Mondsüchtig
von Ursula Wöll
Der 50. Jahrestag der Mondlandung, als Neil Armstrong als erster Menschen seinen Fuß auf den Erdtrabanten setzte, wird rundum gefeiert. Landbote-Autorin Ursula Wöll vermisst kritische Stimmen. „Hört auf, den Weltraum weiter mit Schrott zu versauen“, fordert sie.Weltraum wird mit Schrott vermüllt
Jede/r hat es inzwischen mitbekommen. Neil Armstrong setzte vor 50 Jahren als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. Strenggenommen taten das vor ihm schon etliche Frauen, nämlich die Mondsichelmadonnen. Das 50-Jahre-Jubiläum wird jedenfalls kräftig gefeiert, zumindest im Radio. Mein Lieblingssender WDR 5 beteiligt sich heftig daran. Bislang habe ich noch kein einziges kritisches Wort zu dieser Unternehmung gehört oder gelesen. Denn auch in der taz fand ich keine deutliche Kritik.
Ich höre öfter, wie viele andere Erwachsene, die Kindersendung „Kiraka“. Auch da fand eine völlig unreflektierte Verherrlichung der Monderoberung vor 50 Jahren statt. Als ich dann erfuhr, dass die Mondbesucher etliche Sachen da oben gelassen haben, unter anderem Pipiflaschen, eine Flagge und eine Bibel, platzte mir der Kragen. So schreibe ich spontan folgende paar Zeilen. Ich bin der Meinung:
- Lasst unseren Erdtrabanten nun künftig in Ruhe und entzaubert ihn nicht noch weiter!
- Zu was soll die ‚Erforschung‘ des Erdtrabanten gut sein? Sie bringt keine Fortschritte für unser globales Zusammenleben. Sie soll den Status der USA, Russlands und anderer Nationen aufpolieren. Sogar China reiht sich jetzt in das im Kalten Krieg begonnene Wettrennen ein. Und Indien ebenfalls.
- Das Argument, mit dem man auch die Militärforschung rechtfertigt, dass nämlich der zivile Bereich ebenfalls davon profitiert, ist ein Scheinargument.
- Lasst eventuelle Bodenschätze auf Mond und Mars in Frieden.
- Hört auf damit, auf dem Mond den Grundstock einer Müllkippe zu legen. Sogar auf dem Mars gibt es schon Dinge von der Erde.
- Hört auf, den Weltraum weiter mit Schrott zu versauen. Es genügt doch, dass wir unseren Planeten kaputt gemacht haben.
- Bis zum Apolloflug 1969 flossen allein in den USA 4 % des Haushalts in das NASA-Abenteuer, also Zigmilliarden. Und vorher bereits in die Sputnik-Entwicklung. Und in den folgenden 50 Jahren bis heute nochmals Abermilliarden in vielen Ländern. Verwendet die Riesensummen für etwas Sinnvolles, etwa zur Beseitigung des Analphabetismus hier unten. Nicht nur in Indien und Afrika, sogar in unserem eigenen Land gibt es Leute, die kaum lesen und schreiben können.
Nicht alles was technisch machbar ist, sollte realisiert werden!
Ich jedenfalls gebe mich zufrieden mit der Schönheit des nächtlichen Himmels, so wie Matthias Claudius: Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen. Es genügt mir zu wissen: Die Erde dreht sich um die Sonne und der Mond um die Erde. Darüber staune ich immer neu. Aber das wurde bereits vor langer Zeit hier ‚unten‘ herausgefunden.
Wie stehen Sie, lieber Leser, liebe Leserin, zu der allgemeinen Mondbesoffenheit? Haben Sie einen kritischen Text zum Jubiläum gefunden? Lebe ich mit meiner Meinung „hinter dem Mond“? Ich lasse mich gern belehren durch Ihre Kommentare.