Auf den Limes! Teil 1

So sicherten die Römer ihre GrenzenLucius für fb (2)

Sollen wir die Fremden rein lassen oder nicht? Heftig wird in Deutschland  darüber debattiert. Der Neue Landbote beleuchtet das Thema von einer ganz anderen Seite:  Schon vor 1900 Jahren haben die Römer gewusst, dass eine Grenze nie unüberwindbar ist. Ihr System der flexiblen Einreisekontrolle am Limes hat 150 Jahre lang funktioniert.

Auf den Limes

Die Römer wollten stets genau wissen, wer in ihr riesiges Reich einreiste – und was er dort wollte. Sie hatten ein jahrzehntelang gut funktionierendes System, in Germanien die Kontrolle zu behalten.

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Schwert und Schild allein können eine Zone des Wohlstands nicht verteidigen. Es geht eher darum, herbei strömende Menschen zu integrieren. Der Limes ging unter, weil es an guter Organisation mangelte. Dieses Kunstwerk schuf Jox Reuss am Limes im Wald von Rommelhausen. Foto: Nissen

Die Römer beurteilten Ausländer anders als wir Deutsche heute. Deren Religion war ihnen ziemlich egal. Auch ihre  Hautfarbe und Herkunft spielte keine große Rolle.  Über unsere  Ängste vor Muslimen, verschleierten Frauen oder jungen Antanz-Algeriern würden die Römer herzlich lachen. Sie beurteilten Fremde vor allem nach ihrer realen Gefährlichkeit.

Das bedeutet: Wer mit den Römern Handel treiben wollte, wer einen nützlichen Beruf hatte und wer gar römische Sitten annehmen wollte, fand leicht Aufnahme im Reich. Vor dem germanischen Limes duldeten die Römer einige kleine germanische Siedlungen. Deren Bewohner konnten Frauenhaar und Vieh an die Römer verkaufen und Luxusartikel importieren. Der von Rheinbrohl am Rhein bis zur Donau bei Regensburg führende Limes hatte zahlreiche Kontrollstellen, an denen der Handel überwacht wurde. Es gab einen regen Verkehr über die Grenze hinweg.

Limes
Palisade, Postenzaun und jeweils in Sichtweite ein Turm. So sah der germanische Limes um das Jahr 145 aus. Foto: Klaus Nissen nach einer Zeichnung von Heike Wolf v. Goddenthow

Die römischen Grenztruppen (deren Mitglieder meistens aus „eingemeindeten“ Barbaren-Stämmen stammten)  hatten Verbindungsoffiziere, die den Kontakt zu den Sippen-Chefs außerhalb der Grenze hielten. So wusste man um das Jahr 120 nach Christus  in der obergermanischen Provinz schon früh, wenn größere Alamannen-Gruppen aus der Weser-Region auftauchten, um in der wohlhabenden römischen Wetterau auf Raubzug zu gehen. Wenn das mal passierte, wurden schnell per Signalkette die Truppen in den Kastellen alarmiert und an die gefährdete Stelle geschickt.

Die gute Organisation ist wichtig

Erst nach etwa 130 Jahren geriet dieses Sicherungssystem des römischen Wohlstandes in Gefahr. Anno 233 überfielen so große Germanen-Gruppen den Limes, dass er nicht zu halten war und viele Guthöfe und Siedlungen geplündert wurden. Um 260 gaben die Römer den Limes auf und zogen sich an den Rhein zurück, der leichter zu verteidigen war.  Wieso kam es dazu? Das Reich war sehr groß geworden, und die Zahl der Feinde immens. Anfangs taten rund 30 000 Grenzsoldaten entlang des 550 Kilometer langen Limes in Germanien ihren Dienst. Sie hatten einen sicheren, ruhigen Job und verdienten recht gut.  Doch als es im dritten Jahrhundert weit im Osten Auseinandersetzungen mit den Parthern gab, mussten viele Limes-Soldaten ihre Familien zurücklassen und monatelang weit entfernt Abwehrkriege führen. Das Sicherheitsgefühl in den römischen Provinzen litt darunter, und die Angst der Bevölkerung vor Fremden wuchs an. Zugleich probierten mächtige Stabsoffiziere in den Provinzen, ob sie das Machtvakuum nicht selbst ausfüllen könnten. Es gab Kämpfe innerhalb der römischen Armee, Abspaltungen, Bündnisse auch mit Germanenstämmen von außerhalb. Immer chaotischer wurde die Situation – doch erst im 6. Jahrhundert war das römische Reich in Germanien komplett besiegt.

Was kann man daraus für heute lernen?  Eine gute Organisation ist viel wichtiger als abgeschottete Grenzen, die im übrigen den lebenswichtigen internationalen Handel in der Europäischen Union abwürgen würden. Der Staat kann die Flüchtlinge bei sich ansiedeln und integrieren, die ihm nützlich erscheinen. Und wenn er gut organisiert ist, kann er mit Geld dafür sorgen, dass es im Nahen Osten würdig ausgestattete Überlebens-Zonen für jene Krisenopfer gibt, die in Deutschland nicht zu integrieren wären. Und wenn es jedes Jahr zehn Milliarden kostet. Die Europäische Zentralbank kann dieses Geld aus dem Nichts schöpfen.

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