Marburger Nachtmarathon

Neue Rekordbeteiligung

Von Helmut Serowy

Über 2000 Starter strömten vor Corona regelmäßig zur größten mittelhessischen Breitensportveranstaltung – dem vom Ultra-Sport-Club Marburg ausgerichteten Marburger Nachtmarathon. Die stetige Weiterentwicklung der attraktiven Veranstaltung fand ihren vorläufigen Schlusspunkt im Jahre 2019 mit dem Teilnehmer-Rekord von 2251 Startern.

Steigerung um 600 Starter

Zum Neustart nach der Corona-Pause 2022 sorgten 1400 Läuferinnen und Läufer für einen erfreulichen, aber ausbaufähigen Wiedereinstieg. Bereits 2023 pilgerten wieder fast 1900 Starter zum Nachtmarathon. Und zur Jubiläums-Veranstaltung, dem 25. Nachtmarathon, freuten sich die Veranstalter nun über eine überwältigende Teilnehmer-Explosion. Mit 2848 Meldungen registrierten die rührigen Organisatoren eine Steigerung des bisherigen Rekord-Ergebnisses um überwältigende 600 Starter.

Ein starker Start für den neuen Cheforganisator Arne Pflüger, der dieses Amt von Eugen Leipner übernommen hat, der mehr als zwei Jahrzehnte die Leitung innehatte und den Lauf zum großen mittelhessischen Event führte. Arne Pflüger betonte, dass der Marburger Nachtmarathon trotz seiner Größe weiterhin rein ehrenamtlich organisiert und durchgeführt wird. „Für beste Rahmenbedingungen sorgen wieder deutlich mehr als hundert Helferinnen und Helfer“, freute er sich.

Zentrum des Marburger Nachtmarathon ist das idyllisch im Lahntal liegende Universitäts-Stadion mit dem Zieleinlauf. Der gemeinsame Start von Marathon, Marathon-Staffeln und Halbmarathon erfolgt jedoch um 19.00 Uhr auf dem historischen Marktplatz unterhalb des hoch über der Stadt thronenden Landgrafen-Schlosses. Ein Fußweg von 750 Metern vom Zielbereich zum Start erspart das Einlaufen. Dafür können die Läuferinnen und Läufer die Eindrücke durch die verwinkelten Gassen der Marburger Altstadt genießen und sich von mittelalterlichen Fachwerkgebäuden bezaubern lassen.

Marktplatz platzt aus allen Nähten

Vor dem Start übernimmt eine bunte, frohgelaunte Läuferschar den Marktplatz, der schließlich aus allen Nähten platzt. Beherrscht wird dieser von dem bereits zwischen 1512 – 1527 erbauten Rathaus. An die Heilige Elisabeth erinnert hier am Wendeltreppenturm ein Relief, auf dem diese schützend in der einen Hand das Wappen des Landgrafen hält und auf der anderen Hand die Elisabeth-Kirche trägt. Ruhepol und beliebter Läufer-Treff ist der mächtige Brunnen auf dem Platz. Dieser ziert im Jubiläumsjahr auch die hochwertige Prägemedaille für die Finisher.

Das gemeinsam gestartete Rennen führt die Läufer vom Marktplatz durch die schmalen Altstadt-Gässchen. Da diese durch zahlreiche Biergärten noch weiter eingeengt werden, besteht nicht die Gefahr, mit dem Startschuss ein zu hohes Tempo einzuschlagen.

Nach einer Schleife durch die Altstadt zum Wilhelmplatz führt der Kurs anfangs auf der breiten Universitätsstraße zum Rudolfsplatz. Hier – vor der Alten Universität und der Universitätskirche – schwappt traditonell die Stimmung über. Das inzwischen weit auseinander gezogene Feld wird von einem begeisterten Publikum gefeiert, angefeuert und auf die Strecke zu dem nördlich von Marburg liegenden Wehrda geschickt.

Über Radwege führt die Strecke anschließend lahnabwärts wieder zurück nach Marburg. Vorbei am Universitäts-Stadion überqueren die Läufer die Lahn auf dem Hirsefeldsteg und starten bei Kilometer elf zur zweiten Schleife, die südlich von Marburg in Richtung Gisselberg und Cappel führt. Diese Schleife haben die Halbmarathon-Läufer einmal und die Marathon-Läufer dreimal zu durchlaufen. Hinter dem Publikums-Magnet Hirsefeldsteg findet auch der Wechsel der Marathon-Staffeln statt.

