Warum Regionalkrimis so beliebt sind
Er hat einen sicheren Job, ein gutes bürgerliches Leben – trotzdem mordet Michael Elsaß. Seine zweite Leiche ist ein Steinbruch-Unternehmer, den er mit einer Walze plattmacht. Warum? Der Täter (links) und die hartnäckigen Rechercheure vom Landboten liefern Antworten.
Herr über Leben und Tod
Werktags sitzt Michael Elsaß im Friedberger Kreishaus. Seit einem Vierteljahrhundert arbeitet er daran, die Arbeit seines Chefs, des Landrats, gut zu verkaufen. Zuerst für Herbert Rüfer, dann für Rolf Gnadl und nun für Joachim Arnold verfasst Elsaß mit seiner kleinen Truppe Pressemitteilungen. 600 bis 800 Stück pro Jahr.
Im Sommer wird manchmal der Stoff knapp, erzählte Michael Elsaß den vom Neuen Landboten eingeladenen Gästen am 15. Januar im Friedberger „Pastis“. So kam der jetzt 58-Jährige auf die Idee, Vorschläge für Wander- und Radtouren durch die Wetterau zu publizieren. Inzwischen sind es drei Bücher, die zu Tausenden Absatz finden. Wie kommt das? Die Leute in Wetterau und Rhein-Main haben Nachholbedarf, so Michael Elsaß: „Die meisten kennen sich besser zwischen Voltera und San Gimignano aus als zwischen Ulfa und Fauerbach.“
Wer sein erstes Buch geschrieben und verkauft hat, leckt in der Regel Blut. Michael Elsaß wollte mehr. Aber was? „Liebesgeschichten sind schwierig“ bekannte der Autor vor seinem Publikum. „Die werden schnell langweilig.“ Aber Regionalkrimis gehen gut. Nele Neuhaus hat es mit ihren Geschichten sogar ins Erste geschafft. Michael Elsaß steht mehr auf Kluftinger und die Eifel-Serie von Jacques Berndorf. Regionalkrimis haben mehrere Vorteile. „Man kann darin viele Nebengeschichten erzählen“, so Elsaß. Jede muss gelesen werden, denn sie kann ja für den Ausgang der Geschichte entscheidend sein. Außerdem hat der Autor eine Gott-gleiche Macht über den Fortgang der Handlung. Man kann sie so oder so ausgehen lassen.
Höchstens die Gattin kann ihm da reinreden. Sie kritisierte die Sexszene im ersten Krimi „Tod unterm Windrad“, beichtete Michael Elsaß. Und dass die Mutter des Kommissars im geplanten dritten Band „Tod im Labor“ sterben soll, findet sie auch nicht gut. „Mutti“ hütet ihren Sohn Karl-Heinz („Kalli“) Wetz auch noch in seinem 38. Lebensjahr daheim in Echzell. Als frühere Sekretärin des Landrats kennt sie viele Leute und Verhältnisse. Die Tipps von Mutti und Tante Jutta helfen dem Kriminalhauptkomissar Wetz bei seiner Suche nach dem Mörder des Steinbruchbesitzers Karl Rupp in „Tod im Basalt“ entscheidend weiter. Je länger man eine fiktive Figur beschreibt, desto mehr Eigenleben entwickelt sie. Sie wird immer realer. Schon das dürfte ein Grund sein, warum Michael Elsaß und viele andere Menschen Krimis schreiben.
Viel Geld ist nicht zu verdienen
Und sonst? Das Geld? Der Autor winkt ab. „Um vom Honorar gut leben zu können, müsste ich jedes Buch mindestens 150 000 Mal verkaufen“. Denn der Verlag zahle in der Regel nur zehn Prozent vom Netto-Verkaufspreis. Nein – Elsaß hat noch eine andere Motivation, nach Feierabend Krimis zu schreiben. „Es ist eine Liebeserklärung an die Wetterau“, sagt er. Das lässt sich bei der Lektüre von „Tod im Basalt“ vielfach belegen. Oft beschreibt er, wie schön es im Bingenheimer Ried aussieht. Und in Echzell, dem Heimatort des Ermittlers. Und wie sehr dem Kommissar das Mittagessen in der Kantine des Landratsamtes schmeckt. Der „Thrill“ der durchaus spannend angelegten Geschichte leidet darunter leider ein wenig. Andererseits ist sie praktisch nutzbar. Wer weiß schon, dass jeder in der Kantine des Friedberger Kreishauses lecker und günstig speisen kann? Michael Elsaß muss es wissen. „Ich bin im Vorstand vom Kantinenausschuss“, verrät der Krimiautor seinem Publikum im „Pastis.“ Und da schließt sich der Kreis. Es ist toll hier. Wir werden wohl niemals lesen müssen, dass jemand in der Kantine des Landratsamtes vergiftet wird. Oder dass der Landrat ein sinistrer Geselle sei, der Übles im Schilde führt. Und das ist auch gut so.
„Tod im Basalt“ von Michael Elsaß ist im CoCon-Verlag erschienen. Das schön kartonierte Buch hat 170 Seiten und kostet 14,80 Euro.
Ein Gedanke zu „Herr über Leben und Tod“