Therme Bad Vilbel

Planung stockt weiter

Von Detlef Sundermann

Die Grünen und die FDP verlangen von der Stadt und der Thermengruppe Wund mehr Aufklärung über das geplante Freizeitbad „Thermenwelt“ im Bad Vilbeler Stadtteil Massenheim, als die PR-Aktion des Investors mit einem Info-Stand auf dem Bad Vilbeler Weihnachtsmarkt. Das Bauamt des Wetteraukreises hatte die Wundgruppe aufgefordert, weitere Unterlagen in Sachen Brandschutz vorzulegen. Das Unternehmen hat nicht reagiert. Warum ist unklar.

Brandschutz-Unterlagen fehlen weiterhin

Der Grüne Clemens Breest, Mitglied im Magistrat der Stadt Bad Vilbel und Kreistagsabgeordneter, sagte im Gespräch mit dem „Landboten“, das Bauamt des Kreises sei in ein falsches Licht geraten. Die Genehmigungsbehörde sei wiederholt hinsichtlich vermeintlich langer Bearbeitungszeiten Gegenstand im Kreistag gewesen.

Aufgescheucht wurden die Wund Thermengruppe und Stadt von einer mehrteiligen Anfrage der Grünen im Kreistag. Auf die Frage, „kann das Kreisbauamt eine Prognose für die Erstellung der Baugenehmigung abgeben“, berichtete der zuständige Kreisbeigeordnete Matthias Walther (CDU) Überraschendes. Der Bauantrag liege der Behörde seit 12. Januar 2021 vor. Die Unterlagen seien zeitnah gesichtet und fehlende Unterlagen nachgefordert worden, unter anderem zum Brandschutz, so Walther. „Entgegen anders lautenden Meldungen sind seitdem von den Bauherren keine weiteren Unterlagen oder überarbeitete Pläne eingegangen, sodass eine abschließende Prüfung des Bauantrags bis dato nicht möglich ist“, schriebt Walther weiter.

Diese Feststellung läuft jedoch konträr zu dem, was der Investor aus Markdorf (Bodenseekreis) noch im Januar und Juli diesen Jahres auf Anfrage des „Landboten“ mitteilte. Im Sommer hieß es von der Thermengruppe: „Wir sind im stetigen Austausch mit den zuständigen Behörden und der Stadt und arbeiten weiterhin an allen für dieses Projekt wichtigen Themen.“ Damals machte die Wund-Gruppe noch der Öffentlichkeit glaubhaft, dass Anfang oder Ende 2024 der Spatenstich erfolgen werde. Als Reaktion den Walther-Bericht heißt es nun: zweite Hälfte 2024.

Fragen bleiben unbeantwortet

Der „Landbote“ hat erneut Wund, Stadt und dem zuständigen ehrenamtlichen Stadtrat Klaus Minkel (CDU) Fragen zur derzeitigen Situation vorgelegt: Warum das Unternehmen nicht auf die Nachforderung des Kreisbauamts reagiert hat, ob die mittlerweile mindestens drei Jahre alte Kostenschätzung von 200 Millionen Euro überhaupt noch realistisch ist – immerhin sollen allein in den vergangenen sechs Monaten die Baupreise um durchschnittlich 18 Prozent gestiegen sein – und ob man bei Wund nicht schon längst dabei ist, das gigantische Bad von seinen Ausmaßen, vom Energieverbrauch und von seiner Verkehrsbelastung (Wund geht von 1,2 Millionen Besucher im Jahr aus) eine Nummer kleiner zu planen, wie es schon einmal 2020 geschehen ist. Bei der Wund-Gruppe reagierte man jedoch nun mit einer fröhlich, harmonischen Pressemitteilung samt Fotos mit gut gelaunten Menschen über den Info-Stand auf dem Weihnachtsmarkt sowie mit hinlänglich bekannten Aussagen. Antworten auf seine Fragen bekam der „Landbote“ nicht.

Die Stadt und Stadtrat Minkel wurden gefragt, ob sie im ständigen Austausch mit dem Kreis über den Genehmigungsfortgang standen. Die Stadt, hier wohl Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU), schloss sich der gemeinsamen Pressemitteilung des Investors an. Stadtrat Minkel erklärte knapp: „Bei der Problematik Baugenehmigung werden Nebengeräusche hochstilisiert, die aber nur ein kleines Randproblem sind, das gelöst werden kann.“ Zudem versicherte er: „Derzeit wird alles darangesetzt, das hochattraktive Thermenprojekt zu realisieren.“

Grüne sehen Pläne gescheitert

Die Grünen sehen die Pläne der Wund Gruppe hingegen als gescheitert an. Auch die vom Investor im Januar gemachten Aussagen, es würden neue Pläne hinsichtlich des Wasserverbrauchs und der Erdwärmenutzung gemacht, bezeichnet Breest vor dem nun bekannt geworden Hintergrund als wenig glaubhaft. Allein die Erwärmenutzung für ein Bad dieser Dimension in einem Heilwasserschutzgebiet, in dem sich Bad Vilbel befindet, liege im „Reich der genehmigungsfreien Träume“, so Marcus Stadler, Kreistagsabgeordneter der Grünen aus Nidda. „Die Thermenwelt Bad Vilbel ist, was sie ist, ein Anachronismus aus der Zeit des grenzenlosen Wachstums“, notiert Stadler.

