Quellendankfeier

Die Quellen sollen heizen

2020 fiel die Quellendankfeier wegen Corona aus. 2021 verlief sie normal, wenn auch in neuer Kulisse, der Trinkkuranlage. 2022 war es wieder anders, fiel das Fest deutlich bescheidener aus. Grund ist die Energiekrise. Wie diese Zeitung am Rande erfuhr, bestehen Pläne, das Thermalwasser für die Beheizung des Sprudelhofs nutzbar zu machen.

Die Quellendankfeier ist dieses Jahr spärlicher als sonst besucht. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Die Quellendankfeier ist dieses Jahr spärlicher als sonst besucht. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

Quellendankfeier ohne Pyrotechnik

Bescheidenheit prägte die Quellendankfeier am Samstagabend in der Trinkkuranlage. Vor dem Hintergrund der Energiekrise fiel die Beleuchtung des Veranstaltungsorts in diesem Jahr deutlich geringer aus als sonst. Buntes Scheinwerferlicht sorgte zwar für ein stimmungsvolles Ambiente, das übliche pyrotechnische Spektakel fand allerdings nicht statt. Einen auswärtigen Festredner wie in den Vorjahren hatte das Rathaus nicht eingeladen.

Prof. Dr. Friedrich-Karl Feyerabend liefert einen Überblick über die Geschichte des Weltbads. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Prof. Dr. Friedrich-Karl Feyerabend liefert einen Überblick über die Geschichte des Weltbads. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

Quellendankfeier: Feyerabend hält Festrede

Der diesjährige Redner Prof. Friedrich-Karl Feyerabend lebt in Nieder-Mörlen und hatte insofern keine weite Fahrstrecke zurückzulegen. Er ist Ehrenstadtverordnetenvorsteher, ein „Prophet im eigenen Land“ gewissermaßen. Wie sich zeigte, war dies kein Nachteil, denn der Christdemokrat konnte mit großem Wissen über die Geschichte und Architektur des Weltbads punkten. Von Quellendank über Jugendstil, Status Quo und Ausblick auf die denkmalpflegerische Weiterentwicklung: Der Vortrag enthielt umfängliche Informationen über den Aufstieg der Stadt seit der Entdeckung des großen Sprudels. Feyerabend erhielt viel Applaus und Lob für seine profunden Ausführungen.

Bürgermeister Klaus Kreß begrüßt die Gäste der Quellendankfeier. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Bürgermeister Klaus Kreß begrüßt die Gäste der Quellendankfeier. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Weniger Besucher als sonst


Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) hieß das Auditorium willkommen, das sich eher spärlich eingestellt hatte. Die Plastikstühle im leeren Wasserbecken und an den Rändern waren bestenfalls zu einem Drittel besetzt. Das kennt man von früheren Quellendankfeiern anders, als Besucher frühzeitig kommen mussten, um noch einen Platz zu ergattern.

Die Quellendankfeier ist dieses Jahr spärlicher als sonst besucht. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Die Quellendankfeier ist dieses Jahr spärlicher als sonst besucht. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Innovative Pläne im Sprudelhof


Kreß begrüßte eine lange Liste von Ehrengästen, neben Politikern, Vertretern aus dem Gesundheitswesen und von Institutionen war dies beispielsweise der Vorsitzende des Jugendstilvereins, Gerhard Bennemann. Als solcher ist Bennemann Mitglied beziehungsweise Vorsitzender des Beirats der Stiftung Sprudelhof. Passend zum Stichwort Energie erzählte er dieser Zeitung über innovative Pläne im Sprudelhof, der derzeit saniert wird.

Gerhard Bennemann, Vorsitzender des Stiftungsbeirats, berichtet von einer innovativen Idee im Sprudelhof. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Gerhard Bennemann, Vorsitzender des Stiftungsbeirats, berichtet von einer innovativen Idee im Sprudelhof. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Wärmenergie nutzen

„Wir haben hier Thermalwasser mit ungefähr 35, 36 Grad, das aus dem Boden kommt“, sagte Bennemann. Das sei anders als in Bad Vilbel, wo das Mineralwasser kalt aus der Erde steigt. „Es gibt die Überlegung, diese Wärmeenergie zukünftig auch für die Beheizung der Gebäude Sprudelhof und des Drumherums zu nutzen“, erläuterte der Beiratsvorsitzende. Dieses Vorhaben würde laut Bennemann technisch anspruchsvoll, weil das Salzwasser relativ aggressiv sei. „In dem Augenblick, in dem Sauerstoff dazukommt, fallen auch die Eisenhydroxidverbindungen aus.“ Sprich, es sei mit einer Versinterung zu rechnen, was die Rohre enger machen könne. „Da muss man eine Lösung suchen, wie man einen Wärmetauscher vernünftig hinbekommt“, erläuterte er.

