CDU streitet über Kandidaten
Von Petra Ihm-Fahle
Turbulent war die Kandidatenkür für die Landtagswahl bei der Wetterauer CDU am Wochenende, wo Landtagspräsident Norbert Kartmann erneut zum Kandidaten für den Wahlkreis 27 gewählt wurde. Mit 60,3 Prozent war sein Ergebnis eher mager. Seiener erneute Kandidatur war umstritten. Kartmann soll bei der Landtagswahl vor fünf Jahren erklärt haben, zum letzten Mal antreten zu wollen. Nun habe er anders entschieden, was ihm einige Christdemokraten als „Wortbruch“ anlasten sollen. Ärger gab es vor allem aber wegen des Vorschlags für seinen Ersatzkandidaten Armin Häuser, dem ehemaligen Bürgermeister von Bad Nauheim. Häuser wurde von den CDU-Verbänden Münzenberg und Wölfersheim nominiert, während die Bad Nauheimer Christdemokraten Manfred Jordis vorschlugen. Der 35-jährige Jordis setzte sich mit einer Stimme Vorsprung denn auch gegen Häuser durch.
„Kaninchen aus dem Hut“
Klaus Dietz (62), der bisher das Mandat für den Wahlkreis 26 innehatte, soll – wie Wetterauer Zeitung und Kreis-Anzeiger berichten – in einer „wahren Brandrede“ gegen die Idee gewettert haben, Häuser zu nominieren. Im „Hinterstübchen und an allen politischen Gremien vorbei“ hätten Kartmann und Häuser nach Ansicht von Dietz abgesprochen, den 53-jährigen Bad Nauheimer als Ersatzkandidaten aufzustellen. Dietz wird mit dem Satz zitiert: „Häuser soll so quasi mit dem Aufzug ohne Wahl durch den Bürger in den Landtag befördert werden.“ Der Bad Nauheimer CDU-Vorsitzende Alexander von Bischoffshausen merkt dazu gegenüber dem Neuen Landboten an: „Die Einschätzung von Klaus Dietz wird offenbar auch von Delegierten anderer Verbände geteilt. Man sieht es ja am Ergebnis.“ Wie Dietz auf Nachfrage des Landboten erklärt, habe sich Häuser während seiner Amtszeit als Bürgermeister „unkollegial verhalten, eigenmächtig gehandelt und sich bei Stadtverordnetenversammlungen zu unbeherrschten Reaktionen hinreißen lassen“. Dietz: „Der Vorschlag ‚Armin Häuser als Ersatzkandidat‘ kam erst am Rosenmontag. Das wurde alles verheimlicht, nicht bekanntgegeben.“ Die Bad Nauheimer CDU habe so schlechte Erfahrungen mit Häuser gemacht, dass sie das nicht unkommentiert lassen wollte. „Ich habe nicht verstanden, dass dieser Vorschlag von Norbert Kartmann kam. Es war wie ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern.“
„Kein Mobbing“
Dietz tritt offiziell aus Altersgründen nicht mehr für den Landtag an, soll sich laut Kreis-Anzeiger aber durch die Parteispitze weggemobbt gefühlt haben. Statt seiner ist im Wahlkreis 26 jetzt Lucia Puttrich (57) die Landtagskandidatin. Sie ist die hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten. Ihr Ersatzkandidat ist Patrick Appel, Vorstandsmitglied der Büdinger CDU und Kreisvorsitzender der Jungen Union.
Puttrich, Kartmann und Häuser bestreiten sämtliche Vorwürfe entschieden. Puttrich betonte laut KA, von Mobbing und Druck auf Dietz nichts gewusst zu haben: „Er hätte jederzeit wieder antreten können, und zwar im Wahlkreis 27, da er in Bad Nauheim wohnt, aber auch in seinem bisherigen Wahlkreis 26“, sagte sie demnach. Wie Dietz im Übrigen dem Neuen Landboten schildert, habe er weder gegenüber Journalisten noch Parteimitgliedern jemals erklärt, gemobbt worden zu sein.
„Vorwürfe sind würdelos“
Der Neue Landbote hat auch mit Kartmann gesprochen. Jener betont: „Ich weiß nicht, worüber die Bad Nauheimer und speziell Herr Dietz geredet haben.“ Er, Kartmann, sei seit 2005 kein Kreisvorsitzender mehr. „Das zu kommentieren, ist für mich völlig unmöglich. Da karte ich nicht nach. Ich muss mit den Vorwürfen umgehen, kann aber nicht begreifen, woher sie kommen.“ Es habe gegen ihn nie Vorhaltungen gegeben, unterstreicht der Landtagspräsident: „Es ist aus dem hohlen Raum, hat uns alle überrascht und betroffen gemacht. Viele saßen in Schockstarre.“ Und Ex-Bürgermeister Häuser erklärt dieser Zeitung: „Da wurde viel von Herrn Dietz unter die Gürtellinie geschlagen. Ich fand es starken Tobak.“ Er, Häuser, sei vom Bad Nauheimer Stadtverband „einiges gewöhnt, aber was gegen Herrn Kartmann gelaufen ist, ist würdelos“. Wie der Christdemokrat unterstreicht, sei es ihm mit der Bewerbung um die Ersatzkandidatur nicht um eine berufliche Perspektive gegangen.
Wahlkreise 26 und 27
Der Wahlkreis 26 (Wetterau II) umfasst Altenstadt, Büdingen, Florstadt, Gedern, Glauburg, Hirzenhain, Kefenrod, Limeshain, Nidda, Ortenberg und Ranstadt. Wahlkreis 27 (Wetterau III): Bad Nauheim, Butzbach, Echzell, Münzenberg, Ober-Mörlen, Reichelsheim, Rockenberg und Wölfersheim.