Für Breest steht fest, dass die Angelegenheit im Bad Vilbeler Stadtparlament aufgearbeitet werden muss. Wie, darüber wollen die Grünen nach den Feiertagen beraten. Thema soll dabei auch sein, wie die Stadt baldmöglichst wieder zu einem kommunalen Bad kommt. Das alte, marode Hallenbad wurde 2017 in Hoffnung auf Wund abgerissen.

Auch die FDP fordert „Transparenz und Aufklärung“ ein. Die Freidemokraten kündigen für die nächste Stadtverordnetensitzung einen entsprechenden Antrag an, „dass der Magistrat, unverzüglich und spätestens bei der kommenden Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses über die aktuellen Stand der Umsetzung der Therme berichtet“. Der Bericht wird jedoch nicht allein in Sachen Bauaktenbearbeitung eingefordert. Besonders wichtig sei „die Klärung der juristisch korrekten Bezeichnung und Ansiedlung des Investors, sowie die Existenz und Ausgestaltung eines rechtsverbindlichen Kaufvertrags mit der Wund-Gruppe“, erklärt die Fraktionsvorsitzende Julia Russmann. Überdies wollen die Freidemokraten wissen, was passiert, wenn letztlich doch nicht gebaut wird und welche finanziellen Nachteile der Stadt aus der Verzögerung entstehen.

Kommentar

Von Detlef Sundermann

Die Geschichte um das Freizeitbad „Thermenwelt“ im Stadtteil Massenheim ist mittlerweile lang, die Liste der Großprojekte, die die Stadt schon sicher an Land gezogen glaubte, auch: Großbrauerei Radeberg, das riesige chinesische Handelszentrum. Oder das futuristische Springpark Valley, das quasi ein neuer Stadtteil werden sollte, für eine Arbeitswelt, die geschätzt 100 Jahre der heutigen voraus seien sollte. So pompös der Spatenstich seinerzeit war, so schnell war aus der ganzen Sache die Luft raus. Und zuletzt Segmüller. Auch so ein Gigant, den es zwar wirklich gibt, dem aber die Lust vergangen ist, wegen der Prozesshansels in den Rathäusern der Umlandkommunen, die dem Bayern das Geschäft nicht gönnen. Der Stadt Bad Vilbel reichte es offenbar auch, die nun das Grundstück zwischen B3 und Dortelweil-West für 16 Millionen Euro zurückkaufte. Macht nichts, dafür soll das nächste Großprojekt dort schon in den Startlöcher Löchern stehen, ein großes Rechenzentrum und ein Grundstückserlös für Bad Vilbel in Höhe von 36 Millionen Euro.

Aber schweifen wir nicht ab und kommen zurück zur Therme. Seit annähernd drei Jahren liegt der – gewiss umfangreiche Bauantrag beim Kreisbauamt, Nachforderungen von Unterlagen werden offenkundig von der Wund Thermengruppe nicht beantwortet. Über die Gründe wird bei Wund der Mantel des Schweigens gezogen. Stattdessen nach außen hin Versprechungen etwa das Bad auch mit Erdwärme zu heizen, wohl wissend, dass das in Bad Vilbel ob der Heilquellenlage ein heikles Versprechen ist. Drei Jahre liegen die Akten beim Kreis! Andere private Investoren hätte Druck gemacht, Nachforderungen schnellstmöglich bedient, um ja zügig anfangen zu können. Warten verteuert bekanntlich Bauprojekte, verschlechtert deren Marktchancen. Vor allem, weil mit dem unerwarteten Tod von Investor Josef Wund die Planung ohnehin vorübergehend auf Halt stand. Aber auch die Stadt muss sich dies Fragen lassen, die ja angeblich dauernd im Kontakt mit der Wund-Gruppe steht.

Statt über mögliche Probleme offen zu reden, verbreiten nun erneut Stadt und Investor Durchhalteoptimismus, diesmal an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt, nach Bekanntwerden des Walther-Berichts. Eine PR-Nummer nannten die Grünen die Aktion. Man muss schon ein Optimist oder sehr von einer Vorweihnachtsstimmung getragen sein, um zu glauben, dass es so kommt, wie es versprochen wird.

Titelbild: So zeigt eine Animation des Investors die Thermenwelt Bad Vilbel

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