Oppershofener Wald zu Naturwald machen
Der Oppershofener Wald soll komplett Naturwald werden. Die Gemeinde Wölfersheim soll einen Teil ihres unmittelbar angrenzenden Waldes dazu geben, fordern die Wölfersheimer Grünen in einem Antrag zur Sitzung der Gemeindevertretung am 5. Februar 2020. So könne die Gemeinde zum Klimaschutz beitragen, Grundwasser sicher und Arten schützen.Seit gut 20 Jahren Bannwald
„Die Naturschutzverbände Nabu, Bund, HGON, Greenpeace, WWF und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt sprechen sich für die Ausweisung des im Eigentum des Landes Hessen befindlichen 285 Hektar großen Oppershofener Waldes als Naturwald aus. Naturwald bedeutet die Herausnahme des Waldes aus der forstwirtschaftlichen Nutzung. Bereits seit gut 20 Jahren werden 21 Hektar des Oppershofener Waldes als Bannwald nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt“, erläutert Grünen-Gemeindevertreter Franz Grolig. Hessen wolle im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie den Anteil ungenutzter Wälder an seiner Gesamtwaldfläche auf fünf Prozent steigern. Derzeit seien es 3,8 Prozent. Zwar habe das Land zehn Prozent seiner Staatswaldflächen aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen. Aber zu den landesweiten fünf Prozent fehlten immer noch 1,2 Prozent. Sie aus kommunalen oder privaten Wäldern beizusteuern sei schwierig.
Die Naturschutzverbände begründen laut Grolig ihren Vorschlag damit, dass auf rund 55 Prozent der Fläche Buchen stehen, die mehr als 140 Jahre alt sind. Damit übertreffe der Altbestand im Oppershofener Wald alle anderen hessischen Waldgebiete, die die Naturschutzverbände ebenfalls als Naturwälder vorschlagen. Der Wölfersheimer Gemeindewald hänge unmittelbar mit dieser Fläche zusammen. Der besondere Bestand dieses Buchenwaldes setze sich auf Wölfersheimer Gebiet fort. Jedoch ende der Vorschlag der Verbände an der Gemeindegrenze. Die Wölfersheimer Gemeindevertretung habe erst im Dezember aus Klimaschutzgründen einer Prüfung möglicher geeigneter waldnaher Aufforstungsflächen zugestimmt. „Was aber liegt aus genau diesen Gründen näher, als den bestehenden alten Buchenbestand aus der Nutzung zu nehmen?“, fragt Grolig. Bei einer Naturwald-Ausweisung würde sich ein sehr beeindruckender Wald mit wesentlich stärkeren Bäumen entwickeln, die eine Höhe von über 40 m erreichen können. Grolig: „Das zeigt der Blick auf die Bannwaldfläche: Laut einer Dokumentation des Landesbetriebs Hessen-Forst von 2019 sind dort in 20 Jahren die Holzvorräte bereits von 569 Festmeter auf 733 Festmeter pro Hektar angewachsen. Hingegen haben sie in der benachbarten, normal bewirtschafteten Vergleichsfläche durch die übliche Holzernte auf 361 Festmeter pro Hektar abgenommen.“
Langfristiger Klima- und Grundwasserschutz
Wenn die Buchen nicht mit etwa 120 Jahren gefällt, sondern 300-400 Jahre alt werden könnten, bänden den sie langfristig Kohlendioxid in Holz und Boden und würden so zum Klimaschutz beitragen. Eine dickere Humusschicht und die Vermeidung von Bodenverdichtungen durch Maschineneinsatz würden die Wasserspeicherung fördern. Das mache die Wälder klimastabiler in zunehmend häufiger trockenen Sommern, erläutert der Grünen-Politiker. Der Blick auf die Waldwirtschaftspläne in Wölfersheim zeige, dass die Gemeinde am Wald nichts verdiene. Der Gemeinwohlaspekt des Waldes (Wasser- und Kohlendioxidspeicherung, Sauerstoff- Produktion, Staubfilterung) sei wirtschaftlich viel bedeutsamer. Mit der Unterstützung des Vorschlags der Naturschutzverbände und der Bereitschaft, eigenen Waldbestand dazu zu geben, könnte Wölfersheim einen bedeutenden Beitrag zum Klima-, Grundwasser- und Artenschutz leisten. Dazu wäre der mögliche Naturwald als attraktiver Ort für Naturerlebnis, Naturbildung und Erholung ein großer Gewinn für die Bevölkerung der Gemeinde und über die Gemeinde hinaus. Denn zum Naturwaldkonzept gehöre, dass wichtige Spazierwege erhalten bleiben, so Grolig.