Landesgartenschau

Jetzt muss ein Plan B her

Von Klaus Nissen

Um die 13 Millionen Euro beantragte die Wirtschaftsförderung Wetterau beim Bund für Mobilitätsstationen in der östlichen Wetterau. Doch der schickte eine Absage. Jetzt nimmt man andere Fördertöpfe ins Visier. Zur Landesgartenschau (LGS) im Sommer 2027 und überhaupt muss die Mobilität auf dem Lande vielfältiger werden, sagt Projektmanager Oliver Schmidt.

Landesgartenschau: Kein Geld für Mobilität

Der kurze Brief aus Köln kann Wetterauern richtig schlechte Laune machen. Leider müsse sie mitteilen, schreibt die Vertreterin des Bundesamtes für Logistik und Mobilität, dass für „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV nach dem Beschluss des Bundeshaushalts 2024 keine weiteren Fördermittel im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen.“

In Effolderbach bei Ortenberg wurde schon das Carsharing ausprobiert: Einheimische teilen sich ein Auto.

Die Wetterauer hatten eigentlich gute Chancen auf eine Förderung, berichtet Oliver Schmidt. Zumal die Stadt Göttingen ihr schon bewilligtes Projekt noch abgesagt habe. Doch schließlich seien alle Antragsteller im dritten Förder-Aufruf abgewiesen worden.

Aufgeben ist keine Option

Und nun? Aufgeben? Auf keinen Fall, sagt Schmidts Chef Bernd-Uwe Domes von der Wirtschaftsförderung. Denn „es muss erkannt werden, dass Mobilität ganz wesentlich ist, wenn der ländliche Raum auch in Zukunft attraktiv sein soll.“ Man könne sich schlicht nicht leisten, alles so zu lassen, wie es ist. Dass man also in Burgbracht oder Steinberg ohne eigenes Auto nur schwer zum Arzt, zum Einkaufen oder sonstwohin kommt.

Bernd-Uwe Domes von der Wirtschaftsförderung Wetterau will ein System ausprobieren, mit dem die Menschen auf dem Lande künftig auch ohne eigenes Auto mobil bleiben. Foto: Nissen

Das Team der Wetterauer Wirtschaftsförderung hat 2023 zusammen mit dem Regionalverband und Studenten der Hochschule Rhein-Main geforscht und geplant, wie die Menschen auf dem Lande künftig besser unterwegs sein können. Etwa 16 Millionen Euro kostet das daraus entstandene „Movin“-Projekt, mit dem pünktlich zur Landesgartenschau bis zu 27 Mobilitätsstationen eingerichtet werden sollen. Mitsamt elektrischer Carsharing-Autos und Sammeltaxis, die jeden schnell vom Ortsteil ins nächste Einkaufszentrum oder zum Bahnhof bringen. Der Bund sollte das Projekt mit 80 bis 95 Prozent der Kosten, also mit 13 bis 14 Millionen Euro bezuschussen.

Zwölf Mobilitätsstationen sind möglich

Nach der kalten Dusche aus Köln arbeiten die Wetterauer Wirtschaftsförderer nun am Plan B. Sie wollen vom Land Hessen Zuschüsse nach zwei Förderrichtlinien zur Nahmobilität und zur Mobilitätsförderung beantragen. Da geht es um die Entwicklung von zwölf Mobilitätsstationen in der östlichen Wetterau, so Bernd-Uwe Domes. Den Aufwand würde das Land zu 70 bis 80 Prozent bezahlen. Die Kosten für Fahrzeuge und das Betriebs-Personal seien darin nicht enthalten. Domes: „Es ist sehr wohl realistisch, dass wir im Jahr 2026 die Mobilitätsstationen realisieren können, wenn wir die Unterlagen noch 2024 abgeben.“ Die dazu nötigen Daten habe man ja schon für den nun gescheiterten Bundes-Antrag erarbeitet.

Busstation in Bad Nauheim. Die Kommunen in der östlichen Wetterau müssen nun selber Förderanträge stellen, um Mobilitäts-Zuschüsse aus Anlass der Landesgartenschau zu bekommen.

Als ersten Schritt von „Plan B“ gibt es am 5. März in Echzell ein Treffen der „Steuerungsgruppe Mobilität“. Vertreter der elf Landesgartenschau-Kommunen, der Planer, der Verkehrsverbünde und der LGS-Organisatoren beraten, wie wie man weiter vorgeht. Den Landeszuschuss für das jeweilige Mobilitätsprojekt muss dann jede einzelne Kommune stellen. Das macht mehr Arbeit – und die Kosten sind noch nicht genau zu ermitteln. Vielleicht ist in einem Jahr auch schon wieder Geld vom Bund zu bekommen, hofft Wirtschaftsförderer Domes. Es wird ja immer noch diskutiert, ob sich Deutschland angesichts der vielen dringend nötigen Infrastruktur-Erneuerungen die Schuldenbremse leisten kann.

Am 5. März wird in Echzell auch über den „Generalverkehrsplan“ zur Landesgartenschau beraten. Auf jeden Fall braucht es laut Domes zusätzliche Bus- und Bahnfahrten, um die vielen Besucher zwischen Mai und September 2027 zu den LGSW- Hauptschauplätzen in Bad Salzhausen, Büdingen, Gedern und Echzell zu bringen.

Mobil ohne eigenes Auto

„Wir wissen schon, dass man im ländlichen Raum ein Auto braucht.“ Das sagt Bernd-Uwe Domes von der Wirtschaftsförderung Wetterau. Allerdings steht der eigene Wagen vor der Haustür die meiste Zeit unnütz und teuer herum. Und wenn man alt oder krank wird oder keinen Führerschein hat, ist das eigene Auto keine Hilfe.

Die Mobilität auf dem Lande muss vielfältiger werden – davon sind die Wirtschaftsförderer überzeugt. Nach den Sommerferien wollen sie deshalb möglichst viele Menschen zu einem Regionalforum ins Ortenberger Bürgerhaus einladen. Dort kann jeder Vorschläge machen. Und die Verkehrsplaner berichten, wie das reale Mobilitätsverhalten der Landbevölkerung aussieht.

Landbote-Autor unzufrieden am Fahrkartenautomaten in Büdingen. Besser wäre es, wenn er seinen Transport per App buchen könnte. Und dann der Bus kommt. Daran wird gearbeitet. Foto: Rippegather

Mobilitätsstationen in jeder Kommune könnten nach Erkenntnis der Planer helfen, einfacher und klimafreundlicher vom Dorf in die Stadt und zurück zu kommen. Da könnte man Carsharing-Autos oder Elektrofahrräder leihen. Mit den Bus- und Bahnbetreibern wird nun überlegt, wie die On-Demand-Beförderung künftig ins öffentliche Verkehrssystem integriert wird. Per App könnte man dann ein Sammeltaxi oder einen Rufbus bestellen – der vielleicht sogar ohne Fahrer unterwegs ist.

Die Landesgartenschau im Jahr 2027 soll der Wetterau Geld und den politischen Willen zu einem bundesweiten Nahverkehrs-Modellprojekt bescheren. Doch es reicht noch nicht. Die Gesamtkosten der LGS werden auf etwa 15 Millionen Euro geschätzt. Das Land Hessen steuert 3,5 Millionen bei, der Wetteraukreis 100 000 Euro pro Jahr.

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