Sie stricken am Radwegenetz
Von Klaus Nissen
Die Wetterau bekommt weitere Radwege. Bei der fünften Fahrradkonferenz des Wetteraukreises nannten die Planer am 14. September 2023in der Rosbacher Reichweinhalle Details.Viele neue Radwege in Planung
In Sachen Radwege sei die Wetterau buchstäblich „weiter auf gutem Wege“, verkündete Landrat Jan Weckler vor etwa drei Dutzend Experten und Fahrrad-Enthusiasten. Die Planer im Kreishaus und bei Hessen Mobil weiten laut Landrat das mehr als tausend Kilometer lange Radwege-Netz weiter aus.
Mit Geld vom Land Hessen kann der Kreis zwei „Nahmobilitäts-Koordinatoren“ einstellen. Sie sollen Fördermöglichkeiten für weitere Wege, für Fahrrad-Abstellanlagen und andere Infrastruktur ausloten und den Kommunen bei Ausschreibungen helfen. Allerdings sind solche Fachleute gerade nicht leicht zu finden, bekannte der Fachdienstleiter Christian Sperling auf Nachfrage.
Mehr neue Radwege im Osten der Wetterau
Als Reaktion auf die umfangreiche Radwege-Serie im Neuen Landboten gab es mehrere Beschwerden, dass vor allem im Westen der Wetterau geplant und gebaut werde. Nun sollen mehrere Vorhaben im Osten vorgezogen werden, kündigte Landrat Weckler an. In der Hoffnung, dass einige Radkilometer noch rechtzeitig zum Beginn der Landesgartenschau im Mai 2027 fertig werden. Beispielsweise ein Weg von Bleichenbach nach Bergheim und eine Strecke von Nidda nach Merkenfritz.
Auf der Wunschliste steht auch ein Radweg am Seemenbach. Der wäre „unheimlich wichtig“, meinte Manfred Sinner aus Kefenrod. Er gehört zur Steuerungsgruppe der Landesgartenschau und beklagt, dass man mit Kindern kaum gefahrlos von Büdingen nach Kefenrod radeln könne. Ob so eine Trasse je entsteht, prüft gerade die Wiesbadener Planungsabteilung von Hessen Mobil, berichtete in Rosbach der Fachdezernatsleiter Egon Weß. Das Ergebnis werde in wenigen Monaten feststehen.
Sicher ist laut Weß der Bau eines Radweges an der B275 zwischen Selters und Ranstadt. Dessen Planung dauerte von 2015 bis jetzt und damit viel zu lange, beklagte der Grünen-Fahrradpolitiker Gerhard Salz aus Florstadt. Doch nun sind die Planfeststellungsunterlagen fertig. Sie werden laut Weß noch im Herbst 2023 vom Regierungspräsidium Darmstadt veröffentlicht. Jeder kann sie dann kommentieren. Der Bau soll bis zur Landesgartenschau fertig sein. Der 4,2 Kilometer lange Radweg kostet rund 2,8 Millionen Euro.
Eher in den Dreißigerjahren wird der neue Radweg entlang der Bundesstraße zwischen Nieder-Florstadt und Ossenheim fertig. Aktuell läuft die Vorplanung und Kartierung, berichtete Chefplaner Weß. Sie werde bis Silvester 2023 fertig sein.
Manchmal sind die Radwegebauer auch schneller als gedacht. Die neue, 2,3 Kilometer lange und zwei Millionen Euro teure Verbindung neben der B3 zwischen Nieder-Wöllstadt und Okarben wird vorzeitig den Radfahrern übergeben.
Radweg von Friedberg nach Dorheim
Für den Radweg entlang der B45 zwischen Friedberg und Dorheim kündigten die Planer im Oktober die zeitnahe Übergabe der Planfeststellungs-Unterlagen beim Regierungspräsidium an. Die Planung ist dort also schon weit gediehen. Der Radwegebau ist dort „ohne Verlust an landwirtschaftlichen Flächen nicht möglich“, sagte Egon Weß.
Weiter nordöstlich an der B45 soll zwischen Wölfersheim-Geisenheim und Berstadt ebenfalls ein Radweg entstehen. Die Pläne werden Weß zufolge Ende 2024 fertig sein.
Im Westen des Kreises gibt es weitere Projekte. Pläne existieren für den Radweg von Friedberg nach Bruchenbrücken, an der Görbelheimer Mühle entlang. Im Herbst 2024 soll der Bau eines Radweges von Rosbach in Richtung Köppern losgehen. Dort wird die Autobahn-Auffahrt für Autos auf vier Spuren verbreitert.
Für 2024 kündigte Hessen Mobil die Pläne für einen Radweg zwischen Kloppenheim und Ober-Erlenbach an. Ein Radweg von Gronau nach Rendel soll ebenfalls entstehen – mit der „Vorzugsvartiante“ sei für Mitte 2024 zu rechnen.
Radschnellweg nach Frankfurt hat Priorität
Der Wetterauer Radverkehrsbeauftragte Peter Hünner nannte Projekte des Landkreises. Aktuell geplant würden Strecken zwischen Schwalheim und Rödgen, zwischen Lindheim und Heegheim. In der Vorplanung sei ein Weg von Södel nach Oppershofen. Man denke auch an eine Strecke von Ulfa in Richtung Hungen-Langd.
Als besonders wichtig sehen alle Planer den Radschnellweg von Butzbach nach Frankfurt an. Dessen ideale Trasse wird noch gesucht. Die Kreisverwaltung und die Anlieger-Kommunen haben bereits einen schnellen Weg geschaffen – die „Kurze Wetterau“, westlich an Friedberg, Wöllstadt und Karben vorbei. Sie soll bald ausgeschildert werden.
Apropos Schilder: Seit Jahresbeginn erneuert der Kreis die Radweg-Schilder. Laut Hünner werden 1258 Pfosten mit 3314 Wegweisern und 185 Ortseingangsschildern neu gesetzt. An jeden Pfosten kommt ein QR-Code, mit dem alle Nutzer Schäden melden können.
Was man noch für den Radverkehr tun kann, erläuterten Joachim Hochstein vom Frankfurter Radfahrbüro und Eike Rothauge von der Uni Kassel. Und Therese Dahlke aus dem Publikum. „Wir müssen Druck machen“, sagte sie, „dass die die Busfahrer auch mal Räder mitnehmen.“ Andernorts hätten die Busse drei Fahrradständer am Heck. Warum nicht auch in der Wetterau?!