ZEICHEN FÜR FRIEDEN

Kundgebung inklusiver Schulen

Noch immer ist die sehr gute Beteiligung einer kürzlichen beeindruckenden Demonstration in  Gießen in aller Munde: Die Inklusive -Schulen Gießen setzen bei der Kundgebung Zeichen für Weltoffenheit, Vielfalt und Frieden.

Gedenken an Sophie Scholl

Christian Németh, Pressesprecher der Lebenshilfe Gießen hat eine Reportage über die Kundgebung auf dem Berliner Platz in Gießen geschrieben:    

„So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln.“ Das sagte Sophie Scholl am Tag ihrer Hinrichtung in München. 81 Jahre später wiederholt Liya Yildiz diese Sätze energisch. Die Schulsprecherin der Sekundarstufe der Sophie-Scholl-Schule Gießen betont in Gedenken an die Schul-Namensgeberin: „Ihre Worte hallen noch immer nach. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass ihre Botschaft weiterlebt!“ Die damals 21 Jahre alte Widerstandskämpferin wurde am 22. Februar 1943 gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und weiteren Mitgliedern der „Weißen Rose“ durch Richter des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet.

Selbstgemalte Schilder und Plakate

Der Todestag Sophie-Scholls ist an der inklusiven Ganztagesschule unter Trägerschaft der Lebenshilfe Gießen und der Lebenshilfe Wetterau immer ein Tag des Gedenkens. Diesmal sollte auch außerhalb der Schule ein Zeichen für Freiheit, Weltoffenheit, Toleranz und Inklusion gesetzt werden. Mit vielen selbstgemalten Schildern und Plakaten zogen Primar- und Sekundarstufe zu einer Kundgebung auf den Rathaus-Vorplatz am Berliner Platz.

Dass die „Schule für alle“, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, nach Sophie Scholl benannt ist, ist kein Zufall. Maren Müller-Erichsen, Schulgründerin und Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen, erinnerte sich an die damaligen Überlegungen zur Namensfindung mit beteiligen Eltern: „Wir kamen auf Sophie Scholl. Eine Frau, die Mut gezeigt hat, sich zu wehren und etwas zu sagen.“

Schnell sei klar gewesen, dass sie „die richtige Frau für den Namen unserer Schule ist“. Gerichtet an die Schülerinnen und Schüler appellierte Müller-Erichsen, die Werte Sophie Scholls weiterzutragen. „Ich wünsche mir, dass ihr alle auch in Zukunft Mut habt, euch zu wehren, wenn es Unsicherheiten gibt, wenn Dinge passieren, die nicht in eurer Weltbild passen. Ich bin stolz auf Euch.“

„Wer schweigt, stimmt immer zu“
Maren Müller-Erichsen während ihre Ansprache.
 

Die mitgebrachten Schilder und Plakate hatten die Kinder und Jugendlichen im Unterricht gebastelt. „Wir leben Vielfalt“, „Niemand wird ausgeschlossen“ oder „Wer schweigt, stimmt immer zu“ waren einige der Botschaften. Ralph Schüller von Schulleitungsteam der Grundschule betonte, in der Gestaltung vollständig Freiraum gelassen zu haben. Gleiches galt für die Redebeiträge mehrerer Grundschüler, die sich unter großem Applaus ans Mikrofon trauten. „Jeder Mensch hat das Recht auf Frieden und ohne Angst zu leben“ oder „Egal, wie man aussieht, egal ob man eine Behinderung hat oder nicht, jedes Kind ist einzigartig und wertvoll“: Die Kinder fanden in kurzen Statements klare Worte. Schüller verdeutlichte, dass der Gedanke der Veranstaltung nicht sei, gegen etwas zu demonstrieren, sondern die Werte, für die Sophie Scholl bis heute steht, hervorzuheben. „In Zeiten, in denen in Deutschland und in der Welt viel Unrecht geschieht, wollen wir den Akzent darauflegen, wofür Sophie Scholl gestanden hat: Für Vielfalt, für Freiheit, gegen Krieg.“

Demokratie im Schulalltag erfahrbar zu machen gehört zum Selbstverständnis der Sophie-Scholl-Schule. Im Klassenrat oder im Schülerparlament geht es um Meinungsvielfalt und Dialog. Und das Schulleitungsteam der Sekundarstufe ergänzt:. „Wichtiger Teil politischer Bildung an unserer Schule ist auch die Erinnerungskultur, insbesondere mit Blick auf Sophie Scholl als Namensgeberin unserer Schule, lebendig zu halten.“

Solidarität der Omas gegen Rechts

Unterstützt wurde die Schule bei ihrer Aktion von den „Omas gegen rechts“. Gleich zweimal sangen die rund 400 Teilnehmenden „Die Gedanken sind frei“ – auch das in Andenken an die Schul-Namensgeberin. Sophie Scholl hatte das Volkslied 1942 für ihren Vater auf der Blockflöte gespielt. Robert Scholl war wegen hitlerkritischer Äußerungen inhaftiert worden.

Weitere Informationen zur Sophie-Scholl-Schule Gießen finden Interessierte auf www.sophie-scholl-schulen.de.

Titelbild: Während der beeindruckenden Kundgebung am Berliner Platz. (Fotos: Lebenshilfe Gießen)

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