Tom Stryder

30 Jahre auf der Bühne

Von Elfriede Maresch

Wenn Tom Stryder mit seiner sechsköpfigen Band sein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert und seine Zuhörer in die Sporthalle Unter-Schmitten mitnimmt, schließt sich ein Kreis. Im Vereinsheim des Züchtervereins H 171 daneben gab Thomas Dechert – damals noch ohne Künstlernamen – als 15-jähriger mit Gitarre und Gesang sein erstes bezahltes Konzert bei der Weihnachtsfeier.

Von „Fire Storm“ zu Zorngigglsz

Zu Tom Stryder wurde Thomas Dechert erst viel später, als er in Schotten-Michelbach auf Bernd Soubeyres Western World spielen sollte und der umtriebige Soubeyre einen Künstlernamen verlangte, der besser zu Stetsons und Countryklängen passt.

Als Jugendlicher hatte Dechert, Jahrgang 1977 und in Unter-Schmitten aufgewachsen, mit dem Keyboardspiel angefangen. Aber „sein“ Instrument wurde doch die Gitarre – und die Stimme dazu. Der nächste Schritt war die Schülerband „Fire Storm“, gegründet im JuZ Lollar, bei der der junge Gitarrist seit der Berufsschulzeit dabei war.


Wilde Erinnerungen: Tom Stryder zu „Zorngiggelz“-Zeiten. (Foto: Stryder)

Nach einem Zwischenspiel bei der Band „Creanna“ sei eher aus einem freundschaftlichen Abend mit Bierlaune heraus die Idee zu den „Zorngigglsz“ gekommen, wo neben Stryder noch Björn Schmidt (Bass), Daniel Barsch (Gitarre) und Uli Hess (Schlagzeug) mitmachten: „Wir haben so aufgedreht, wie man das in diesem Alter tut, waren eine echte Hard and Heavy-Band, dem JuZ Nidda entsprossen. Es ist ewig schade, dass das JuZ seit langem den Probenraum geschlossen hat. Von diesem Startpunkt aus hatten wir immer mehr Auftritte in DGHs, kleineren Clubs, Jugendzentren, Festen“. Dazu ein Alleinstellungsmerkmal: Die Fans staunten nicht schlecht, wenn zwischen Beats, die das Haus vibrieren ließen, plötzlich ur-oberhessische Klänge kamen: „Siehsde net die Säu em Goarde…“ Stryder: „Das Publikum tobte und das wurde eins unserer Markenzeichen!“

Von 2002 bis 2010 waren die „Zorngigglz“ unterwegs, weit über die Region hinaus. Dechert-Stryder hatte inzwischen Radio- und Fernsehtechniker gelernt, Qualifikationen entwickelt, die ihm auch beim Musizieren, bei der Technik der Auftritte nutzten. Als sein Erstberuf letztlich vom Markt verschwand, arbeitete er als Industrieelektroniker, gründete eine Familie, begann ein Studium der Tontechnik: „Da bin ich wieder zwischen zwei Zeiten geraten. Mit der aufkommenden Digitalisierung wurden die großen Technik-Parks der Studios überflüssig. Zugleich war eine andere Entscheidung fällig. Als `Zorngigglz´ waren wir eine echt gefragte Hobbyband, aber der Spagat zwischen Brotberuf einerseits und Familie und Musik andererseits wurde immer schwieriger. Ich musste mich entscheiden!“

Es geht in Richtung Singer-Songwriter

Und so wagte er 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit als Musiker. Er hatte inzwischen begonnen, Lieder zu texten, zu vertonen, ging in Richtung Singer-Songwriter, gab nebenher Gitarrenunterricht, übernahm Tontechnik-Aufträge bei Veranstaltungen. Besonders gern denkt er an die Zusammenarbeit mit Niddas ehemaliger Kulturmanagerin Heidelore Ocken-Wilisch, an die Reihe „Swingin´parc – Jazz meets…“ zurück: „Heidelore hat Jazzgrößen von bundesweiter Bedeutung nach Bad Salzhausen geholt. Sie war eine anspruchsvolle und zugleich sehr kollegiale Arbeitspartnerin!“


Ein lächelnder Jubilar, der noch 30 Jahre weiter Musik machen möchte: Tom Stryder. (Foto: Maresch)

Dechert-Stryders Hauptschwerpunkt aber wurden zum einen die Solo-Auftritte als Singer-Songwriter, die ihn durch mehrere Bundesländer führten. Beim Komponieren war er nicht auf einen Stil fixiert, nahm Blues-, Rock-, Pop-Elemente auf, um in Verschmelzung mit dem Text „Songs zum Unter die Haut gehen“ zu schaffen. Musik ist der rote Faden in seine Leben. In seinen Songs verarbeitet er auch Krisenhaftes, was ihn belastet und bedrückt hat: „Just a guitar and my voice to tell / The shit I´m through and how all ends well…“ Zum anderen hatte er 2011 das Tom Stryder-Trio mit Nico Landmann (Gitarre, Saxofon, Klavier, Gesang) und Sängerin Lisa Weidmann gegründet, sie traten mit einem Mix aus Coversongs und Eigenkompositionen Stryders auf: „Wir hatten an die 100 Auftritte im Jahr, das war schon die Blaupause für die P.A.C.E Band in größerer Besetzung“.

Mit der P.A.C.E.-Band wieder auf der Bühne

Dazu kamen Stryders eigene Soloauftritte, meist zweistündige Akustikprogramme: „Es war eine aufregende, anstrengende Zeit – und dann kam Corona, für selbstständige Künstler die Alarmstufe Rot!“ Die erste Coronahilfe im April 2020 griff nicht, denn diese Berufsgruppe konnte meist keine hohen Betriebskosten nachweisen, erst im November 2020 floss Unterstützung. Stryder: „Damals haben wir mit Streamingkonzerten begonnen und echte Solidarität unserer Fans erlebt. Per PayPal bekamen wir Unterstützung!“

So ist ein Alptraum vorbei, seitdem die P.A.C.E. Band wieder auftreten kann und zu mitreißenden Events wie den Salzhäuser Parkfesten 2022 und 2023 mit Tausenden von Besuchern beiträgt. Die Band verfügt über ein breites Repertoire von Oldie-Goldies bis zu Aktuellem aus den Charts und kann sich auf ganz unterschiedliche Zielgruppen einstellen. Dechert ist sich sicher, dass er 2012 die richtige Lebensentscheidung getroffen hat: „Ich möchte noch 30 Jahre weiter Musik machen!“

Das Jubiläumsevent ist am Samstag, 4. November 2023, in der Sporthalle Nidda-Unter-Schmitten statt. Einlass ist ab 20 Uhr, Beginn ab 21 Uhr. Unter dem Motto „30 Jahre Bühnenpräsenz“ gibt der Musiker ein „Best of“-Konzert mit der P.A.C.E Band in großer Besetzung und mit DJ Moppel bei der After-Show-Party. Bei P.A.C.E sind neben Stryder (Gesang, Gitarre) die Sängerinnen Aline Jung-Poppe (auch Gitarre) und Madeleine Horst, weiter Max Jung-Poppe (Schlagzeug), Nico Landmann (Klavier, Gitarre) und Johannes Klein (Bass) auf der Bühne. Platzreservierung per E-Mai an tommy-sound@web.de.

Titelbild: Viel Technik und ein Blick auf alte Zeiten: Dechert-Stryder in seinem Tonstudio. (Foto: Maresch)

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