Park der Gärten

Zum Rhododendron an die Nordsee

Von Michael Schlag

Die Hessen dürfen wieder zum Urlaub an die Nordsee. In ganz Friesland und auf den friesischen Inseln liegt die Inzidenz weit unter 50, es dürfen wieder Gäste aus ganz Deutschland anreisen und übernachten. Falls es am Strand langweilig wird, haben wir einen Ausflugstipp von Agraringenieur und Gartenfan Michael Schlag: Den „Park der Gärten“ in Bad Zwischenahn.

Milde Winter, nicht zu heiße Sommer, über das Jahr gleichmäßig verteilter Niederschlag und humusreiche, saure Böden. Dazu ein gesundes Seeklima, die Ostfriesischen Inseln sind nur 60 Kilometer entfernt. Damit wurde die Region Ammerland-Ostfriesland zu Deutschlands Zentrum für die Zucht und Vermehrung von Rhododendron, 80 % der in Deutschland verkauften Rhododendron stammen aus diesem Baumschulgebiet.

Ein Blick über den Park der Gärten (Fotos: Michael Schlag)

Fast 100 Mustergärten

Der „Park der Gärten“ ist eine 14 Hektar große Landschaft mit fast hundert verschiedenen Mustergärten. Die größte Sammlung darunter ist der Rhodopark mit 3500 Rhododendron. „Es handelt sich um eines der reichhaltigsten und umfangreichsten Sortimente an Freilandrhododendron auf dem europäischen Kontinent“, so beschreibt sich der Park selber. Man befindet sich sozusagen im Mekka des Rhododendron. Wer Ideen sucht für den eigenen Garten wird sie hier finden. Rhododendron braucht einen sauren Boden, das macht es schwierig für kalkreiche Gärten. Mittlerweile ist aber gelungen, Rhododendron zu züchten, die auf alkalischem Gartenboden gut gedeihen. Diesen „Inkarho-Rhododendron“ (= Interessengemeinschaft kalktoleranter Rhododendron) ist am Rand des Rhodoparks eine eigene Sammlung gewidmet.

Japan-Garten

Bis in den Juni zeigt der Rhododendron seine ganze Pracht, für den Park ist es eines der Glanzlichter des Jahres. Gärtnerisch allerdings ist es eine Herausforderung, denn die Pracht hält nicht lange an. Rhododendron bekommt deshalb begleitende Pflanzen zur Seite, mit anderen Blütezeiten oder mit buntem Herbstlaub. Diese Begleiter sollten Tiefwurzler sein, damit sie den flach wurzelnden Rhododendron keine zu starke Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe im Boden machen. So findet man am Rand des Rhodoparks eine Auswahl von Kamelien; auch davon gibt es mittlerweile winterharte Sorten, die selbst in Norddeutschland – und in Hessen sowieso – als ausgepflanzte Gartenkamelien gedeihen.

Mediterraner Garten

Sich durch die Pflanzenwelt treiben lassen

Auf dem Rückweg geht es noch einmal durch die Mustergärten, insgesamt sind es 45 verschiedene, meist gestaltet von heimischen Gartenbauunternehmen. Mediterraner Garten, Japangarten, alle mit Kieswegen begehbar und viele mit Pavillons zum unterstellen, falls es mal regnet. Nicht verpassen: der bäuerliche Nutzgarten. Hier lässt sich der Wandel des gesellschaftlichen Gartenbildes ablesen, so beschreibt es der Park in seiner Broschüre: Früher ging es um Ertrag und Selbstversorgung, heute ist es ein dekorativer Küchengarten.

Im Grunde kann man den Park mit seinen 90 Gärten und Sammlungen auf zwei Arten besuchen: Einfach langsam schlendern und sich durch die Pflanzenwelt treiben lassen. Oder man geht es mit fachlichem Interesse an, dann lohnt es, sich vorher auf der Internetseite des Parks der Gärten kundig zu machen. Hier gibt es einen detaillierten Geländeplan mit den Mustergärten und Sortimenten, zudem Fachartikel und Gärtnertipps zu allen Themen des Parks. Den vergangenen Corona-Sommer hat der Park übrigens schadlos überstanden, 2020 gab es mit 160.000 Gästen sogar einen neuen Rekord. Der Park der Gärten in Bad Zwischenahn hat bis zum 10. Oktober täglich von 9.30 bis 18.30 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 12 €, alle Besucher unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

Gartenkulturzentrum Niedersachsen, Park der Gärten, Elmendorfer Straße 40, 26160 Bad Zwischenahn,Tel.: 04403-81960

park-der-gaerten.de

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