Die UNO wird 70

(K)ein Grund zum Feiern

Von Ursula WöllZumach

Die United Nations Organization (UNO) ist 70 Jahre alt. Ihr Hauptziel, Kriege zu vermeiden, hat sie verfehlt. Andreas Zumach (Foto), Korrespondent im europäischen UN-Hauptsitz Genf, liest am 23. April 2015 in Alsfeld aus seinem Buch „Globales Chaos – Machtlose UNO“.

Kenner der Weltorganisation

Als die UNO 1945, also vor 70 Jahren, gegründet wurde, formulierte ihre Charta als Hauptziel, „künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren“. Das Ziel wurde verfehlt, das aktuelle globale Chaos beweist es. Doch ohne die Vereinten Nationen, denen heute 193 Staaten angehören, wäre sicher alles noch schlimmer gekommen. Andreas Zumach lebt als Korrespondent in Genf, dem europäischen UN-Hauptsitz. Er ist wohl der beste Kenner der Weltorganisation, die er für nötiger denn je hält, aber in einem reformierten Zustand. Am 23. April kommt er nach Alsfeld, um aus seinem jüngsten Buch „Globales Chaos – Machtlose UNO“ zu lesen.

Wie schön wäre es, wenn wir in einer Welt leben würden, in der zwischen- und innerstaatliche Konflikte friedlich gelöst werden. In der die Rüstungsetats also schrumpfen anstatt überall kräftig zu steigen, wie es erneut der Fall ist. In der keine Klimakatastrophe droht. Wir hätten dann immer noch unsere individuellen Sorgen, aber dieses unheimliche Gefühl einer finsteren Zukunft wäre nicht da. Die UNO als internationaler Zusammenschluss zum Schutz des Menschen- und Völkerrechts sollte für ein hoffnungsvolles Zukunftsgefühl sorgen. Doch man muss nur die hilflosen Appelle des gegenwärtigen Generalsekretärs Ban Ki Moon angesichts der Hölle von Jarmuk in Damaskus hören, um zu kapieren, dass die UNO ein Tiger ohne Zähne geworden ist.

USA oft bockig

„Ohne die UNO wäre es wahrscheinlich zu einem 3. Weltkrieg gekommen, möglicherweise sogar unter Einsatz atomarer Waffen. Und ohne die UNO und ihre humanitären Unterorganisationen wären in den letzten 70 Jahren Hunderttausende Opfer von Naturkatastrophen, Hungersnöten und gewaltsamen Vertreibungen nicht versorgt worden“, schreibt Andreas Zumach. Die Frage im Untertitel seines Buches „Ist die Weltorganisation überflüssig geworden?“ ist also eine rhetorische. Doch Reformen sind nötig und mehr guter Wille vor allem der fünf Vetomächte im Sicherheitsrat. Unter ihnen haben sich gerade die USA oftmals als bockig gezeigt und ihre machtpolitischen und geostrategischen Interessen durch ein Veto durchgesetzt. Beispiel ist etwa die widerrechtliche Besetzung Palästinas durch Israel, zu der alle Beschlüsse der UN-Generalversammlung und des Sicherheitsrats am Veto der USA scheiterten. Auch Russland umgeht die UNO und annektierte etwa die Krim, ohne ein Referendum der Bevölkerung unter UNO-Aufsicht zuzulassen.

Der UNO mangelt es auch an Geld. Viele Staaten sind mit der Zahlung ihrer Mitgliedsbeiträge weit im Rückstand, und diese Beiträge sind zu niedrig. Im Jahr 2014 wurden pro Erdbewohner 250 Dollar für Rüstung und Militär, aber nur 4 Dollar für die UNO ausgegeben. Zumach referiert Vorschläge zu einer Finanzreform und bedauert, dass die strukturellen Reformvorschläge des einstigen Generalsekretärs Kofi Annan und zahlreicher Nichtregierungsorganisationen bis heute nicht umgesetzt wurden. Der Autor schreibt klar und präzise, man merkt, dass er jeden Satz auf seine Richtigkeit geprüft hat.

Am 23. April 2015 kommt Andreas Zumach zu einer Lesung und Diskussion seines 2015 im Rotpunktverlag Zürich erschienenen Buches (22 Euro) nach Alsfeld, und zwar um 19 Uhr ins Hotel Klingelhöfer in der Hersfelder Str. 47.

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