Trauer um langjährigen Intendanten
Dietrich Taube ist am 20. November 2021 im Alter von 89 Jahren gestorben. Seine Amtszeit war so lang wie keine seiner Vorgänger: 1964 kam er als Oberspielleiter nach Gießen und leitete anschließend die Geschicke des Stadttheaters von 1966 bis 1978 als Intendant und Geschäftsführer.Im Nachruf der Pressestelle des Stadttheaters erfolgt ein Rückblick auf die Leistung Taubes: Das Haus erhielt in seiner Zeit leistungsfähige Ton- und Beleuchtungsanlagen und erfuhr eine umfassende Neugestaltung des Innenraums. So wurden die Logen im ersten Rang abgeschafft und durch die ominösen „Omnibussitze“ ersetzt.
„Zig“: Erste legendäre Studiobühne
Mit dem „Zig“ entstand eine erste Studiobühne in der ehemaligen Zigarrenfabrik Schirmer an der Ostanlage, „ein Experimentierfeld für zeitgenössische, avantgardistische Dramatik, ein Treffpunkt zum gemeinsamen Feiern, ein Forum zu Diskussionen“, wie es 1974 in einer Ankündigung hieß. Diese zweite Spielfläche sollte auch Raum geben für „außerhalb des offiziellen Programms laufende Aktivitäten wie Autorenlesungen, Jugendfeten, Beat-Lyrik-Bier-Abende, Jazz-Workshops, literarisches Kabarett“ und vieles mehr.
Das „Zig“ etablierte sich schnell als beliebter Treffpunkt bis zu seinem Abriss 1990 mit bis heute legendärem Ruf. Nicht nur bei der Namensfindung der Studiobühne setzte Taube auf Publikumsinteraktion, sondern auch bei der Gestaltung eines neuartigen Theaterlogos.
Auch als Schauspieler auf der Bühne
Über 60 Inszenierungen hatten unter Dietrich Taube Premiere, neben Klassikern wie Shakespeare, Goethe und Molière wurden auch viele Stücke zeitgenössischer Autoren aufgeführt, beispielsweise „Martin Luther und Thomas Münzer“ oder „Die Einführung der Buchhaltung“ von Dieter Forte und Dürrenmatts „Play Strindberg“. Immer wieder stand Taube auch selbst als Schauspieler auf der Bühne.
Von Freiburg nach Gießen
Geboren wurde Taube 1932 in Walzen/Oberschlesien, von wo er 1945 mit seiner Familie nach Altena/Westfalen flüchten musste. In München studierte er Germanistik, Französisch und Geschichte, um für eine Ausbildung an die Otto-Falckenberg-Schule, die Schauspielschule der Münchner Kammerspiele, zu wechseln. Von 1957 bis 1964 war er als Schauspieler, Regisseur und Assistent des Intendanten an den Städtischen Bühnen Freiburg/Breisgau beschäftigt und kam 1964 als Oberspielleiter des Schauspiels ans Stadttheater Gießen.
Bühnenstücke verfasst
Auf eigenen Wunsch wechselte Dietrich Taube 1978 als Intendant an das städtische Theater in Mainz und wurde in der Spielzeit 1990/1991 erster Intendant und künstlerischer Geschäftsführer der neu gegründeten Staatstheater Mainz GmbH. Es folgte sein Engagement von 1991 bis 2002 als Generalintendant der Städtischen Bühnen Erfurt bzw. seit 1994 des Theater Erfurt. In dieser Zeit gründete er dort nicht nur ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater, sondern auch die Domstufen-Festspiele. Dietrich Taube inszenierte nicht nur, sondern verfasste auch einige Bühnenstücke.
Die Beerdigung ist am Mittwoch, den 1. Dezember 2021 um 10.30 Uhr auf dem Friedhof Obermenzing/München.