Rassismus

Projekte für tolerante Gesellschaft

Diskriminierungen aufgrund von Hautfarbe oder Migrationsgeschichte sind auch in Deutschland alltäglich. Doch wie können solche Handlungen entdeckt und Betroffenen geholfen werden? In verschiedenen Projekten engagiert sich der Landkreis Gießen für eine offene und tolerante Gesellschaft in der Region.

Fortbildungen werden angeboten

„Ohne es verharmlosen zu wollen, finden Verletzungen von Menschen auch durch Unachtsamkeit und Nachlässigkeit statt“, stellt die Landrätin des Kreises Gießen,  Anita Schneider, in einer Pressemitteilung des Landratsamts fest. „Die Vielfalt eines Einwanderungslandes stellt zudem hohe Anforderungen an öffentliche Verwaltungen. Es ist wichtig, dass wir beispielhaft eine gute Antwort darauf geben, wie Teilhabe und Teilnahme aller Menschen möglich wird“, so Schneider. Denn Benachteiligungen und Herabwürdigungen gebe es in vielen Arten und Formen – etwa gegenüber Frauen, Menschen mit Behinderungen, älteren Menschen und besonders gegenüber Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte.

In der Kreisverwaltung arbeiten rund tausend Menschen – viele von ihnen haben selbst eine Einwanderungsgeschichte. Als öffentlicher Arbeitgeber und Dienstleister ist es Ziel und Leitbild der Kreisverwaltung, als offener toleranter Ort wahrgenommen zu werden. Vor diesem Hintergrund gibt es Fortbildungsangebote für alle Beschäftigten der Kreisverwaltung zum Thema „Vielfalt leben und gestalten“. Weitere Impulse zum Abbau von Barrieren bietet das Projekt „Verständliche Sprache“. Im Rahmen dieses Projektes werden Bescheide neu formuliert, um für alle verständlich zu sein. Eine weitere interne Fortbildung gegen Rassismus ist bereits in Planung. Sie soll Wissen über Rassismus vermitteln und für den Verwaltungsalltag sensibilisieren. 

Interkommunales Netzwerk

Andere Projekte konnten im Rahmen der Arbeit des Integrationsdezernenten Istayfo Turgay und seiner Stabsstelle Antidiskriminierung, Integration und Teilhabe realisiert werden. So ist der Landkreis Gießen unter anderem Träger des Antidiskriminierungsnetzwerks (AdiNet) Mittelhessen. Ziel dieses Projektes ist es, ein interkommunales Netzwerk aufzubauen, um Diskriminierung bereits im Voraus durch Sensibilisierungsangebote, Bildungsarbeit sowie Monitoring zu vermeiden. Gefördert wird das Projekt vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI).

Außerdem ist der Kreis Mitglied des Antidiskriminierungs-Vereins Mittelhessen (ADM), der nach einer Initiative des Kreisausländerbeirates im vergangenen Jahr gegründet wurde. „Diese Initiative zeigt einmal mehr, wie wichtig die Arbeit der Ausländerbeiräte ist. Denn es braucht die Mitsprache und politische Teilnahme aller hier lebenden Menschen“, ist sich Schneider sicher. Der Verein setzt sich einen langfristigen Diskriminierungsabbau in der Region zum Ziel. Gründungsmitglieder sind neben dem Landkreis Gießen unter anderem der Landkreis Marburg-Biedenkopf sowie die Städte Gießen und Marburg. Erreicht werden soll der Diskriminierungsabbau durch zwei Strategien: erstens Beratung durch eine Antidiskriminierungsstelle (ADS) und zweitens durch Netzwerkarbeit, wie sie AdiNet bereits betreibt. Langfristig soll AdiNet daher auch in die Trägerschaft des Vereins wechseln.

Junge Leute sensibilisieren

Die ADS unterstützt als mobile Anlaufstelle Betroffene durch qualifizierte sowie unabhängige Beratung und Begleitung. Dort soll voraussichtlich noch 2020 eine Koordinierungskraft eingestellt werden, die alle Betroffene rund um das Thema Anti-Diskriminierung berät. „Durch diese regionale und interkommunale Zusammenarbeit möchten wir ein möglichst wohnortnahes Unterstützungs- sowie Präventionsangebot schaffen“, sagt Integrationsdezernent Istayfo Turgay. 

Wichtig für die Präventionsarbeit ist es zudem, bereits Kinder und Jugendlichen für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. So organisiert das Jugendbildungswerk der Kreis-Jugendförderung seit gut 30 Jahren Gedenkstättenfahrten und Fachveranstaltungen zum Thema Rassismus und führt ein Monitoring über fremdenfeindliche Vorkommnisse im Landkreis. Außerdem veranstaltet die Fachstelle für Demokratie und Toleranz der Jugendförderung regelmäßig Workshops an Schulen wie „Rassismus und Ausgrenzung – (k)ein Thema bei uns!?“. 

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