Raffaella Carrà und Co. begeistern Autor
Der bekannte Autor Eric Pfeil war zu Gast im gut besuchten Hermann-Levi-Saal des Rathauses in Gießen. Mit der freundlichen Unterstützung des Kulturamts der Stadt Gießen organisierte die Deutsch-Italienische Gesellschaft Mittelhessen (DLG) die unterhaltsame Lesung „Ciao amore, ciao“ mit Ausschnitten aus dem gleichnamigen Buch (Verlag Kiepenheuer & Witsch) dieses Kenners von Italien und italienischer Musik.Über 100 Zuschauer gebannt
Nach einer kurzen Begrüßung von der DIG-Vorsitzenden Rita Schneider-Cartocci und dem DIG-Schriftführer Dr. Horst Gerhard trat Eric Pfeil auf die Bühne, der die rund 100 Zuschauer in seinen Bann zog. Die als Lesung angekündigte Veranstaltung bot viel mehr als herkömmliche Lesungen. Der 1969 in Bergisch Gladbach geborene Journalist präsentierte ein Bild vom zeitgenössischen Italien seit den Sechziger Jahren, das auf Musik nicht verzichten kann, berichtet die DIG-Pressesprecherin Alessandra Riva.
Faszination des Festivals di Sanremo
Mit seiner lebhaften und humorvollen Art schilderte Pfeil Ereignisse aus Gesellschaft, Politik und Musikwelt. Beispielhaft dafür ist die Bühne des Festival di Sanremo, des bekanntesten Popmusikwettbewerbs Italiens, wo es nicht nur um Musik geht, sondern auch um Politik mit Monologen berühmter Schauspieler wie Roberto Benigni 2023, um Mode und Kleidung wie das vielerorts kritisierte durchsichtige Outfit der Influencerin und Moderatorin Chiara Ferragni, und um große Skandale wie den mit dem jungen Sänger Blanco, der in einem Wutanfall wegen einer technischen Störung die Rosen auf der Bühne verwüstete und vom Publikum ausgepfiffen wurde.
Italien-Urlaube als Auslöser
Seine Leidenschaft für die italienische Musik verdankt Pfeil seinen Ferien in Italien als Jugendlicher und den Platten der Top 20, die sein Vater nach dem Urlaub immer gekauft hatte. Italiener seien verantwortlich für die beste und die schlechteste Popmusik der Welt, behauptete Pfeil. Von der „erhabenen Variante“ über die „lustige Variante“ bis zur „charmante-beknackten“ Variante der italienischen Popmusik führte er das Publikum durch die Siebziger und Achtziger Jahre.
Gedanken über Lucio Battisti
Er berichtete ganz ernst über Ikone der italienischen Musik, um dann auf ganz natürlicher Art witzige Details und lustige Vergleiche zu bringen, die die Zuhörer zum Lachen brachten. So konnte das Publikum den Vertreter der Schule der Empfindsamkeit Lucio Battisti kennen lernen, der in den Sechziger und Siebziger Jahren mit Liedern wie „La canzone del sole“ seine Fans berührte und mit „Il mio canto libero („Mein freier Gesang“) das Leitmotiv der italienischen Musik besang.
Emanzipierte Sängerin Raffaella Carrà
Oder die emanzipierte Sängerin und Showgirl Raffaella Carrà, die mit ihren Auftritten mit Liedern wie „A far l’amore comincia tu“ (in Deutschland durch Tony Holiday als „Tanze Samba mit mir“ bekannt), „Tanti auguri“ und dem Tanz „Tuca tuca“, die die weibliche Selbstermächtigung ausdrückten, für Empörung im italienischen Fernsehen RAI der Siebziger Jahre sorgte.
Zuletzt präsentierte Eric Pfeil noch die „schöne und schreckliche“ Variante der italienischen Popmusik, die Anfang der Achtziger Jahre auch in den deutschen Hitparaden zu hören war: Al Bano und Romina, die in „Felicità“ über das Glück als “ein belegtes Brötchen mit einem Glas Wein“ philosophierten oder die Gruppe Ricchi e Poveri mit Stücken von „aggressiver Lebensfreude“ wie „Mamma Maria“. Ihr „Sarà perché ti amo“ (1981) zeigt keine künstlerische Finesse, ist aber wieder das Credo der italienischen Musik: Wenn alles verrückt wird, dann kommt ein Lied.
Denn was hilft in dunkelsten Zeiten? Italienische Popmusik ist die Antwort, so Eric Pfeil.
Titelbild: Autor Eric Pfeil berichtete über Italien und Musik. (Foto: A. Riva/DIG)