Marathon
Der Butzbacher Marco Diehl gewinnt den Jubiläums-Marathon in Marburg überlegen. (Fotos: Helmut Serowy)

Durch den gemeinsamen Start von Marathon-Läufern, Marathon-Staffeln und Halbmarathon-Läufer gilt es anfangs für die Marathonis, Ruhe zu bewahren und sich auf ihr eigenes Rennen zu konzentrieren. Das schaffte bei der Jubiläums-Veranstaltung in Marburg der routinierte und durch unendliche Langstrecken-Starts gestählte Buitzbacher Marco Diehl (DVAG-Marathon-Team) in vorbildlicher Weise. Der in Marburg bereits vielfach auf beiden Strecken vorne platzierte M55-Starter – der in den beiden letzten Jahren beim Halbmarathon die M50 und die M55 gewann – lief ruhig los und setzte sich auf der finalen 10-km-Runde noch weit von seinen Mitstreitern ab. Nach 2:55:06 Stunden feierte das Moderatoren-Duo Markus Bourcarde und Sven Schnitker von den Running-Voices den Altmeister als Jubiläums-Sieger im inzwischen dämmrigen Stadion.

Christian Mazassek vom Lauf-Treff Hofgeismar siegte als Zweiter nach 2:59:08 Stunden in der M35. Unter der Drei-Stunden-Marke blieb noch der Bronzemedaillen-Gewinner Florian Kaltenbach von Spiridon Frankfurt. Der M45-Zweite der Deutschen 50-km-Meisterschaften gewann seine Klasse in 2:59:27 Stunden. Diese magische Grenze verpasste der Vierte und M35-Zweite Sven Höller vom Lauf-Treff Florstadt mit 3:00:43 Stunden knapp. Der Marathon-Sieger des Jahres 2022 ließ es beim Aufbau-Rennen allerdings locker angehen und hielt seine Eindrücke während des Laufes filmisch fest. Der öfter als Brems- und Zugläufer aktive Sven Gaul vom TSV Krofdorf-Gleiberg holte nach 3:01:12 Stunden mit dem fünften Platz Silber in der M45.

Lothar Esser von Spiridon Frankfurt – der unter anderem bei den Deutschen Sechs-Stunden-Meisterschaften die M60-Wertung gewann – lag in Marburg mit 3:22:28 Stunden in der M60 vorne. Zügig durcheilte auch der M65-Sieger Jürgen Wittstock vom ASC Marathon Friedberg mit 3:40:09 Stunden die 42,195-km-Distanz.

Katrin Ochs von der LG Filder distanzierte das Frauenfeld mit 3:08:08 Stunden deutlich. Die Deutsche Meisterin im Sechs-Stunden-Lauf 2024 und im Ultra-Trail 2023 mischte als Neunte des Marathon-Klassement die Männer-Konkurrenz auf. Spannend entwickelte sich das Duell um die Silber- und Bronze-Platzierungen. In der Ergebnisliste wird Bibiane Kronemann (Y-Runners) mit einer Brutto-Zeit von 3:35:52 Stunden auf dem zweiten und Rike Holbach aus Marburg mit Brutto 3:35:52 Stunden auf dem dritten Platz geführt. Die Netto-Wertung sieht dagegen Rike Holbach mit 3:34:42 Stunden vor Bibiane Kronemann (3:35:42 Std).

Die Deutsche Meisterin im 6-Stunden-Lauf und im Ultra-Trail – Katrin Ochs (LG Filder, links) – hat beim Marathon die Frauen-Konkurrenz im Griff – Jana Schütt (BG Marburg) gewinnt beim Halbmarathon als Gesamt-Vierte die W40
Halbmarathon

Mit über 1700 Startern bildeten die Halbmarathon-Läuferinnen und -Läufer das Hauptfeld des Marburger Nachtmarathon. Ambitionierte Läufer kämpften um Zeiten und Plätze. Viele Freizeitsportler freuten sich hier aber auch über ein Event, das sie aus Spaß miterleben wollten. Angefeuert werden alle rund um die Strecke von zahlreichen Fans und Zuschauern.

Beim Halbmarathon in Marburg setzt sich Jannik Weber (Stadtverwaltung Marburg) an die Spitze

Engagiert klebte der spätere Sieger Jannik Weber von der Stadtverwaltung Marburg nach dem Start an einer Gruppe von schnellen Staffel-Läufern. Seine Spitzenposition verteidigte er mit 1:13:57 Stunden bis ins Ziel. In Sichtweite blieb der Zweite und M35-Schnellste Muktar Osman Shumbe mit 1:14:32 Stunden. Kurz vor dem Ziel schob sich Sutton Ogden vom Countdown-Track-Club mit 1:15:10 Stunden noch an Moritz Weiß von der LGV Marathon Gießen (1:15:25 Std) vorbei und sicherte sich neben dem dritten Rang im Männer-Klassement in der M30 den Sieg vor Weiß.

