Suchen nach der Wasserschicht
Bad Nauheim bohrt nach einer neuen Quelle, und zwar im Sprudelhof (diese Zeitung berichtete). Im Herbst 2019 geht es dort mit den Arbeiten los – bis Frühjahr 2021 soll das Ganze dauern. Projektmanager Alexander Eber (Nürnberg) berichtete davon jetzt im Rathaus. Anlass war eine gemeinsame Sitzung zweier städtischer Ausschüsse: von Bauausschuss und Finanzausschuss. Die Politiker stellten viele Fragen – und manch einer ist besorgt. Bernd Witzel (FW/UWG) zum Beispiel. Er fürchtet: „Die Bäder-Geschichte von Bad Nauheim muss neu geschrieben werden. Und die Quellen-Dankfeier können wir dann auch lassen – oder wir benennen sie um.“
Drei Sprudel im Sprudelhof
Nötig ist die Bohrung deshalb: Es gibt drei Brunnen im Sprudelhof. De Fachleute haben alle untersucht und dabei festgestellt: Teilweise sind die Rohre löchrig, weshalb Heilwasser ins Grundwasser dringt. Eine Reparatur mit dem Inliner-Verfahren ist allerdings aus technischen Gründen nicht möglich. Besser gesagt: Es wäre nur unter großen Schwierigkeiten machbar.
Die Quellen sind mit den Zahlen 7, 12 und 14 nummeriert. „7“ ist der Große Sprudel. „12“ der Friedrich-Wilhelm-Sprudel. Und „14“ der Ernst-Ludwig-Sprudel. Das neue Bohrloch wird zwischen den Quellen 12 und 14 liegen – also zwischen dem großen Sprudel-Bauwerk und dem kleineren Ernst-Ludwig-Brunnen.
Überschüssiges Wasser
Laut Eber hoffen die Experten, in 200 Metern Tiefe dann auf Heilwasser zu stoßen. In derselben Wasserschicht wie die bisherige – und somit von der gleichen Qualität. Ob es genug Wasser sein wird, stellt sich dann heraus. „Falls nicht, müssen wir eine Verhältnismäßigkeits-Entscheidung treffen“, sagte Eber. Und dann gegebenenfalls doch ein altes Rohr sanieren – auch wenn das sehr schwierig würde. Allerdings, so warf Peter Heidt (FDP) ein: „Wir brauchen gar nicht so viel Wasser.“ Es werde aktuell viel überschüssiges Wasser gefördert. Das bestätigte der Ingenieur.
Plattformen im Sprudelhof
Wenn die neue Quelle erschlossen ist, machen die Fachleute die drei alten Bohrlöcher wieder zu. Das ist aufwändig, weil sie die kaputten Rohre ausräumen müssen. Dafür errichten sie Plattformen über den Sprudeln: Im Fall der beiden Sprudel-Tassen wird die Plattform vier Meter hoch sein, im Fall der Ernst-Ludwig-Quelle nur 1,50 Meter. Und rund um das Baugelände wird ein Zaun stehen. Laut Frank Thielmann (Sprudelhof-Stiftung) berühren die Arbeiten die Badehäuser aber nicht. Und auch die Geräusche will man so gering halten, dass sich die Bewohner des Sprudelhofes nicht zu sehr gestört fühlen. Petra Michel (CDU) fragte, ob durch die Bohrung eventuell alles versiegen könnte. Das verneinte der Ingenieur: „Aus hydrogeologischen Gründen würde ich das ausschließen.“