Protest in Münchholzhausen
Von Ursula Wöll
Seit mehreren Jahren treffen sich Münchholzhäuser und Dutenhofener Anwohner und Anwohnerinnen im Herbst, so auch an diesem 17. Oktober. Sie protestieren gegen das geplante Gewerbegebiet zwischen den Wetzlarer Stadtteilen Münchholzhausen und Dutenhofen. Und ebenso oft hat sich Klaus Schäfer von der Bürgerinitiative den „Mund fusselig geredet“ gegen das unsinnige Projekt, das die Stadt Wetzlar stur weiter plant. Obwohl sie damit gegen die Interessen der AnwohnerInnen handelt, die ihre „grüne Lunge“ verlieren würden.Nein zur Bodenversiegelung
Auch in diesem Jahr war das ‚Große Treffen‘ der Bürgerinitiative sehr gut besucht. Ich tippe auf etwa 700 BesucherInnen. Das obige Foto von Bernd Hellhund zeigt nur einen Teil der Leute. Es beweist, dass auch nach mehreren Jahren der Widerstand der Bevölkerung nicht geringer wurde. Das scheint die Stadt nicht zu interessieren. Sie hält uns als Betroffene für ziemlich dumm, denn sie will uns das künftige Gewerbegebiet als ein ‚ökologisches‘ verkaufen. Aber einige Bäume auf einen betonierten Parkplatz pflanzen, macht die Versiegelung des Bodens nicht rückgängig. Und den Autolärm nicht leiser. Und gibt den betroffenen Bauern ihr Land nicht zurück. So sah man viele selbstgemalte Schilder wie „Natur statt Beton – STOPPT den Flächenfraß“ oder „Mit Arroganz und ohne Maß – ein Hoch dem Flächenfraß“.
Das Wetter war gut am 17. Oktober, so dass einem die Schönheit der Natur besonders auffiel. Wald und Wiesen sind noch Heimat von Rebhühnern, Lerchen, Rotmilanen und Feuersalamandern. Diese geschützten Tiere wären durch ein Gewerbegebiet zum Tode verurteilt, und das mit dem Einverständnis der Grünen und der SPD. An den Artenschutz hat der Laiendichter sicher gedacht, als er auf sein Plakat malte: „Ist der Regenwurm erst weg, ist der Boden nur noch Dreck“. Die Mehrheit der Wetzlarer Stadtverordneten denkt dagegen unverdrossen „Für Geld tun wir alles“, wie auf einem anderen Plakat zu lesen war. Am 1. November beginnt die UN-Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow, die erneut viele schöne Absichten formulieren wird. Im Wetzlarer Rathaus scheint man zu denken „Lassen wir die ganz oben nur babbeln, so viel schöne Natur in der Nähe eines Kleinflugplatzes und einer Autobahnabfahrt, die müssen wir ’nutzen‘. Angeblich gibt es viele gewerbliche Interessenten, aber wer das nun sein soll, bleibt Geheimnis. Und ist auch verwunderlich bei der großen Anzahl der bereits existierenden Gewerbegebiete.
Es waren viele Kinder unter den Protestierenden. Sie haben noch so viel Leben vor sich und wären besonders von einem Klimakollaps betroffen. Sie schlugen Rad auf der grünen Wiese und machten Spagat. Auch das wäre auf einem betonierten Gewerbegebiet unmöglich.
Erst jetzt, am 23. Oktober, ist das Foto aufgetaucht, das Christoph Medebach mit Hilfe einer ‚Drohne‘ machte. Ein Teil der BesucherInnen formt ein X auf den gefährdeten Wiesen. Die Protestierenden wollen damit bildhaft ausdrücken: Diese Flächen sind tabu und dürfen nicht für ein Gewerbegebiet zubetoniert werden.