Diskussion in ELS: „Schon jetzt Angst vor der Rente“
Anlässlich der kommenden Bundestagswahl am 26. September haben Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler der Ernst-Ludwig-Schule (ELS) am Montag eine Podiumsdiskussion organisiert. Zielgruppe waren dabei die Jahrgangsstufen 11, 12 und 13. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Schule hervor.
Schüler moderieren
Die Moderation übernahmen sechs Schülerinnen und Schüler der Politikwissenschaftkurse der 12. und 13. Klassen. Diese kümmerten sich zudem souverän und professionell um die Vor- und Nachbereitung der Diskussion.
Wichtig für politische Bildung
„Ich bin stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler“, erklärte Schulleiterin Uta Stitterich. „In sehr kurzer Zeit haben sie zusammen mit ihren PoWi Lehrkräften eine Veranstaltung von derartiger Tragweite realisiert.“ Federführende Lehrer waren Benjamin Pizarro und Helmut Walter. „Es ist wichtig für die politische Bildung der ELS-Erstwähler, sich ein direktes und unverfälschtes Bild von den Kandidaten zur Bundestagswahl machen zu können.“
Diskussion mit Kandidierenden
Eingeladen waren dazu die Direktwahlkandidierenden des Wetteraukreises aller aktuell im Bundestag vertretenen Parteien: Michaela Colletti (Bündnis 90/Die Grünen), Armin Häuser (CDU), Peter Heidt (FDP), Andreas Lichert (AfD) und Natalie Pawlik (SPD). Da Julian Eder, der Direktwahlkandidat der Linken, aus beruflichen Gründen verhindert war, vertrat ihn Gabi Faulhaber.
Hitzige Debatten
Eröffnet wurde die Diskussion mit provozierenden Fragen und Thesen der Schülerinnen und Schüler: Besonders hitzige Debatten entstanden dabei zur Mietpreisbremse. Laut FDP stelle Wohnungsmangel das Kernproblem dar. Faulhaber von der Linken sah in der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Neubaugebieten die Lösung – Wohnen sei ein Menschenrecht. Für Lichert ist laut Presseinfo Wohnungsnot nur mit Profitinteressen zu vereinen, daher seien Maßnahmen wie Mietendeckel und Mietpreisbremsen kontraproduktiv. Der AfD-Politiker forderte die Schülerinnen und Schüler zudem auf, sich ausführlich über den Sozialismus zu informieren. Denn der gehöre „in den Giftschrank der Weltgeschichte“.
Rente und Mindestlohn
Ebenfalls umstritten war die Rentenfinanzierung: Pawlik (SPD) befürwortete das schwedische Modell, ein Teil der Rente an den Kapitalmärkten anzulegen. Gleichzeitig betonte sie die Abhängigkeit von der Lohnentwicklung, weswegen die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro notwendig sei. Heidt (FDP) sah eine Mindestlohnerhöhung als nicht effektiv an; das System an sich müsse verändert werden, vor allem durch ein Kapitaldeckungsverfahren.
Bedeutung von Mindesteinkommen
Faulhaber (Linke) betonte die Bedeutung des Mindesteinkommens, um Menschen das Nötigste im Leben zu gewährleisten. Im Anschluss warf Lichert (AfD) ein, das Problem läge auch an der „desaströsen“ Demografie in Deutschland. Colletti (Grüne) vertrat die Ansicht, alle Erwerbstätigen sollen in die Kasse einzahlen, um ein weiteres Absinken des Rentenniveaus zu vermeiden. Die Tatsache, dass Jugendliche bereits jetzt wegen der Rente besorgt seien, betitelte sie als „beschämend“.
Lob für professionelle Organisation
Ihren Abschluss fand die ebenso erfolgreiche wie hitzige Diskussion zur Bundestagswahl in 30-sekündigen Statements der Kandidaten. Allen Meinungsverschiedenheiten zum Trotz zeigten sich die sechs Politikerinnen und Politiker beeindruckt von der professionellen Organisation, Durchführung und Moderation. Zudem freuten sie sich, dass die ELS ihre Schüler ermuntere, die politische Landschaft derartig aktiv und kritisch zu erforschen. „Der Politikunterricht muss aktuell unterrichtet werden“, stimmt Helmut Walter zu, Fachbereichsleiter ll an der ELS.