Marc Feußner vom ASC Breidenbach, der im letzten Jahr den Marathon in 2:38:29 Stunden gewann, holte sich mit dem fünften Platz in 1:16:27 Stunden den Erfolg in der M40. In der M50 setzte sich Gregor Köbler vom TV Groß-Gerau in 1:24:16 Stunden durch. Beachtlich hielt sich in der M60 Torsten Bannier vom TuS Fritzlar mit 1:26:34 Stunden. In der M55 freute sich Johannes Hafer aus Wetzlar, mit 1:28.19 Stunden klar unter der angepeilten 1:30-Marke geblieben zu sein. Erfolgreich waren zudem in der M65 Hans-Peter Schäfer vom MTV Gießen (1:42:46 Stunden), in der M70 der Dritte der Deutschen 50-km-Meisterschaften, Norbert Madry von Blau-Gelb Marburg (1:46:31 Stunden).

Elisa Brande (Team Kassel) erkämpft sich über die 21,1-km-Distanz den Frauensieg

Begleitet vom Vereinskollegen Pascal Fischer stürmte Elisa Bade vom Laufteam Kassel zum überlegenen Frauen-Sieg über die 21,1-km-Distanz. Sie bejubelte flotte 1:25:22 Stunden. Die zierliche Samiya Id-Lefghi aus Marburg hielt mit 1:29:50 Stunden Karolin Klumb-Brinkmann aus Mainz in Schach, die das Ziel als Dritte nach 1:30:26 Stunden erreichte. Die vielfache hessische Seniorenmeisterin, Jana Schütt von Blau-Gelb Marburg, erkämpft sie als Vierte mit 1:31:52 Stunden einen überlegenen Erfolg in der W40.

Einen weiteren Klassensieg feierte Ruta Ozilina vom Kinderschutzbund Marburg-Biedenkopf mit 1:36:09 Stunden in der W50. Cornelia Keseling von der LG Eder (1:41:56 Std) führte die W55 an. Eine herausragende Leistung zeigte bei den Seniorinnen die W65-Siegerin Conny Wagener vom LC Diabü Eschenburg. Die vielseitige Läuferin, die gerade erst bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften den W65-Titel über 1500 m holte, glänzte beim Halbmarathon in Marburg mit 1:42:03 Stunden. Sie setzte sich damit in ihrer Klasse in der Deutschen Jahresbestenliste auf den zweiten Platz.

Halbmarathon-Mannschaften

Die schnellste Halbmarathon-Mannschaft stellte beim Jubiläumslauf in Marburg das Trio der LGV Marathon Gießen mit 4:05:52 Stunden in der Besetzung Moritz Weiß, Sascha Kern und Michael Ben Falgenhauer. Sie verdrängten den Vorjahres-Sieger TSV Krofdorf-Gleiberg (4:31:11 Std) auf den zweiten Rang. Es folgte das Laufteam Kassel mit 4:35:07 Stunden.

Die Frauen-Teams führte der TSV Krofdorf mit Orianne Perdrix, Veronika Wesp, Viola Dress in 5:13:24 Stunden vor Deutschland 1 (5:20:59 Std) und dem Laufteam Kassel (5:27:17 Std) an.

Marathon-Staffeln

Die Marathon-Staffel, bei der bis zu vier Läuferinnen oder Läufer eingesetzt werden, erfreut sich großer Beliebtheit und boomt immer weiter. Zum 25. Nachtmarathon hatten bereits 220 Staffeln gemeldet. Die Wechselzone befindet sich in der Nähe des Stadions hinter dem über die Lahn führenden Hirsefelsteg. Hier überschlägt sich regelmäßig die Stimmung, die sich beim gemeinsamen Zieldurchlauf unter Flutlicht nochmals entlädt. Im Schatten des erleuchteten Landgrafen-Schlosses kann anschließend die Party weitergehen.

An der Spitze wird der Staffellauf aber durchaus ernst genommen. Sieg und Platzierungen sind immer heiß umkämpft. Diesmal startete die LG Eder in Top-Besetzung mit Micha Thomas, Noah Lukes, Relin Mehrhoff und Jannes Wilke. Das Quartett jagte bereits nach 2:30:47 Stunden durch das Ziel. Der VfL Marburg mit Jakob Möller, Jan Christoph Scholz, Laurenz Christian Steiß und Clemens Möller lief nach 2:37:36 Stunden auf den Silber-Rang. Erneut Bronze holten sich die Vegan Warrios mit Maren Guthier, zweimal Cedric Guthier und Tristan Guthier in 2:40:27 Stunden.

Titelbild: Unendlich zieht sich die Läufer-Karawane beim Marburger Nachtmarathon nach dem Start auf dem historischen Marktplatz durch die Altstadt-Gässchen

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