Limes

Patrouille der Grenzsoldaten

Sie sind nicht zu beneiden: In genagelten Lederschuhen, mit Kettenhemd, Speer und gut 30 Kilo Marschgepäck laufen Tommes Rute und seine Freunde seit dem 30. Juli 2023 von der Donau bei Regensburg entlang des Limes bis Rheinbrohl bei Neuwied. Am Sonntag, 20. August, wird nur noch Rute in voller Ausrüstung in Limeshain eintreffen. Die Füße… <!–more–>

550 Kilometer am Limes entlang

Seit 2020 plant der 25-jährige Musikschullehrer aus dem Saarland die 550 Kilomer lange Limespatrouille. Ihn lockt nach eigenem Bekunden die sportliche Herausforderung. Das Ziel sei auch, die Reenactment-Gruppen entlang des Limes miteinnder zu vernetzen. Es gibt zahlreiche Römer-Begeisterte, die an Wochenenden in die Haut von Limessoldaten schlüpfen und das Leben an der Grenze vor 1800 Jahren nachstellen. Außerdem soll die Bevölkerung am Limes bei der Aktion lernen, welch bedeutsames Bauwerk in ihrer Nachbarschaft steht.

Tommes Rute hat als Limessoldat eine Menge Gepäck dabei. Tatsächlich benutzten die römischen Auxiliartruppen bei ihren Märschen auch Mulis oder Esel als Packtiere, sagt Kreisarchäologe Jörg Lindenthal. Foto: www.limesmarsch2023.de

„In acht Marschtagen haben wir mehr als 200 Kilometer in historischem Schuhwerk und mit meist 35kg Marschgepäck zurückgelegt“, schreibt Tommes Rute in seinem Tour-Blog auf der Internetseite www.limesmarsch2023.de. „Ohne dass wir Berufssoldaten wären. Wir sind bei Wind und Wetter raus, haben bei außergewöhnlich kühlen Temperaturen im August fast immer im Zelt übernachtet und selbst über offenem Feuer gekocht. Haben uns Trotz Blasen und Schmerzen immer weiter gequält, bis wir nun eine Zäsur der Gesundheit machen müssen.“

Patrouillen-Teilnehmer mit schmerzenden Füßen

Am 8. August legte die Patrouille am Limesmuseum in Aalen einen außerplanmäßigen Stopp ein. Die Teilnehmer müssen sich erholen. Initiator Rute will aber – stellenweise mit dem Auto – die geplante Route weiter absolvieren. Auf jeden Fall betritt er am Sonntag, 20. August in Limeshain die Wetterau. Für die folgenden Tage sind Nachtquartiere in Echzell, Pohlheim, auf dem Gaulskopf bei Bad Nauheim und in der Saalburg geplant. Überall dort hofft der Limeswanderer auf Kontakte mit interessierten Bürgern.

Landbote-Redakteur Klaus Nissen mit dem gigantischen Schwert und Schild am Limes im Limeshainer Wald. Der Künstler Jox Reuss hat die Skulptur geschmiedet. Foto: privat

Beim Wetterauer Kreisarchäologen Jörg Lindenthal stieß das Vorhaben des Baroktrompeters Tommes Rute auf Begeisterung. Schließlich hat die Region mit dem Limes und den bislang ausgegrabenen Schätzen an dieser Grenze das größte Bodendenkmal Europas und ein veritables UNESCO-Welterbe in der Nachbarschaft.

Römer holten die fruchtbare Wetterau in ihr Reich

Unter Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) wurde am Ende des 1. Jahrhunderts nach Abschluss der „Germanenkriege“, die endgültig nordöstliche Begrenzung des römischen Reiches festgelegt. Hierbei verzichtete man bewusst auf ehemals schon eroberte Gebiete bis zur Elbe. Die schon angelegte Römerstadt beim heutigen Waldgirmes wurde nach kurzer Zeit aufgegeben. Die Wetterau mit ihren fruchtbaren Böden und ihrer strategisch wichtigen Lage wurde aber in das Imperium einbezogen.   

