Baubeginn weiter offen
Von Detlef Sundermann
Auch rund zweieinhalb Jahre nachdem die Wund Gruppe die Bauanträge beim Kreisbauamt in Friedberg eingereicht hat, ist ein Termin für den Spatenstich der sogenannten „Mega-Therme“ in Bad Vilbel nicht absehbar. Das lässt sich einer Antwort aus dem Wetterauer Landratsamt entnehmen. Der Landbote hatte nachgefragt. „Der Status sei unverändert“, sagte Deliah Eckhardt, Pressesprecherin des Wetteraukreises.Energie- und Umweltgerecht soll es werden
Wie es um den Stand der Genehmigung steht, hatte der Landbote bereits im Januar erfragt, was bei Stadt und Investor aus Markdorf (Bodenseekreis) eine Pressemitteilung auslöste. Es seien aktualisierte Pläne nachgereicht worden, hieß es damals. Brandschutz und die Anpassung auf den „aktuellen Stand der Technik“ werden als Gründe genannt.
„Wir sind im stetigen Austausch mit den zuständigen Behörden und der Stadt und arbeiten weiterhin an allen für dieses Projekt wichtigen Themen“, antwortete Kerstin Huth-Neises, Head of CoE Marketing der Thermengruppe Wund, auf Anfrage des Landboten. Anders als noch zu Jahresbeginn, als man von einem Spatenstich Ende des Jahres oder Anfang 2024 sprach, heißt es nun, dass wegen der „intensiven Prüfungsphase mit Rückfragen und Anpassungen“ kein Termin für den Baubeginn genannt werden könne.
Möglicherweise muss wegen des ressourcenschonenden Bauens, mit dem Wund das Bad bewirbt, nachgebessert werden. Das Unternehmen strebt für das Spaßbad eine LEED-Platinum-Zertifizierung an. LEED steht für Leadership in Energy and Environmental Design (was etwa Führerschaft in energie- und umweltgerechter Planung bedeutet). Überdies wird vom Investor der Anspruch erhoben, Wasser, Luft und den Saunen möglichst mit regenerativen Energiequellen wie Photovoltaik und Erdwärme zu heizen. Letzteres könnte jedoch ein schwieriges Unterfangen werden und vielleicht nur ein Wunsch bleiben.
Problem Geothermie
Auf Anfrage teilt das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt mit, dass wegen des laufenden Verfahrens keine Angaben zu dem Vorhaben der Wund Gruppe gemacht werden können. Allgemein heißt es jedoch vom RP zum geplanten Standort: Der „Stadtteil Massenheim liegt im Oberhessischen Heilquellenschutzgebiet (WSG-ID 440-088). Südlich von Massenheim befindet sich zudem das Wasserschutzgebiet „Wasserwerk Berkersheimer Weg“ (WSG-ID 440-058) der Stadtwerke Bad Vilbel und östlich das Heilquellenschutzgebiet Bad Vilbel (WSG-ID 440-086).“
Bei Vorhaben in Wasser- oder Heilquellenschutzgebieten sind die jeweiligen Schutzgebietsverordnungen zu beachten, die häufig ein Verbot für Bohrungen oder Erdwärmenutzung vorsehen, so das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLUG). Dabei soll es gleich sein, ob die Erdwärme oberflächennah oder aus der Tiefe gefördert wird. Ob das Wellnessbad mit seiner Lage auf ehemaligen Ackerflächen zwischen der B3 und dem Schulzentrum mit einer Geothermieanlage eine der beiden Schutzzonen tangiert, ist derzeit nicht bekannt. Laut RP liegt bislang kein Antrag für eine Probebohrung vor, die nur unter die strengen Auflagen erfolgen kann.
Dass die Nutzung der oberflächennahen Erdwärme für ein Schwimmbad mit sehr hohen Investitionen verbunden ist, hat die Stadt Maintal jüngst mit einer von ihr in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie für ihr – im Vergleich zu Bad Vilbel – kleinen, neuen Kommunalbad gezeigt. Mehr als sieben Millionen Euro könnte dort die Wärmetauschertechnik samt das Setzen von mehreren Hundert Rohren kosten, die bis einhundert Meter tief in den Boden reichen, in denen eine Mischung aus Wasser und Glykol zirkuliert, um die Wärme nach oben zu bringen. Allerdings scheint eine einmal installierte Anlage für Geothermie kein Sorglospaket zu sein. Wie die renommierte und mit Großprojekten erfahrene Expertin Simone Walker-Hertkorn zu der Maintaler Studie berichtete, hängt die Effizienz deutlich vom dauerhaften und quantitativen Wärmeentzug ab. Ist dieser zu hoch, kann sich wohl im ungünstigsten Fall ein Permafrostboden bilden. Um dies zu verhindern, muss etwa im Sommer wieder Wärme in den Untergrund gepumpt werden. Das Kosten zudem Energie.
Betreiber rechnen mit weit über eine Million Besucher
Ungeachtet der anhaltenden Bauverzögerung in Bad Vilbel, gibt man sich in der Wund Gruppe weiterhin optimistisch, dass das einst selbst gesteckte wirtschaftliche Ziel von mehr als 1,2 Millionen Besuchern im Jahr ob der mittlerweile geänderten allgemeinen und regionalen Rahmenbedingungen nicht revidiert werden muss. Immerhin entsteht im Frankfurter Osten ein neues Familienbad und der neue Wellnesstempel Rebstockbad, der vermutlich Ende 2025 eröffnet wird und bereits in seinen alten Tagen im Jahr rund 600 000 Besucher angezogen haben soll. Nicht zuletzt steht die Bad Nauheimer Therme in diesem Jahr vor ihrer Neueröffnung. Bei Wund sieht man im Rhein-Main-Gebiet einen großen Markt. „Wellbeeing liegt weiterhin im Trend und die Nachfrage ist steigend. Wir begrüßen den wachsenden Markt in der Region und sind sicher, dass wir mit dem Bau der Therme in Bad Vilbel das steigende Angebot nicht nur ergänzen werden, sondern auch neue Zielgruppen ansprechen, von denen die gesamte Region profitieren wird“, heißt es aus Markdorf.