Ein Ticket – 19 Veranstaltungen
In Friedberg gibt es viel mehr Kultur als gedacht – das will der 2017 gegründete Kulturrat am 12. Oktober 2019 beweisen. Er lädt zu teils ungewöhnlichen Veranstaltungen an 19 verschiedenen Orten ein. Zwischen 19 Uhr und Mitternacht gibt es da Tanz, Varieté, Konzerte, Vorführungen, Theater und Lesungen. Wer sich das nicht entgehen lassen will, zahlt nur einmal fünf Euro Eintritt.
Am 12. Oktober zum Großen Uhu
Am zweiten Oktober-Samstag sind in Friedberg ganz ungewöhnliche Dinge zu erleben. Da erklingt ein Saxophon tief unten in der Mikwe an der Judengasse. Im Adolfsturm sitzt Andreas Arnold und erzählt von seinen Drachen Fionrir. Im Dicken Turm wird der Große Uhu der Schlaraffen seine Gäste empfangen und die Wetterauer Kulturpreis-Trägerin Sabine Dreier Flötenkonzerte spielen. In der Buchhandlung Bindernagel führt Maja Nielsen ihr Publikum in die eisigen Höhen am Mount Everest. Und während im Central-Studio an der Wolfengasse die allererste Folge der „Firma Hesselbach“ über die Leinwand geht, erklingt in der Stadtkirche nur wenige Schritte entfernt den ganzen Abend geistige und weltliche Musik.
Im Alten Hallenbad an der Haagstraße wird Markus Further ein Varieté vorführen, während sich Jutta Himmighofen-Strack in der Bahnhofshalle als „Gerda Schmidt“ auf die Männersuche macht. Schräg gegenüber, im Erasmus-Alberus-Haus, kann man auch den Friedberger Nachtigallen lauschen und dann eine Hip-Hop-Performance anschauen. Später klingt der Abend in NouNous Bistro Pastis bei der Jam-Session mit der Tuesday Night Band aus.
Noch viel mehr als die hier geschilderten außergewöhnlichen Erlebnisse bietet die erste Friedberger Kulturnacht an insgesamt 19 Orten. Niemand muss vorher Karten kaufen. Überall gibt es beim ersten Besuch für fünf Euro ein Armband, das den Zugang auch zu den anderen 18 Plätzen gewährt, die sogar eingesessene Friedberger nicht alle kennen. Zum Beispiel das runde Gebäude der Technischen Hochschule Mittelhessen an der Wilhelm-Leuschner-Straße. Da wird Martin Guth ein musikalisches Komedy-Kabarett abliefern.
Organisiert wird diese Nacht von den Aktiven des 2017 gegründeten Friedberger Kulturrates. Dazu gehört beispielsweise Andrej Seuss vom Theater Altes Hallenbad, der ehemalige Musikschul-Leiter Michael Eberhardt, Klaus Schumacher vom Verein „Mensch mach mit“, der Stadtkirchen-Kantor Ulrich Seeger und Hendrik Zilk vom Asta der Technischen Hochschule. Sie wollen zeigen, wie vielfältig und hochwertig das Kultur-Angebot in der Kreisstadt ist. Andrej Seuss: „Trotzdem hat die städtische und regionale Bevölkerung oft den Eindruck, hier wäre wenig los. Es liegt auch daran, dass die vielen Angebote nicht ausreichend und überschaubar vermarktet werden.“ Friedberg braucht endlich einen umfassenden Kulturkalender, findet Michael Eberhardt. Beispielsweise könnte ein wetterfester Bildschirm auf dem Elvis-Presley-Platz zeigen, was in den nächsten Tagen in Friedberg los ist. Ein Tourismus-Büro müsste es an der Kaiserstraße ebenfalls geben. Ulrich Seeger: „Wir wünschen uns, dass sich die Stadt da stärker engagiert. Wir brauchen mehr Kultur, um Friedberg attraktiver zu machen und die Gesellschaft zusammen zu halten.“
Die ersten Friedberger Kulturnacht ist der erste Schritt – und ein Experiment. „Wir haben keinen Schimmer“, sagt Klaus Schumacher, „ob am 12. Oktober fünfhundert oder fünftausend Gäste kommen.“ Doch wer sich dann in Friedberg umschaue, werde auf jeden Fall Interessantes erleben.
Alle Veranstaltungen sind auf der Webseite
http://www.kulturrat-friedberg.de nachzulesen.