Um sich das Einfallstor in den Norden und die reichen Ernten in der Wetterau zu sichern, zogen die Römer den Limes extra einen Bogen um diese Landschaft.

Für gut 160 Jahre war das Gebiet innerhalb des Wetterauer Limesbogens Teil des römischen Reiches. Hier gab es römisches Recht, ein einheitliches Geldsystem, römisches Ingenieurwesen mit Straßenbau, Steinhäusern und Wasserbauwerken. Latein war Amtssprache in der heutigen Wetterau. Auch die Glaubens- und Geisteswelt des Mittelmeerraumes hielt hier Einzug. Ein Beispiel sind Szenen aus der Sage von Dädalus und Ikarus mit dem Minotaurus und derVorbereitung zu ihrem missglückten Fluchtversuch von Kreta, wie sie auf einer Wandmalerei aus dem Kastell Echzell – heute im Landesmuseum Saalburg – zu sehen sind.

Der Wall ist in den Wäldern noch zu sehen

Insgesamt hat die Limeslinie des Wetteraulimes im Wetteraukreis eine Länge von etwa 42 Kilometern. Es gab zahlreiche Kastelle und 72 Turmstellen. Innerhalb des Limesbogens war die Landschaft von etwa 400 bäuerlichen Gutshöfen geprägt.

Der rekonstruierte Wachtturm im Limeshainer Wald. Von der Galerie aus konnten die Soldaten die Grenze überwachen. Vor 1800 Jahren standen hier deutlich weniger Bäume. Foto: Wetteraukreis

Im Limeshainer Wald steht heute wieder ein steinerner Wachtturm, wie es ihn vor 1800 Jahren schon gab. Er ist mit großem Aufwand rekonstruiert worden – nur die Metall-Leiter an der Rückwand gab es in der Antike noch nicht. Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins Limeshain wollen Tommes Rute bei seiner Ankunft begrüßen. Jeder kann dort mit ihm ins Gespräch kommen.

Vor diesem Etappenziel liegt einer der am besten erhaltenen Abschnitte des östlichen Wetteraulimes. Der Erdwall ist teuks noch mannshoch vorhanden. Neben Turmrekonstruktion, Drususeiche und zahlreichen Installationen – man befindet sich auf diesem Abschnitt zugleich auch auf dem Radweg der Regionalparkroute Limes – gibt es umfangreiche Informationen über Römer, Germanen und den Naturraum der Region.

Gerade ist ein römischer Brunnen gefunden worden

Am nächsten Tag geht es zunächst an dem immer noch als Wall und Graben zu erkennenden, hier kerzengerade verlaufenden Limes vorbei an dem ehemaligen Standort des Kleinkastells „Buchkopf“ und der Installation „Germanenstämme“ in Richtung des ehemaligen Kastellstandortes Altenstadt. Am Ortsrand von Altenstadt-Oberau vorbeiziehend überschreitet der Limes die Nidder und durchschneidet die Ortslage in Altenstadt.

Am Rande des Kastells Altenstadt wurde diese hölzerne Brunneneinfassung bei einer Ausgrabung freigelegt. Sie ist noch prima erhalten. Foto: Wetteraukreis

In römischer Zeit wurde die Querung des Flusses mit den parallel verlaufenden alten Handelsrouten entlang der Nidder durch ein Kastell gesichert. In den Jahren 2021 und 2022 konnten im Randbereich der zivilen Siedlung des Kastells Altenstadt umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt werden bei denen unter anderem sehr gut erhaltene römische Holzbrunnen dokumentiert werden konnten.

Entlang des ganzen Limes gibt es einen Rad- und einen Wanderweg. Zu Fuß war auch Landbote-Redakteur Klaus Nissen am kompletten deutschen Limes unterwegs. Er schrieb darüber den Wanderführer „Limeswandern von Rheinbrohl bis Miltenberg“ , der im Buchhandel erhältlich ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert