Der SommerNachtTraum
Die unbedingt sehenswerte Ausstellung SommerNachtTraum – Frauen-Landschaften, eine Werk-Zusammenstellung mit Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, im Museum Sinclair-Haus der Altana-Kulturstiftung in Bad Homburg ist nur noch bis zum 27. September 2015 geöffnet. Motive der Schau werden im Workshop „Weibliche Figur und Natur“ besprochen. Für das Seminar am 19. Und 20. September 2015 gibt es noch freie Plätze.
Fotografien, Skulpturen, Malereien
Was bleibt, wenn man an einem Sonntag eine Ausstellung besucht, in der Arbeiten weltbekannter Künstler wie Gerhard Richter oder Sigmar Polke zu sehen sind in doch eher kleinen Räumen in einer doch eher kleinen Stadt? Zunächst die Freude, dass viele Menschen interessiert sind an den Fotografien, Skulpturen und Malereien, die der „SommerNachtTraum“ mit dem Untertitel Frauen-Landschaften vereint. Dann die Empfehlung: Wer kann und sich mit mehr Muse und weniger Publikum die Ausstellung anschauen möchte, sollte seinen Besuch besser auf einen Wochentag (Dienstag bis Samstag) legen.
Aber als Wichtigstes: die nachhaltige Wirkung, die die 80 Werke aus der Sammlung von Maria Lucia und Ingo Klöcker mit 18 ausgewählten Arbeiten der Altana Kunstsammlung „Natur in der zeitgenössischen Kunst“ kombiniert, erzielen – auch über den Sommer hinaus.
Facetten weiblichen Lebens
Für einen Moment möchte man auf der gigantischen Welle, „Wave Monsters“ (Hawaii 12/22/99) von Robert Longo schwimmen, nur ganz kurz auf der weißen Gicht obenauf sein. Ohne Angst vor dem Grauen, mit dem ihre große Kraft auf den Meeresboden trifft. Ein Wunsch, in dem sich „Jederzeit und Niemals“ zu vereinen scheinen. Wie ein Symbol dafür steht die Skulptur „Woman Arching“ aus dem Jahr 2002 von Eric Fischl vor den Wassermassen. Der Körper einer Frau balanciert auf Zehenspitzen, hat den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme vor der Brust verschränkt: Blickt sie sehnsuchtsvoll in den Himmel, befreit oder verängstigt, unsicher oder neugierig? Die Arbeiten sind unabhängig voneinander entstanden, in der Ausstellung der Altana-Stiftung sind sie kongenial zusammengefügt.
Frauendarstellungen – ein klassisches Sujet in der Kunstgeschichte. In Bad Homburg sind es Skulpturen, Malereien, Fotografien, Grafiken und Zeichnungen zeitgenössischer Künstler, die die Frau in den Mittelpunkt stellen. Mal ganz unauffällig wie der Amerikaner Alex Katz, der unter dem Titel „Red Sweater“ eine Frau am Strand – mit roter Weste – wie auf einem Urlaubsfoto in Szene setzt. Mal bedrohlich wie in dem Gemälde des Erfurter Malers Michael Triegel, Jahrgang 1968, auf dem im Stile der Meister der Renaissance seine „Medea“ ein Messer an den Hals ihres Kindes setzt. Mal mystisch wie im „Sommertag“ von Erich Kissing, der eine nackte Frauengruppe um einen stark behaarten Mann gruppiert. Doch die Aufmerksamkeit der Schönen gilt nicht ihm, vielmehr fragt sich die Betrachter: Sehe ich nun die Frauen an oder die mich? Mal erotisch wie im Akt mit roten Strümpfen von Arno Rinks.
Frauenbilder werden zu Landschaften
Oder irritierend, satirisch, provozierend wie in der „Pietà“ der Amerikanerin Kiki Smith, die eine Frau mit einer toten Katze auf ihrem Schoss darstellt. Oder unverkennbar wie Gerhard Richters Offsetdruck „Elisabeth (1)“, ein Bild der Queen, die man eigentlich nicht zu sehen und doch sofort zu erkennen ist. Oder dokumentarisch wie die Portraits der Frankfurter Fotografin Barbara Klemm. Auch wenn ihre Schwarz-Weiß-Bilder nur Momentaufnahmen der Schriftstellerinnen Ingeborg Bachmann oder Friederike Mayröcker sind: In ihren Aufnahmen scheinen eher wenig bekannte Wesenszüge der Prominenten erfahrbar zu werden. Insbesondere mag dies auf das Foto „Haute Couture“, entstanden in Paris 1993, zuzutreffen: Es zeigt inmitten einer schwarz-gekleideten Zuschauergruppe am Rande des Laufstegs, eine Frau in Weiß, die wie ein kleines Mädchen wirkt, das voll Verlangen nach oben in ein Schaufenster voller Süßigkeiten zu blicken scheint: den Pop-Star Madonna.
„Durch die spielerische Ergänzung mit Werken aus unserer Natur-Sammlung werden die Frauenbilder zu Landschaften und Naturmotiven in Beziehung gesetzt und vereinen sich frei nach William Shakespeare zu einem vielstimmigen „Sommernachtstraum“, heißt es im Prospekt zur Ausstellung. Eine Inszenierung, die dramatische wie komödiantische Assoziationen und Emotionen zulässt und die durch Zitate aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ oder Ovids „Metamorphosen“ verstärkt wird.
„Wir verlieben uns in ein Bild, dann kommt die Meisterschaft des Künstlers“, haben Maria Lucia und Ingo Klöcker in einem Interview mit der Westfälischen Allgemeinen Zeitung anlässlich einer Ausstellung aus dem Fundus ihrer Sammlung im Jahr 2013 im Duisburger Lehmbruck-Museum gesagt. Auch wenn man nicht wie das Bad Homburger Ehepaar zeitgenössische Kunst zu sammeln vermag, verlieben kann man sich allemal in die Bilder. Zumindest bis zum Ende der Ausstellung SommerNachtTraum im Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg am 27. September 2015.
Öffnungszeiten der Ausstellung: dienstags, 14-20 Uhr, mittwochs bis freitags 14 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr.
Wir freuen uns über den schönen Bericht! Vielen Dank dafür.
Eine kleine wichtige Info zu dem genannten Kurs am 19. und 20. September: DIESER MUSSTE LEIDER ABGESAGT WERDEN. An dieser Stelle die Einladung an alle Sinclair-Haus-Fans: VERNISSAGE der nächsten Ausstellung HIMMELWÄRTS-Kunst über den Wolken am Sonntag, 18. Oktober 2015 um 11 Uhr. Info unter: http://www.altana-kulturstiftung.de. Es grüßt das Museumsteam!