Glasfaser

Schnelles Internet für die östliche Wetterau

Von Klaus Nissen

Das Projekt ist so historisch wie der Bau der Kanalisation und die Elektrifizierung. „Wir bauen ein Glasfaser-Netz für die nächsten drei, vier Generationen“, sagte der Giganetz-Geschäftsführer Wolfram Thielen zum Beginn des Tiefbaus in Büdingen, Gedern, Hirzenhain und Kefenrod. Bis zum Herbst 2024 sollen 20 000 Haushalte auf Wunsch Zugang zum ultraschnellen Internet bekommen.

Glasfaser kommt unter die Erde

Ein Sandhaufen mit einem halben Dutzend Spaten, ein Radlader, Transparente mit dem Logo der Deutschen Giganetz – und ein Imbisswagen. Das war neben der Willi- Zinnkann-Halle die Kulisse für die Start-Zeremonie zum größten Wetterauer Bauprojekt der letzten Jahrzehnte.

Der Sandhaufen an der Willi-Halle wird nur symbolisch angegraben. Der Ausbau beginnt in Lorbach und Orleshausen. Die Spaten schwingen hier von links Kai Uebach, Andreas Schelcher, Wolfram Thielen, Benjamin Harris, Matthias Walther, Timo Tichai, Guido Kempel, Kirsten Frömel und Piero Irrera. Foto: Nissen

Arbeiter der nordrhein-westfälischen Baufirma Flex Infra Team werden ab Oktober 2022 ein Spinnennetz schmaler Gräben durch die östliche Wetterau ziehen. Jede Gasse in Büdingen, Gedern, Kefenrod und Hirzenhain bekommt ein neues Kabel unter dem Bürgersteig. Die hauchdünnen Glasfasern werden von dort in all die Häuser verlegt, deren Besitzer einen Zweijahresvertrag mit der Deutschen Giganetz aus Hamburg geschlossen haben.

In jeder Gasse wird ein Kabel verlegt

Viele Arbeiter und Mini-Bagger mit schmalen Schaufeln buddeln in den nächsten zwei Jahren nach und nach die Bürgersteige an jeder Straße in Büdingen, Gedern, Kefenrod und Hirzenhain auf. Die Gräben werden gut 50 Zentimeter tief und binnen weniger Tage wieder zugeschüttet.

Bevor es losgeht, bekommen die Anwohner Zettel mit dem Datum des Baubeginns und dem Zeitraum etwaiger Zufahrtbeschränkungen in die Garagen und Höfe in die Briefkästen gesteckt. Wer dabei Probleme sieht, kann man sich ans Rathaus wenden. Dort gibt es einen kurzen Draht zur Deutschen Giganetz und zu den jeweilien Bauaufsehern.

Kaum dicker als ein Haar ist die einzelne Glasfaser. Knapp 200 Fasern passen in ein dünnes Kabel. Foto: Nissen

Kabel bis in den Keller bekommen all jene, die schon einen Vertrag mit der Deutschen Giganetz haben. Sie werden gleichzeitig mit den Glasfasern in den Gassen verlegt. Späteinsteiger können noch bis zum Beginn der jeweiligen Bauarbeiten einen Vertrag schließen, sagt Giganetz-Regionalleiter Piero Irrera. Der Anschluss kostet sie dann nichts. Wer erst nach der Bauphase an die Glasfaser will, zahlt eine vierstellige Anschlussgebühr.

Die monatlichen Nutzungskosten beginnen bei knapp 25 Euro für Internet und Telefonie . Wer noch mehr Datenverkehr und Streaming braucht, zahlt mehr. Die Verträge laufen über zwei Jahre, danach kann man laut Giganetz-Vertriebsleiter Remigius Walden auch zu anderen Anbietern wechseln.

Mindestens 40 Prozent der Haushalte schließen sich an

Nach langen Jahren der Vorbereitung kommt das ultraschnelle Internet jetzt endlich in der Fläche an, frohlockte Büdingens Bürgermeister Benjamin Harris. „Ich habe die große Hoffnung, dass es uns den Schub gibt, wirtschaftlich mit Frankfurt und Rhein-Main gleichzuziehen.“ Ohne staatliche Zuschüsse, rein vom Markt getrieben, komme die Digitalisierung nun voran, meinte auch Gederns Bürgermeister Guido Kempel. Man habe sehnsüchtig auf den Glasfaseranschluss gewartet.

Laut Giganetz-Vertriebsleiter Remigius Walden unterschrieben in den ländlichen Orten binnen weniger Monate mindestens 40 Prozent aller Haushalte den Anschlussvertrag. In den Mehrfamilienhäusern von Büdingen sei die Mindest-Anschlussquote nicht so schnell erreicht worden. Doch nun könne man loslegen.

Die ersten Gräben werden in Lorbach und Orleshausen gezogen

Die orangenen Kabel bringen das schnelle Telefon- und Internetsignal, auf Wunsch auch ein Fernsehpaket, direkt in die Häuser. Die Baukolonnen werden in den nächsten Tagen zuerst in Lorbach und Orleshausen anfangen, sagte der „Construction-Regionalleiter“ Andreas Schelcher. Dort könne man vielleicht schon zum Jahresende ultraschnell surfen. Noch im Herbst graben die Arbeiter die Büdinger Kernstadt auf. Zeitig im neuen Jahr sind dann auch Gedern, Hirzenhain und Kefenrod dran. Wie das konkret aussieht, kann man bei einem Besuch in Nidda anschauen – dort hat die Deutsche Giganetz schon einige Kabel verlegt. Die Infobox auf dieser Seite erklärt, was die Anwohner wissen müssen.

In Büdingen und Umgebung werden nun Gräben von etwa 460 Kilometern Länge gezogen. Dort und in den Durchstichen unter Straßen und Vorgärten werden 939 Kilometer Rohre verlegt. Bis in die Keller der Häuser hinein ziehen die Bau-Teams insgesamt 1677 Kilometer Glasfasern. Am Ende sollen über 20 000 Haushalte Zugang zu dieser modernen Infrastruktur haben. Glasfasern übertragen Daten durch moduliertes Licht. Sie gelten als nicht störungsanfällig und verlieren keine Kapazität, wenn die Leitung lang ist und viele andere noch surfen wollen.

Die Verkabelung kostet rund 30 Millionen Euro

Die Glasfaser-Kommunikation sei zudem besser als die herkömmlichen Kupferkabel vor Sabotage geschützt, sagte Kai Uebach bei der Zeremonie. Er leitet die von 140 Kommunen getragene Gigabitregion FrankfurtRheinMain – eine staatliche Firma, die den Ausbau in der ganzen Region koordiniert. „Wir helfen auch, wenn es mal rumpelt“, meinte er und blickte auf die versammelten Verwaltungsspitzen. In der Bauphase sind auch die gefordert, das kurzzeitige Aufgraben und Wiederversiegeln der Bürgersteige und Fahrbahnen möglich zu machen.

Die Verkabelung der vier Kommunen ist das vorläufig größte Projekt der Deutschen Giganetz, sagt Andreas Schelcher. Sie kostet laut Geschäftsführer Wolfram Thielen rund 30 Millionen Euro. Das Geld kommt nicht vom Staat, sondern von Anteilseignern zweier großer internationaler Investmentfonds. Die hoffen auf langfristige, verlässliche Rückflüsse durch die Nutzungsgebühren der Anschlussinhaber.

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