum für weihnachtlichen Straßenausschank“: Der Vermieter achte, wie Leder meint, nicht auf nachprüfbare, korrekte Übergabesituationen.

„Keine Filzgleiter, kippelnde Fliesen“

Die historischen Bodenfliesen würden nicht gepflegt, die Stühle hätten keine Filzgleiter, kippelnde Fliesen würden nicht fixiert. Seit Leder dort ist, könne er mindestens drei bis fünf neue Beschädigungen am Boden feststellen, die nicht von ihm seien. „Ich sehe Mieter, die völlig ahnungslos schwere Gegenstände über den alten Marmor schleifen oder diesen mit Frittenfett verschmutzen.“

Außer ihm seien nicht wenige Bürger „von der willkürlichen Beendigung des Tango im Badehaus 5 und von den autokratischen Verwaltungsakten geschockt“. Er sei sauer, wie in Bad Nauheim „schöne Kultur mit Füßen getreten“ werde.

Schwierigkeiten mit Bridge Club

Der Tango-Lehrer hat zwischenzeitlich mit Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) gesprochen. Zum Neuen Landboten sagt dazu der Rathauschef: „Herr Thielmann führt die Geschäfte der Stiftung Sprudelhof.“ Wende sich jemand an Kreß, suche er aber das Gespräch mit der Stiftung und deren Chef. Kreß: „Man muss immer beide Seiten hören, und ich will sehen, ob man vermitteln kann.“ Er habe den Eindruck, dass das Angebot von Leder sehr gut angenommen und angefragt werde. Allerdings habe er auch von Schwierigkeiten mit dem Bridge Club gehört.

„Keine Zusage gegeben“

Wie Stiftungs-Chef Thielmann betont, habe er Leder keine Zusage für sechs Monate gegeben. „Ich habe ihm gesagt, wenn er weiter dableiben will, müssen die Flächen in Ordnung sein.“ Der Bridge Club habe sich beschwert gehabt, dass Leder die Räume nicht ordentlich hinterlasse. Dies sei nachverfolgbar, sagt Thielmann, da neben einer Handvoll permanenter Mieter 2018 nur etwa zehn andere Veranstaltungen im Badehaus 5 gewesen seien. Und Leder über 40-mal. „Der Bridge Club war im Januar noch mal da und hat sich erneut beschwert. Da hat sich nichts geändert.“ Von Kostenteilung für eine Putzkraft wisse er nichts. Die Stiftung habe Leder zudem nicht gekündigt, sondern ihm vielmehr keinen neuen Vertrag gegeben.

Thielmann weist Vorwürfe zurück

Ausdrücklich weist Thielmann den Vorwurf zurück, wonach die Stiftung die Jugendstilanlage nicht richtig pflege. „Wir kümmern uns um den Sprudelhof, der riesengroß ist. Es gibt hier sehr viele Baustellen, das ist klar. Deshalb wird die Grundsanierung durchgeführt, um Punkte zu beseitigen, die in den letzten Jahrzehnten zu Schwierigkeiten geführt haben.“

http://m8tango.de

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