Gespräche laufen

Im Augenblick liefen Gespräche der Stiftung mit den Stadtwerken und dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH). „Wir wollen uns auch mal die Probleme ansehen, die es in Wiesbaden mit einer entsprechenden Lösung schon gibt“, fuhr er fort. Die Beteiligungsgremien sehen laut Bennemann nicht ein, warmes Wasser als Abwasser zu entsorgen, während gleichzeitig Sorgen bestehen, ausreichend Gas fürs Heizen zu bekommen. „Es ist ein Beschluss des Kuratoriums aus der jüngsten Sitzung, die Stiftung zu beauftragen, dieses zu prüfen und forciert anzugehen, um diese Wärmeenergie nutzen zu können.“

Bei der Quellendankfeier empfiehlt es sich stets, eine Jacke mitzunehmen, denn abends ist es kühl. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Bei der Quellendankfeier empfiehlt es sich stets, eine Jacke mitzunehmen, denn abends ist es kühl. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Musik gibt Energie


Im Grunde ist es jedes Jahr bei der Quellendankfeier das Gleiche. Ist der Sommer noch so warm – für den Abend des Festes sollten sich die Besucher eine Jacke einpacken. Am Samstag wärmte aber auch die Energie, die die Musikkapellen versprühten. Das Ensemble Konzertgebräu aus Bad Nauheim und das Hessische Landesjugendjazzorchester „Kicks & Sticks“ heizten den Gästen richtig ein – am Ende wurde sogar getanzt. Ein weiterer Höhepunkt war wie immer der gemeinsam gesungene Choral „Großer Gott, wir loben dich“, bei dem vielen sicher warm ums Herz wurde.

Das Hessische Landesjugendjazzorchester „Kicks & Sticks“ heizt dem Publikum ein. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Das Hessische Landesjugendjazzorchester „Kicks & Sticks“ heizt dem Publikum ein. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Das Ensemble Konzertgebräu aus Bad Nauheim stimmt die Besucherinnen und Besucher musikalisch ein. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Das Ensemble Konzertgebräu aus Bad Nauheim stimmt die Besucherinnen und Besucher musikalisch ein. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
„Lobet den Herren“

Ein interessantes Detail zum traditionellen Lied der Feier schilderte Festredner Prof. Dr. Friedrich-Karl Feyerabend, als er auf die Geschichte des Quellendanks einging. Das sogenannte Weihnachtswunder hatte den Nauheimern laut Feyerabend in der Nacht vom 21./22. Dezember 1846 den „Großen Sprudel“ beschert. „Diese glänzende Perspektive war jedoch zehn Jahre später ernsthaft bedroht“, schilderte er. Nach einer schweren Überschwemmung am 2. März 1855 sei der Sprudelhof in den Wassermassen erstickt und blieb laut einem zeitgenössischen Bericht „ohne sichtlichen Anlass aus“.

Festredner Prof. Dr. Friedrich-Karl Feyerabend (links), hier mit Bürgermeister Klaus Kreß. (Foto (Petra Ihm-Fahle)
Festredner Prof. Dr. Friedrich-Karl Feyerabend (links), hier mit Bürgermeister Klaus Kreß. (Foto (Petra Ihm-Fahle)
Kurorchester an der Spitze

Nach rund sechs Wochen schoss er wieder hoch, wie Feyerabend erläuterte. „Die Nauheimer sprachen von einer Fügung Gottes.“ Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die gute Nachricht laut dem Professor in dem gerade zur Stadt erhobenen Badeort. Am 16. April 1855 seien Gäste und Bürger, an der Spitze das Kurorchester, auf das Gelände des heutigen Sprudelhofs gezogen und intonierten einen Choral. Während die Bad Nauheimer heute „Großer Gott, wir loben dich“ singen, war es damals „Lobet den Herren“. Feyerabend verweist auf einen Artikel von Hedwig Rohde aus dem August 1997 als Quelle der Information.

Das gemeinsame Singen des "Großer Gott, wir loben dich" gehört stets dazu. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Das gemeinsame Singen des „Großer Gott, wir loben dich“ gehört stets dazu. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

Ein Gedanke zu „Quellendankfeier“

  1. Sehr interessanter Bericht.
    Weniger Beleuchtung, keine Pyrotechnik:
    Weniger ist mehr.

    Sprudel blieb für 6 Wochen aus:
    Das wußte ich bisher nicht.

    Nutzung der Themalenergie:
    Na endlich macht sich jemand Gedanken darüber. Für Wärmepumpen muß nicht das Salzwasser selbst durch die Rohre fließen. Auch in Kraftwerken gibt es 2 separate Flüssigkeits-Kreisläufe. An den Berührungsstellen wird nur die Wärme übertragen.
    Ein Wärmetauscher kann so konstruiert werden, daß das Thermalwasser im Boden bleibt. Dann besteht auch nicht die Gefahr, daß sich im Untergrund Veränderungen ergeben und irgendwann der Große Sprudel versiegt. Diese Befürchtung wurde ja schon geäußert im Zusammenhang mit den geplanten, neuen Bohrungen im Sprudelhof.
    Link:
    https://www.regenerative-energie24.de/images/erdwaermesonde-erdwaermepumpe.jpg

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