Von Liebe und Leichen
Wenn die Autorin Uli Aechtner beschaulich beginnt, ist ein handfester Kriminalfall nicht weit. So ist es auch in ihrem neuesten Werk „Die Bach runter“. Die Spur führt unter anderem nach Bad Nauheim, wo die Schriftstellerin aus Bad Vilbel am Samstag, 6. April (19 Uhr) im Sprudelhof liest (Verwaltungsgebäude Süd, Ludwigstr. 20). Landbote-Autorin Petra Ihm-Fahle hat den Krimi vorab gelesen.
Vertrautes Ermittler-Duo
In der Nähe des Dorfes Erlenweil findet ein Schäfer ein Baby, das jemand in der Asche eines verglühten Lagerfeuers abgelegt hat. Wer hat das Kleine dort alleingelassen? Ein wahrer Medienhype entwickelt sich um das Baby. Kommissar Christian Bär und Reporterin Roberta Hennig ermitteln, beide bereits aus „Todesrauscher“ und „Mordswetter“ von Uli Aechtner bekannt. Kurz darauf wird eine männliche Wasserleiche gefunden, die unheimlicherweise kein Gesicht mehr hat. Wer kann der Tote sein? Und hängen die Fälle zusammen?
Viren und Prepper
Wie sich herausstellt, ist das Kind schwerkrank. Während sich Bär schlagartig in eine schöne Frau verliebt, die ihm in der Klinik über den Weg läuft, forscht Roberta über Viren. Ihr Weg führt sie zur Uni Marburg, wo sie Näheres über die Krankheit des Kleinen herausfinden will. Parallel passieren merkwürdige Dinge: Beispielsweise klaut jemand immer wieder ihre Konservendosen. Jäh sieht sie sich mit der Prepper-Szene konfrontiert: Menschen, die sich mit Vorräten und Schutzbauten auf Katastrophenfälle vorbereiten. Erneut sind die Themen in Aechtners Werk nicht unbedingt alltäglich.
Die Spur führt nach Bad Nauheim
„Die Bach runter“ spielt in Frankfurt und in der Wetterau. Zu den Schauplätzen gehören reale Orte der Region, darunter Bad Nauheim, aber auch das fiktive Erlenweil. Ausgedacht deshalb, da die Autorin „niemandem eine Leiche ins Dorf legen wollte“.
Mehr als ein Krimi
Das 220 Seiten starke Werk liest sich locker und angenehm. Der Text ist in Kapitel überschaubarer Länge eingeteilt, was Lust aufs stetige Weiterschmökern macht. Obwohl es nicht nur bei einer Leiche bleibt, ist die Geschichte mehr als ein Krimi, was an den menschlich sympathischen Protagonisten liegt. Bär und Roberta wären beinahe einmal ein Paar geworden, sind nach wie vor nicht ohne Gefühl füreinander. Bei Bär ist es diesmal allerdings weniger so, da er ganz auf die reizende Lucca fliegt. Man kann sich als Leser oder Leserin gut in die Hauptakteure einfühlen, deren Denken und Agieren Aechtner nachvollziehbar beschreibt. Alle Charaktere haben einen hohen Wiedererkennungswert.
Spannung mit Uli Aechtner
Immer wieder vermittelt die Autorin beim Erzählen auch Wissen, das die Handlung dreidimensional macht und das sie portionsgerecht unterbringt. Meist ist es ein Kollege von Bär, der gerne doziert, obwohl Bär am liebsten auf Durchzug schalten würde. Dies macht das Buch zur intelligenten Lektüre.
Aechtner eröffnet viele Handlungsstränge, deren Fäden man nicht verliert und die sie am Ende alle verwebt. Die Spannung steigert sich nach und nach, bis man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.
Lesung am Samstag mit Uli Aechtner
Die Lesung „Die Bach runter“ mit Uli Aechtner ist für Samstag, 6. April (19 Uhr) im Verwaltungsgebäude Süd des Sprudelhofs (Ludwigstr. 20) terminiert. Der Eintritt beträgt 10 Euro. Musik, ein Glas Prosecco und Knabbereien sind Extras. Karten gibt es bei der Buchhandlung Rühs (Karlstraße 17 A), der Geschäftsstelle der Wetterauer Zeitung und an der Abendkasse.
Die Veranstaltung steigt im Vorfeld der Ernst-Ludwig-Buchmesse (Samstag, 13./Sonntag, 14. April, Kerckhoff-Institut, Parkstr. 1, Bad Nauheim ).
Uli Aechtner: Die Bach runter, Emons-Verlag, Köln 2019, ISBN 978-3-7408.0497-8, € 10,90.