Preispoker nicht überreizen
Von Michael Schlag
Die Preise für Holzpellets gingen in den vergangenen Wochen auf Talfahrt, zuletzt waren im Portal HeizPellets24 regelrechte Preisgefechte der Pellethändler zu beobachten. In Mittelhessen ist die Tonne Pellets jetzt ab 270 € zu haben, der Preis kratzte bisweilen auch schon an der Grenze von 260 €. Damit sei die spätwinterliche Preisspitze vom Februar weitgehend abgebaut, schreibt Oliver Klapschus im aktuellen Marktbericht auf HeizPellets24, „und mit dem Start in den Mai ist die sommerliche Bevorratungssaison eingeläutet“.Kaufen oder abwarten?
Was tun, wenn man als Pelletheizer nicht mehr als nötig bezahlen will? Jetzt den Keller vollmachen und sich den Wintervorrat zu aktuell passablen Preisen sichern? Oder in den Sommer hinein zuwarten und auf weiter fallende Preise spekulieren? Vorsicht, warnt Klapschus, „jetzt bloß nicht überreizen“. März und April waren zwei Monate mit schwacher Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Produktionszahlen. Das erklärt die deutlich gesunkenen Preise, jetzt steuere der Pelletmarkt auf einen klassischen saisonalen Verlauf zu mit sommerlichem Preistief. Die Frage ist nur: Wann erreicht die Abwärtsbewegung ihren Tiefpunkt – den der Pelletzheizer natürlich gerne erwischen möchte – und wann setzt die große Nachfrage ein? Der Herbst des vergangenen Jahres hatte ja allen gezeigt, wie schnell sich der Markt drehen kann und zu spät Entschlossene rennen dann den steigenden Preisen hinterher.
Ebbe in den Pelletkellern
Klapschus listet einige Faktoren auf, mit denen zu rechnen ist: 2024/2025 war zwar kein besonders kalter Winter, der Brennstoffverbrauch lag nach Branchenschätzungen aber deutlich höher als im Winter zuvor. Will sagen: In den Pelletkellern herrscht Ebbe. Gleichzeitig ändert sich gerade wieder die staatliche Förderung, es werden mehr Pelletheizungen zugebaut. Der Bedarf an Pellets ist somit vorhanden, aber welcher Preis wird die Nachfrage der Verbraucher auslösen? Keinesfalls solle man damit rechnen, dass sich die sinkenden Preise von März und April in gleichem Maße fortsetzen, schreibt Klapschus, im Laufe des Monats Mai sei eher ein Seitwärtstrend zu erwarten. Gleichzeitig lauerten auf Seite der Rohstoffe einige preisstützende Faktoren: Die lahmende Baukonjunktur sorge weiterhin für ein begrenztes Angebot an Sägenebenprodukten; außerdem falle weniger Schadholz durch Windbruch oder Borkenkäferbefall an als in früheren Jahren.
Wann kippt der Markt?
Die mittelfristige Fünf-Jahres-Preiskurve sei aktuell aber bereits klar unterschritten. Klammere man das Extremjahr 2022 bei der Berechnung aus, ergebe sich ein Durchschnittspreis von 267 Euro pro Tonne. In diesem Wert sieht Klapschus „ein mögliches Spekulationsziel für Mutige“. Schaut man auf alle preisbestimmenden Faktoren des Marktes, dann werde der Sommer 2025 bestenfalls einen Durchschnittspreis hervorbringen. Heizpellets24 hat auch einmal nachgerechnet, wann in den vergangenen Jahren Heizpellets ihren tiefsten Durchschnittspreis hatten. Überraschendes Ergebnis: Das war nicht im Hochsommer, sondern im Mai.

Recht deutlich deshalb der Rat des Marktexperten: Pellets-Kunden sollten „aufpassen, sich beim Tiefpreispoker nicht zu überreizen“. Setzt die Hauptnachfrage spät ein, könnte plötzlicher Kundenansturm in der zweiten Jahreshälfte eine neue Preisspirale in Gang setzen. Gerade jetzt und bis auf Weiteres bestehe dagegen die Möglichkeit, sich zu moderaten Preisen und in einem entspannten Marktumfeld zu bevorraten. Fazit: „Pelletkäufer sollten abwägen, ob eine stressfreie Bestellung mit flexibler Lieferterminvergabe am Ende mehr wert ist als die Spekulation auf den letzten Euro“.