Umzug der Querdenker

„Ideologie mit Luftballons getarnt“

Mit Trommeln, Transparenten und roten Herzchen-Luftballons liefen hunderte Querdenker am Samstag, 21. Mai 2022 durch Bad Nauheim. Die Forderungen reichten vom Steuer-Boykott bis um Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine. Die Antifaschistische Bildungsinitiative (Antifa-BI) schildert hier, wie sie die Demo wahrnahm und wen sie unter den Demonstranten entdeckte. Der Neue Landbote veröffentlicht am 23. Mai eine Beschreibung des Aufzuges.

Querdenker laufen durch Bad Nauheim

Etwa 350 Menschen folgten nach einer Schätzung der Antifa-BI (eines Vereins zur Förderung demokratischer Vielfalt) dem Aufruf der Querdenker-Bewegung in Bad Nauheim. Dabei zeigten sich auch Funktionäre der rechtsextremen Szene, so der Vereinssprecher Andreas Balser.

Die Botschaften der Querdenker in Bad Nauheim waren nicht immer auf Anhieb verständlich. Fotos: Nissen

Bei der Demo entdeckte man laut Balser unter anderen den AfD-Landtagsabgeordneten Andreas Lichert und , ehem. Vorsitzender des extrem Rechten „Vereines für Staatspolitik“, Daniel Lachmann einen Multi – Funktionär der NPD aus Kreis, Landes,- sowie Bundesebene. Neben mehreren Vertretern der „Reichsbürger“, die die Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennen, war mit Manuel M. auch ein aus der Region Marburg und Gladenbach bekannter, ehemals führender „Autonomer Nationalist“ anwesend. Auch der antisemitische Verschwörungsmythos vom „Great Reset“ wurde in Bad Nauheim auf Schildern präsentiert, so die Antifa-BI.

Herzchen verschleiern rechte Botschaften


Während auf der Kundgebung unter Trommelbegleitung Putin verstanden, der Schutz vor Corona abgelehnt, Verschwörungsmythen verbreitet und fortschrittliche Gesellschaftsformen abgelehnt wurden, habe man an Passanten Luftballons und Herzen aus Papier verschenkt. Diese sorgten für eine geschickte Verpackung der reaktionären Ideologien, findet die Antifa-BI.

Zusätzlich sei damit verschleiert worden, dass die Szene nicht nur rechtsextreme, verschwörungstheoretische und antidemokratische Inhalte bis hin zu den unterschiedlichsten Formen des Antisemitismus in der Region verbreitet, sondern auch übergriffig geworden sei. Dutzende Plakate gegen Nazis und für Vielfalt wurden in der Bad Nauheimer Innenstadt zerstört. Journalisten wurden abseits genauso wie Nazi-Gegner*innen bedroht und angegangen, berichtet Balser.

Graffiti auf den Bürgersteigen gaben den Querdenkern Paroli.

Der Bad Nauheimer Magistrat hatte zuvor Auflagen für die Route mit den Organisatoren des Umzuges ausgehandelt und sich von deren Zielen distanziert. In einer Anzeige sprachen sich rund 50 Bad Nauheimer Gruppen und Unternehmen gegen die Querdenker aus. Zugleich empfahl der Magistrat, den Umzug durch die Stadt einfach zu ignorieren.

Das hält die Antifa-BI für falsch. Der Versuch, die extreme Rechte zu ignorieren, sei schon immer gescheitert. Denn diese nutze die unerwarteten Freiräume aus und werbe neue Mitglieder. „Dies hat in den letzten zwei Jahren dafür gesorgt, dass Bad Nauheim so interessant für die Szene wurde. Die Meldungen von Aktivitäten der extremen Rechten in der Stadt häufen sich deutlich. Von NPD-Aufmärschen am Kriegerdenkmal – umgangssprachlich Bad Nauheims Walhalla – bis hin zum Auftreten der extremen Rechten am Marktplatz. “ Die Szene nutze auch die starken Freiräume, die Ihnen seitens der Polizei gegeben würden. Diese habe sich am Samstag hauptsächlich auf das Regeln des Verkehrs beschränkt und war am Aufmarsch kaum präsent.

Dossier über Querdenker auf antifabi.de

Die demokratischen Kräfte müssten sich entschlossen gegen die Herausforderung durch Wissenschafts,- und Demokratiegegner stellen, so Balser. Dazu brauche man mehr Wissen. Am Samstag veröffentlichte der Verein auf seiner Webseite www.antifabi.de ein neunseitiges Dossier über die Querdenker-Szene im Wetteaukreis. Zusätzlich verteilte die Antifaschistische Bildungsinitiative 500 Flyer mit QR-Code- Link zur Homepage verteilt, um den Querdenkern auch in Bad Nauheim inhaltlich etwas entgegenzusetzen und Passanten zu informieren.

3 Gedanken zu „Umzug der Querdenker“

  1. Tja was soll man dazu sagen. Herr Balser gibt sich als echter Demokrat aus. Was er nicht ist.
    Und wie erkennt man Reichbürger? Da anscheind jeder der nicht der gängigen Meinung der Regierung ist, gleich in die Rechte gewalttätigete Ecke geschoben wird ohne das Gespräch zusuchen ist armselig.
    Da ja die Antifa zugegeben hat das sie die Schilder aufgehängt hat, muss die Stadt jetzt ein Bußgeld verhängen da es wohl nicht genehmigt war. Das beste Schild das gesehen wurde von der Antifa war
    FREIHEIT IST ABSOLUTER EGOISMUS
    Freiheit ist das einzige was zählt.

  2. Herrlich, mal wieder ein Meisterwerk der ausgewogenen Berichterstattung – danke dafür *zwinkersmiley*. Man nehme dieses Beispiel bitte im Politikunterricht und stelle demgegenüber die tatsächlichen Beweggründe und Realität und man bekäme ein „Thema verfehlt“ als Benotung. Die Mitte der Gesellschaft ist noch aktiv und versucht sich Gehör zu verschaffen mit friedlichem Protest. Mein Resümee: ja, es liefen ein paar Menschen mit, die sich ideologisch verirrt haben, aber die man als Veranstalter auch nicht ausschließen kann und darf und ja, es sprach auch Bände, dass in der bunten Stadt Bad Nauheim „Nazi raus“ – also ein Mensch gesucht wurde. Man nehmen diesen Bericht und siehe es als Persiflage und genau das Gegenteil entsprach der Wahrheit der Verantwortung besorgter Bürger. Setzen 6. Habe die Ehre. Martin Schweikart

  3. Ich kann es echt nicht glauben !
    Mein Mann und ich sind bei der Demo mitgelaufen !
    Wir laufen sonst immerSamstag in Frankfurt !!!
    Wir haben noch nie erlebt , das die Menschen agressiv sind oder unfreundlich !
    Im gegenteil es sind immer die Ausenstehenden , von der Antifa die obzöne Zeichen zeigen , und Nazis rauß brüllen !
    Das was sie hier zu der gestrigen Demo schreiben !
    Ist Schlichtweg erstunken und erlogen !
    Wer hier der klare Feind der Demokratie ist !
    Steht hier außer Frage !

    PS: Herr Reporter, schon vergessen: Faire Berichterstattung und der wahre Grund des Laufes in keinster Weise erwähnt.

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